Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 259 Öhringen, Friedhofskapelle St. Anna 1547?

Beschreibung

Grabplatte des Lienhart (?) Wittich und der Anna geb. Schuler. Ursprünglich im Mittelgang des Langhauses im Boden1; seit der Innenrenovierung 1982 vor der Nordwand im westlichen Joch in Nord-Süd-Richtung verlegt. Roter Sandstein. Umschrift (A) zwischen Linien; im Feld ein Wappenschild in Flachrelief, im Schild zu beiden Seiten der Wappenfiguren Initialen (B). Stark abgetreten und verwittert, Oberfläche schichtweise abgeblättert; die beiden oberen Ecken modern ergänzt (Schriftverlust).

Ergänzung nach Birkenstock.

Siehe Lageplan.

Maße: L. 179, B. 83, Bu. 6,0–7,0 (A), 7,0–8,0 cm (B).

Schriftart(en): Frühhumanistische Kapitalis (A), Kapitalis (B).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. A

    [A]NNOa) · DOMINI · 15[47b) . . / . 1]6̣c) · TAG · ṂẠỊỊ · STAṚB [·] DER · EṚBAR [. .]NHARTd) · WITT/ICḤe) · VND · ANNA · SCHV/LLERIN · ELICHE · HAVSFRAWf) · DERO · SELE · GOT · GNEDIG · SEY

  2. B

    L(inhart) W(ittich) / A(nna) S(chuller)

Wappen:
Wittich/Schuler2.

Kommentar

Die Schrift ist dünnstrichig und mit schwankender Ausrichtung der Schäfte eingehauen. Die sehr schmalen Proportionen und die keilförmigen Verbreiterungen der freien Schaft-, Balken- und Bogenenden sind ebenso typische Elemente der Frühhumanistischen Kapitalis wie einige Einzelformen: A mit einseitig nach rechts überstehendem, leicht schräggestelltem Deckbalken, D mit deutlich verkürztem Schaft, zweibogiges E neben der kapitalen Form mit gleich langen Balken, spitzovales O. Die Worttrenner scheinen zumindest teilweise mit oben und unten angefügten Zierhäkchen versehen zu sein. Das von Birkenstock überlieferte, heute nicht mehr vollständig lesbare Sterbejahr 1547 dürfte angesichts der Schriftformen korrekt sein. Die um dieselbe Zeit in Öhringen entstandenen Grabplatten (nrr. 251, 256258) weisen durchweg eine sehr ähnliche Schriftausprägung auf und stammen vermutlich von der Hand desselben Steinmetzen.

Das Formular des Sterbevermerks läßt zwar nicht eindeutig erkennen, ob sich das genannte Sterbedatum nur auf Lienhart Wittich oder auch auf seine Frau bezieht. Der Vergleich mit einer weiteren 1547 entstandenen Öhringer Grabplatte mit ähnlichem Formular (nr. 258) läßt aber eher vermuten, daß es sich um eine – freilich reichlich ungeschickt eingefügte – bloße Nennung der Witwe handelt. Anna Schuler dürfte aufgrund der Wappengleichheit eine Verwandte des 1552 verstorbenen und ebenfalls in der Öhringer Friedhofskapelle bestatteten Burkhard Schuler sein (vgl. nr. 272).

Textkritischer Apparat

  1. Vom ersten N nur der rechte Schaft erhalten.
  2. Ergänzung nach Birkenstock. Von der 5 ist nur noch der Bogen sichtbar, der Rest der Jahreszahl ist jetzt mit Zementmörtel zugestrichen.
  3. 16 Birkenstock; davor sicherlich zu ergänzen: DE/N.
  4. Der Anfangsbuchstabe teilweise durch eine fest verankerte Kirchenbank verdeckt; vom zur Verfügung stehenden Platz her kommt als Ergänzung wohl nur [LI]NHART in Frage. HART (Hans?) Birkenstock.
  5. Untere Hälfte des W zerstört; WITT . . . . Birkenstock.
  6. Die ersten beiden Buchstaben teilweise durch Gestühl verdeckt.

Anmerkungen

  1. Vgl. Birkenstock 13 Nr. 7.
  2. Zwei gekreuzte Schabeisen (Wittich) über einem liegenden, mit der Klinge nach links weisenden Metzgerbeil (Schuler). Ungewöhnlich ist die Vereinigung der Wappenbilder der beiden Eheleute in einem Schild. Zum Schulerschen Wappen vgl. auch nr. 272.

Nachweise

  1. Birkenstock 13f. Nr. 7 (unvollst.).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 259 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0025907.