Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 217 Waldenburg, ev. Pfarramt 1. V. 16. Jh.

Beschreibung

Kelch. Silber vergoldet, getrieben und graviert. Sechspaßfuß über breiter Sockelplatte und profilierter Zarge. Auf einem der Pässe ein eingraviertes Tatzenkreuz mit knopfartig verdickten Spitzen. Der sechseckige Schaft trägt ober- und unterhalb des Knaufs je eine eingravierte Umschrift (A, C). Der gedrungene Nodus aus getriebenen Lanzetten mit eingravierter Maßwerkfüllung ist mit sechs rhombenförmigen Rotuli besetzt, in welche die Inschrift (B) in konturierten Buchstaben vor linksschräg schraffiertem Grund eingraviert ist. Ausladende, geradwandige Kuppa. Auf der Unterseite des Fußes der eingeritzte zweizeilige Besitzvermerk (D). Durch Neuvergoldung des Kelchs sind die Konturen einiger Buchstaben etwas verwischt.

Maße: H. 18,4, Dm. (Kuppa) 11,0, (Fuß) 13,4, Bu. 0,8–1,0 (A), 0,5–0,8 (B), 0,7–0,9 (C), 0,7 bzw. 0,2 cm (D).

Schriftart(en): Frühhumanistische Kapitalis (A–C), Kapitalis mit einzelnen Minuskelbuchstaben (D).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/8]

  1. A

    C/R/I/S/T/(VS)a)

  2. B

    I/H/E/S/V/S

  3. C

    O / M/A/R/I/A

  4. D

    ESCHEL/bAchb)

Kommentar

Die gravierten Anrufungen (A) und (C) zeigen die für die Frühhumanistische Kapitalis typischen schmalen Proportionen und keilförmigen Verbreiterungen der freien Schaftenden. A trägt einen beidseitig weit überstehenden Deckbalken und einen geknickten Mittelbalken. Die steile Cauda des R setzt am Ende des unten offenen kleinen Bogens an. Der Schaft des I trägt links einen Halbnodus. Die linke Bogenhälfte des O wird innen von einem parallelen Zierstrich begleitet. Die Buchstaben der Inschrift (B) sind aufgrund der abweichenden Technik deutlich plumper und zeigen kaum Strichstärkenwechsel. Das E ist zweibogig, und I hat einen Nodus.

Die flüchtig eingeritzte Inschrift (D) ist wohl als Besitzvermerk zu deuten und weist somit darauf hin, daß der Kelch ursprünglich in die Kirche in Eschelbach (Stadt Neuenstein) gehörte, die 1365 erstmals erwähnt wird und spätestens seit der Reformation selbständige Pfarrei war1. Wann der Kelch nach Waldenburg kam, ist unbekannt.

Textkritischer Apparat

  1. Der us-Haken füllt die gesamte Zeilenhöhe aus.
  2. Das zunächst vergessene H wurde von derselben Hand und in gleicher Schriftgröße über EL nachgetragen. Das A ist in Minuskelgröße in den Mittellängenbereich eingepaßt.

Anmerkungen

  1. Vgl. LdBW IV, 207.

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 217 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0021702.