Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 73: Hohenlohekreis (2008)
Nr. 241 Kloster Schöntal (Gde. Schöntal), Kloster, Kreuzgang 1541
Beschreibung
Epitaph des Hans Philipp von Berlichingen. Im Ostflügel des Kreuzgangs, zwölfter Stein von Norden; bis zur Neuanordnung der Grabmäler im Zuge des barocken Neubaus des Kreuzgangs fünftes Epitaph von Norden1. Sandstein. Auf einem Löwen stehende, lebensgroße, fast vollrunde Figur des Verstorbenen im geriefelten Ganzharnisch mit geöffnetem Visierhelm, in der Rechten einen Streithammer oder Streitkolben (Oberteil abgebrochen) haltend, die Linke in die Hüfte gestützt. In den oberen Ecken und in Kniehöhe vier Ahnenwappen in Flachrelief. Der eingehauene Sterbevermerk beginnt oben links, läuft zwischen Ritzlinien in der Kopfleiste und an den beiden Längsseiten um und setzt sich schließlich in zwei Zeilen in Kopfhöhe der Figur im Feld fort. Reste farbiger Fassung; geringe Stoßschäden.
Siehe Lageplan.
Maße: H. 207, B. 122, Bu. 6,0–6,3 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.
An(n)o · d(omi)nj //a) 1 · 5 · 4 · 1 / Als · der · edel · vn(d) · er(n)vest · hans · philips · von //b) · berlichi(n)gen //c) mit · kaÿ(serlicher)d) Mai(estät)d) · vff · dem · Meer · gezoge(n) · ist · er · gestorbe(n) · vn(d) · ligt · zv //e) Genva //a) begrabe(n) / de(m) · got //a) gnad
Berlichingen | Westerstetten |
Thüngen | Speth. |
Textkritischer Apparat
- Unterbrechung der Inschrift durch den Kopf der Figur.
- Unterbrechung der Inschrift durch Wappen.
- Text springt von der rechten auf die linke Randleiste.
- Kürzung durch Doppelpunkt.
- Fortsetzung der Inschrift im Feld.
Anmerkungen
- Müller/Stöcklein (WLB Cod. Don. 600) fol. 19v.
- Vgl. DI 54 (Mergentheim), Einl. LVIf.
- So jedenfalls Biedermann, Ottenwald, tab. CXII; Berlichingen-Rossach, Götz 620; die Eheverbindung Hans von Berlichingen/Ursula von Westerstetten auch bei Ulmschneider, Götz 237. Nach Möller, Stamm-Taf. I, Taf. XXI war Hans Philipp dagegen ein Sohn von Hans’ Bruder Philipp von Berlichingen († 1534) und einer von Westerstetten unbekannten Namens.
- Hans Philipp hatte bereits an der erfolgreichen Expedition Karls V. gegen Tunis 1535 teilgenommen; vgl. Berlichingen-Rossach, Götz 620f.
- Zu dem Kriegszug vgl. Gustav Turba, Über den Zug Karls V. gegen Algier, in: Archiv für österreichische Geschichte 76 (1890) 25–108. Auf die Flottenbewegungen vor dem eigentlichen Angriff auf Algier geht die Arbeit kaum ein.
Nachweise
- Kremer (WLB HB XV 68) p. 275 (fol. 140r neu).
- Hebenstreit (StAL B 503 II Bü 10) p. 68.
- Müller/Stöcklein (WLB Cod. Don. 600) fol. 19v.
- Schönhuth, Grabdenkmale Berlichingen 451.
- Berlichingen-Rossach, Denkmale 298f.
- Ders., Götz 622, 725.
- Schönhuth, Burgen … Württembergs IV, 226.
- OAB Künzelsau 788.
- Leistikow, Fünf Adelsheims 24 (teilw.).
- Berlichingen-Rossach, Friedrich Wolfgang Götz Graf v., „Mit Kaiserlicher Majestät auf dem Meer gezogen“, in: Hohenloher Chronik 11 (1964) Nr. 11, 4 (Wiederabdruck von Berlichingen-Rossach, Götz 620–622; m. Abb.).
- Kdm. Künzelsau 350.
Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 241 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0024108.
Kommentar
Die charakteristische Schrift erlaubt eine eindeutige Zuschreibung des Epitaphs an den „Meister von Niederstetten und Wachbach“, der in der weiteren Umgebung eine große Zahl von Grabmälern des Niederadels geschaffen hat2. Grundform der gebrochenen Bögen ist ein langgestrecktes Sechseck, der linke Schaft des v ist oft weit nach links geneigt, der Schaft des g ist meist nach links durchgebogen. Besonders typisch sind die Versalien: eine aus dem pseudounzialen A entwickelte Form mit links verkürztem Mittelbalken und mit einer eingedrückten, tropfenförmigen Schwellung am linken Schaft sowie ein ausgesprochen breites symmetrisches unziales M.
Hans Philipp war der Ahnenprobe zufolge ein Sohn des Hans von Berlichingen († 1553) und der Ursula von Westerstetten3. Die in der Inschrift erwähnte Militäraktion, bei der Hans Philipp den Tod fand, war der Kriegszug Kaiser Karls V. gegen die den Türken vasallitisch verbundenen Barbaresken in Algier4. Vermutlich verstarb der Berlichinger bereits im Vorfeld der eigentlichen Kriegshandlungen bei dem Flottenaufmarsch, der über das genuesische Korsika und über Sardinien führte, und konnte daher noch nach Genua zurückgeführt werden. Eine Überführung der erst während der Belagerung Algiers (23.–27. Oktober) Umgekommenen nach Genua ist dagegen eher unwahrscheinlich angesichts der chaotischen Verhältnisse, unter denen die Belagerung wegen der heftigen Herbststürme abgebrochen werden mußte5. Sicherer terminus post quem für Hans Philipps Tod ist jedenfalls die Einschiffung der kaiserlichen Flotte in La Spezia am 28. September. In welcher Kirche in Genua Hans Philipp beigesetzt wurde, ließ sich nicht ermitteln.