Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 234 Aschhausen (Gde. Schöntal), Schloß 1538

Beschreibung

Gedenkstein zur Erinnerung an die Ermordung des Hans Gottfried von Aschhausen. Ursprünglich an der Stelle der Tat am Fuße des Schloßbergs, am alten Weg neben einer – nicht mehr bestehenden – kleinen Kapelle1. 1883 befand sich der Stein nicht mehr an dieser Stelle2. Danach war er von 1908 bis 1947 an der Straße zum Schloß bei der Brücke „in der Nähe des Tatorts“ aufgestellt3. Seit 1947 auf der Schloßgartenterrasse (ehemaliger Zwinger) östlich des Hauptbaus4. Schmale Stele aus Sandstein. Auf der Vorderseite durch breite, profilierte Rahmenleisten in drei verschieden große Zonen gegliedert: oben in einem quadratischen Bildfeld Relief der Kreuzigungsgruppe; darunter in einem querrechteckigen Bildfeld vier nach links hin reitende Männer, die nur mehr schemenhaft zu erkennen sind. Das zweite Pferd von links bäumt sich auf und scheint demnach den tödlich Getroffenen zu tragen, während der Reiter auf dem linken Pferd sich rückwärts zu wenden scheint und möglicherweise den Mörder darstellt. Oben in der Mitte des Reliefs eine völlig unkenntliche Darstellung, vielleicht Gottvater in den Wolken. Die untere, hochrechteckige Zone der Stele wird von einer achtzeilig eingehauenen Inschrift eingenommen, deren letzte Zeile von einem reliefierten Wappen in quadratisch eingetieftem Feld unterbrochen wird. An den beiden Schmalseiten oben je ein Wappenschild in Flachrelief. Stark verwittert und bestoßen, Ränder an vielen Stellen ausgebrochen, Bildreliefs verstümmelt. Der ursprünglich mit Sicherheit vorhandene Fundamentsockel fehlt.

Maße: H. (Rest) 149,5, B. 52, T. 15, Bu. 3,6 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/4]

  1. Am [·] do(n)nerstag · nach / ọc̣ụḷị · anno · d(omi)ni · 1 · 5 · 38 / ist · vff · diẹsem · platz · er=/schossen · worden · der / Edel [· v]nd · Ernṿest / hans · G̣[o]ttfridt · vo(n) / aschavsẹn · dem · / Got // gnad

Datum: 28. März 1538.

Wappen:
Aschhausen; heraldisch rechts: Aschhausen; links: Ehrenberg.

Kommentar

Der aus dem pseudounzialen A entwickelte Versal am Beginn der Inschrift hat einen verdoppelten geschwungenen linken Schaft: der rechte Teil ist als Haarstrich gestaltet, der linke mit zwei aufgesetzten Schwellungen versehen; der rechte Schaft steht senkrecht, Deckbalken und Mittelbalken verlaufen parallel linksschräg. Als Versalien kommen sonst noch zweibogiges E und kapitales G mit einwärts geknickter senkrechter Cauda vor. Die Versalienformen, zusammengenommen mit dem lockeren Duktus der Gemeinen sowie mit einigen charakteristischen Einzelformen – so das breite v mit leicht nach außen geneigten Schäften – ermöglichen eine sichere Zuweisung des Denkmals an den „Meister von Niederstetten und Wachbach“5. Es ist sein bisher frühestes bekanntes Werk im fränkischen Raum.

Hans Gottfried von Aschhausen wurde 1516 geboren als Sohn Hans Georgs von Aschhausen († 1539) und der Barbara von Rosenberg6. 1536 heiratete er Apollonia von Ehrenberg, Tochter des Peter von Ehrenberg und der Katharina von Oberstein. Der Oberamtsbeschreibung zufolge soll er von seinem Diener ermordet worden sein7. Nach seinem frühen Tod heiratete die Witwe in zweiter Ehe Martin von Adelsheim. Zwei fragmentarisch erhaltene, qualitätvolle Figurenepitaphien gelangten im 19. Jahrhundert aus der 1833 abgebrochenen Aschhausener Pfarrkirche in das Schloß, wo sie jetzt neben dem Gedenkstein von 1538 auf der Schloßterrasse aufgestellt sind. Sie wurden, wie der Stil der figürlichen Darstellung und die Gestaltung der Wappen zeigt, eindeutig in derselben Werkstatt hergestellt wie das Denkmal, weisen aber keine Inschriften mehr auf. Das Epitaph mit dem auf einem Löwen stehenden jugendlichen Ritter stellt sicherlich Hans Gottfried dar8, das Pendant mit der betenden Frau und den zwei Knaben ist wahrscheinlich gleichzeitig in Auftrag gegeben worden und zeigt die Witwe mit den 1537 und 1538 geborenen Söhnen Hans und Gottfried9. Da beide Knaben als etwa Drei- bis Vierjährige erscheinen, sind die beiden Epitaphien möglicherweise nicht sofort nach Hans Gottfrieds Tod entstanden.

Anmerkungen

  1. Bauer, Alterthümer 252. Präzisere Standortangabe in HZAN GA 55 (Nachl. Albrecht) IX. Bü 212 (1. H. 19. Jh., nach 1818): „eingemauert in eine Mauer unweit des Wegs über den Erlenbach zwischen einer kleinen Kapelle und dem Wirthshauße zum Hirsch links beim Heraufsteigen“.
  2. So jedenfalls OAB Künzelsau 357.
  3. Vgl. Schaupp, Aschhausen 422 (masch. Kopie: 173); Kdm. Künzelsau 86.
  4. Für die Erlaubnis zur Aufnahme der Inschrift sei Herrn Ludolf Graf von Zeppelin-Aschhausen auch an dieser Stelle herzlich gedankt.
  5. Vgl. zu dessen Oeuvre und den Schriftmerkmalen DI 54 (Mergentheim) Einl. LVIf.
  6. Zu den genealogischen Zusammenhängen vgl. Biedermann, Ottenwald, tab. CCCLXIXf.
  7. OAB Künzelsau 357.
  8. Von der ursprünglichen Vierahnenprobe ist nur das Wappen der Großmutter väterlicherseits (Margaretha von Berlichingen) erhalten. Zu ergänzen sind oben die Wappen Aschhausen und Ehrenberg, unten links das Wappen Frundsberg.
  9. Die beiden Schilde zu Häupten sind die unteren Wappen einer Vierahnenprobe: die beiden oberen Wappen Ehrenberg und Oberstein fehlen, unten rechts das Wappen der Großmutter väterlicherseits (Elisabeth Horneck von Hornberg), links das der Großmutter mütterlicherseits (Dorothea von Erlenbach); vgl. Biedermann, Ottenwald, tab. CCCLXXVf.

Nachweise

  1. Bauer, Alterthümer 252.
  2. OAB Künzelsau 357.
  3. Kdm. Künzelsau 86.
  4. Rauser, Schöntaler Heimatbuch 40 (nach Kdm.).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 234 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0023403.