Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 258 Öhringen, Friedhofskapelle St. Anna 1547

Beschreibung

Grabplatte des Wolf Keim. Im Chor im Boden, zweite Reihe von Westen, erste Platte von Norden. Roter Sandstein. Umschrift (A) zwischen Linien; im Feld zwei aneinandergeschobene Wappen in Flachrelief; im heraldisch rechten Schild oben zu beiden Seiten der Wappenfigur Nameninitialen (B). Leicht abgetreten und bestoßen; rechte obere Ecke ergänzt.

Siehe Lageplan.

Maße: L. 184,5, B. 89, Bu. 7,2–8,0 (A), 5,5 cm (B).

Schriftart(en): Frühhumanistische Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. A

    ANNO · DOMINI · 1547a) · A[M ·] / HEILIGEN · OSTERb) · ABENT · STARB · DER · ERBAR · WOLF · KHEŸM · / DOROTEA · OETTE · SEIN · / ELICHE · HAVSFRAW · DERO · SELEc) · GOT · GNEDIG · SEY ·

  2. B

    W(olf) K(heym)

Datum: 9. April 1547.

Wappen:
Keim1, Oette2.

Kommentar

Die Schrift ist aufgrund der schmalen Proportionen und etlicher charakteristischer Einzelformen noch als Frühhumanistische Kapitalis zu bezeichnen. Die Ausrichtung der Schäfte schwankt erheblich. A hat fast durchweg einen beidseitig überstehenden Deckbalken, nur in einem Fall ragt er lediglich nach rechts. Einmal ist der Mittelbalken geknickt. D hat einen verkürzten Schaft, E ist kapital mit gleich langen Balken oder zweibogig. Der Balken des H und der Schaft des I sind zumeist ausgebuchtet. Der obere Schrägbalken des K ist bis ganz an den Schaft zurückgebogen. Die Form der meist steilen Cauda des R variiert und ist bald gerade, bald gebogen, bald geschwungen. O ist in der Regel spitzoval. Daneben fällt eine Sonderform besonders auf, die zweimal am Wortanfang vorkommt und bei der die linke Bogenhälfte eigenartig eingedrückt ist. Die großen quadrangelförmigen Punkte über I und Y sind weit oberhalb der die Schriftzeile begrenzenden Ritzlinie plaziert. Als Worttrenner dienen Quadrangel. Der ausführende Steinmetz ist dem Schriftbefund nach derselbe, der die Öhringer Grabplatten nrr. 256, 257 und 259 gefertigt hat.

Das Formular des Sterbevermerks ist durch die eingeschobene Nennung der Ehefrau ungeschickt erweitert3. Träger des Namens Keim kommen im 15. und 16. Jahrhundert auch in Schwäbisch Hall vor4. Ob eine Verwandtschaft zu dem in Öhringen Bestatteten besteht, ist jedoch unsicher.

Textkritischer Apparat

  1. 1542 Birkenstock.
  2. Das E verkleinert auf halber Zeilenhöhe unter die rechte Balkenhälfte des T gestellt.
  3. Das zweite E verkleinert über den Balken des L gestellt.

Anmerkungen

  1. Doppelt bewurzelter Pflanzenkeim (?) mit zwei Blütendolden.
  2. Drei flache und breite Spitzhüte (?) pfahlweise.
  3. Birkenstock 21 Nr. 20 zieht aus der umständlichen Formulierung den falschen Schluß, daß die Grabplatte für die Ehefrau bestimmt sei.
  4. Vgl. Wunder, Bürgerschaft 363.

Nachweise

  1. Birkenstock 21 Nr. 20.

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 258 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0025803.