Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 253 Künzelsau, ev. Johanneskirche 1545

Beschreibung

Epitaph des Georg vom Rein. Innen an der Südwand des Chors; zuvor bis 1970 an der Chorostwand1; im 19. Jahrhundert „auf der Empore, etwas verdeckt“2. Hochrechteckige, oben gegiebelte Sandsteinplatte. Im von Blattvoluten gerahmten Giebelfeld der eingehauene Sterbevermerk; darunter, zwischen Pilastern, die Figur des nach rechts hin knienden und betenden Adeligen in Riefelharnisch, vor ihr der abgestellte, mit Federn geschmückte Visierhelm. Die Pilaster sind mit vier Ahnenwappen belegt, dazwischen heraldisch rechts die Gestalt eines Edelmanns, links einer betenden Dame, jeweils in Flachrelief. Bestoßen, vor allem an den Rändern. Bei der letzten Renovierung 1970 wurden Reste alter Farbfassung beseitigt3.

Maße: H. 193, B. 96, Bu. 3,6–3,9 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/3]

  1. ANNO D(OMI)NI 1545 AN DE(M) / DINSTAG NACH · S(ANCTAE) · LVCIAE IST VER/SCHIDE(N) DER EDEL VND ER(E)NVESTa) / IORG VO(M) REIN DE(M)b) GOT GNEDIG · SEI

Datum: 15. Dezember 1545.

Wappen:
vom Rein4 Crailsheim?5
unbekannt6 Seckendorff.

Kommentar

Die mit extrem schmaler Kerbe eingehauene Kapitalis weist einige charakteristische Einzelformen auf: sehr schmales E neben einer zweibogigen Doppelform, noch schmaleres L mit Oberlänge, breites G mit bis zur Zeilenmitte hochreichender und dort senkrecht nach links umknickender Cauda, H mit nach unten ausgebuchtetem Balken, durchgängig retrogrades N mit nach unten ausgebuchtetem Schrägschaft sowie R mit kleinem Bogen und steiler, leicht nach außen gekrümmter Cauda. I hat stets den Punkt. Die Schriftmerkmale deuten ebenso wie der Stil der figürlichen und ornamentalen Darstellung eindeutig auf die Werkstatt des „Meisters von Niederstetten und Wachbach“ hin7, der im weiteren Umkreis zahlreiche Grabmäler für den Niederadel geschaffen hat.

Georg vom Rein gehört einem Rothenburger Patriziergeschlecht an8, dessen Stammfolge bislang nicht erforscht ist. 1536 und 1543 ist er als würzburgischer Amtmann zu Jagstberg bezeugt9. Vermutlich befand sich in der Künzelsauer Johanneskirche außer dem erhaltenen Epitaph ein zusätzlicher Totenschild mit leicht abweichender Inschrift (nr. 254 †).

Textkritischer Apparat

  1. Kürzungsstrich über ER.
  2. Zwischen dem spiegelverkehrten N und dem D des folgenden Wortes versehentlich ein rechtsschräger Schaft eingehauen; sicherlich nicht als NND-Nexus zu lesen. Nach DE(M) eine überflüssige, ganz offensichtlich erst nachträglich eingehauene Haste.

Anmerkungen

  1. Kdm. Künzelsau 51.
  2. OAB Künzelsau 268.
  3. Zum Zustand vor 1970 vgl. LDA Esslingen, Fotoarchiv, Neg.-Nr. 13420 (1957).
  4. Linksgewendet. Schreitendes Lamm; vgl. Schöler, Familienwappen 86 Taf. 102.
  5. Balken. Identifizierung nach Dr. Helmut Hartmann (hs. Vermerk in der Fotokartei der Inschriftenkommission der Heidelberger Akademie der Wissenschaften); ebenso OAB Künzelsau 268; Kdm. Künzelsau 51. Eine urkundliche Bestätigung der Eheverbindung vom Rein-Crailsheim konnte ich allerdings nicht finden.
  6. Balken. Nach Kdm. Künzelsau 51 angeblich Crailsheim.
  7. Vgl. DI 54 (Mergentheim), Einl. LX.
  8. Vgl. u. a. DI 15 (Rothenburg o. d. Tauber), Namen- u. Wappenregister s. v. Rein.
  9. Rauser, Künzelsaus stadteigene Urkunden 62 Nr. 16 (1536 „Georg vom Royn“); OAB Künzelsau 328 (1536), 589 (1543).

Nachweise

  1. OAB Künzelsau 268.
  2. Der Dt. Herold 23 (1892), Beil. S. 19 (nur erwähnt).
  3. Kdm. Künzelsau 51 (nur erwähnt).
  4. Rauser, Künzelsauer Heimatbuch I, 321 (erwähnt, nach Kdm.).
  5. Kraut, Belebte Zimmer 8 (Abb.).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 253 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0025308.