Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 236 Dörzbach, ev. Pfarrkirche 1540

Beschreibung

Grabplatte einer von Berlichingen. Bis 1934 im Boden1 seither innen an der Ostwand des Chors aufgerichtet. Sandstein. Umschrift, außen von einer Ritzlinie begrenzt; im eingetieften Feld Figur der Verstorbenen in flachem Relief, umgeben von vier Wappen in den Ecken. Stark abgetreten, die rechte und die untere Randleiste mitsamt Inschrift dadurch fast völlig zerstört, Wappen rechts unten unkenntlich; unterer Rand zudem abgebrochen, ebenso die linke obere Ecke (modern ergänzt); linker Rand geringfügig beschnitten.

Maße: L. 170 (Rest), B. 84,5, Bu. 5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/3]

  1. [An]no · d(omi)ni · 1 · 5 · 40 · an · S(ankt) · / kilia[n – – – / – – –] gẹ[b]ọṛṇẹa) [·] / von · berlingen · der · got · genad · amen ·b)

Datum: 8. Juli?2

Wappen:
BerlichingenStettenberg
Geyer von Giebelstadt[Bibra?]3

Kommentar

Die prägnante Schrift, deren Wortabstände gegen Ende der Inschrift immer weiter werden, ermöglicht die sichere Zuweisung der Grabplatte an die Werkstatt des „Meisters von Niederstetten und Wachbach“, aus der eine große Zahl von zwischen 1531 und 1560 entstandenen Grabmälern des Niederadels erhalten ist4. Himmelheber5 weist die Grabplatte der „Ursula von Berlichingen, geb. von Stettenberg, gest. 1540“ zu. Dies paßt jedoch mit dem Wortlaut der Inschrift nicht zusammen, derzufolge die Verstorbene eine geborene von Berlichingen war. Himmelheber stützt sich bei seiner Identifizierung auf Angaben der Oberamtsbeschreibung6, die aber bereits ungenau sind: Es muß sich bei der vorliegenden Platte um den dort beschriebenen, seinerzeit im Boden vor der Langhausnordwand liegenden „Grabstein der Anna v. Turn, geb. Berlichingen,“ handeln, die „nach dem Mutterwappen eine Tochter der Ursula von Stettenberg“ war. Diese Angaben stimmen jedenfalls mit der vorliegenden Platte überein, deren Fußzeile mit dem Namen um 1880 offensichtlich noch besser erhalten war, nicht dagegen das angeführte Todesjahr „1542 (?)“, das zur Grabinschrift der Mutter der Verstorbenen (nr. 243) gehört. Die den Oberamtsbeschreibungen zugrundeliegenden – korrekten – Aufzeichnungen7 sind offenbar bei der Beschreibung der beiden Grabplatten durcheinandergeraten. Den Ahnenwappen zufolge war die Verstorbene vielleicht eine Tochter des Götz von Berlichingen und der Ursula von Stettenberg8. Ihre Ehe (mit einem „von Turn“ = von Dürn?) ließ sich anderweitig bislang nicht nachweisen.

Textkritischer Apparat

  1. Obere Hälfte der Buchstaben zerstört; Lesung aber durch die unterschiedlichen Abstände der sichtbaren Schäfte gesichert.
  2. Es folgt eine gewellte Zierlinie, danach etwa 30 cm unbeschriftet.

Anmerkungen

  1. Vgl. Kdm. Künzelsau 485.
  2. Kilianstag ist der 8. Juli; möglicherweise war in der Inschrift aber der Kiliansabend (7. Juli) genannt.
  3. Vgl. die Ahnenprobe bei nr. 243.
  4. Vgl. DI 54 (Mergentheim), Einl. LVIf.
  5. Kdm. Künzelsau 126.
  6. OAB Künzelsau 485.
  7. In StAL E 258 VI Bü 2105 (Ortsbeschreibung Dörzbach), Einzelbl. „Grabsteyn Dörzbach“, sind den beiden Grabplatten jeweils noch die richtigen Todesjahre zugeordnet.
  8. Diese Eheverbindung jedenfalls nach Möller, Stamm-Taf. I, Taf. XXI; vgl. dazu aber nr. 149.

Nachweise

  1. StAL E 258 VI Bü 2105 (Ortsbeschreibung Dörzbach), Einzelbl. „Grabsteyn Dörzbach“ (nur erwähnt).
  2. OAB Künzelsau 485 (nur erwähnt).
  3. Kdm. Künzelsau 126.
  4. Rauser, Dörzbacher Heimatbuch 94 (nach Kdm.).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 236 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0023607.