Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 209 Niedernhall, Friedhof 1521

Beschreibung

Grabplatte des Philipp von Berlichingen. Ursprünglich vermutlich im Boden der Friedhofskapelle. 1960 bei Straßenbauarbeiten im Bereich des Friedhofs aufgefunden und an der Friedhofsmauer aufgestellt. 1988 Restaurierung und Neuaufstellung an der Innenseite der westlichen Friedhofsmauer im Eingangsbereich gegenüber der Leichenhalle unter einem Schutzdach. Als siebter Stein von links im rechten Winkel zur Wand an einem Holzgerüst verankert, so daß Vorder- und Rückseite sichtbar sind. Die Grabplatte wurde 1570 für eine Zweitverwendung rückseitig bearbeitet (nr. 338). Sandstein. Eingehauene Umschrift zwischen Ritzlinien; im nur leicht eingetieften Feld ein linksgewendetes Vollwappen, dessen eigenartig geformte Helmdecken unter dem Schild durch eine Spange zusammengehalten werden. Rechte untere Ecke abgebrochen (geringer Schriftverlust); verwittert. Die Inschrift wurde 1988 durch unsachgemäße Bemalung mit grauer Farbe entstellt1. Die Platte steht auf dem Kopf.

Maße: L. 168, B. 77, Bu. 6,5 cm.

Schriftart(en): Humanistische Minuskel.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. An(n)o Dom(in)i 15 21 / ama) Donerstag nach michaelis starB D[erb) / e]rBer vnD vest / PhiliPs von Berlichingen Der inngc) D(em) g(ott) g(nad)

Datum: 3. Oktober 1521.

Wappen:
Berlichingen.

Kommentar

Die Schrift ist eine steife Humanistische Minuskel mit unausgewogenen Proportionen, deren Ober- und Unterlängen ganz in das Zweilinienschema eingezwängt sind und die daher sehr gedrungen wirkt. Die Schäfte enden stumpf auf der Grundlinie. Eine Zwischenform zwischen ein- und zweistöckigem a kommt dadurch zustande, daß der Bogen der einstöckigen Form in der Mitte deutlich eingekerbt ist, jedoch ohne daß die Spitze den Schaft erreicht. Der Bogen des e ist oben rund eingerollt, aber nicht geschlossen. Das o ist spitzoval. Gelegentlich kommen Kapitalisbuchstaben nicht nur als Versalien, sondern auch im Wortinnern vor (B, D, P). Das A am Beginn der Inschrift ist deutlich vergrößert. Es ist glockenförmig gerundet und hat einen geschwungenen Mittelbalken.

Philipp war ein Sohn des Bernhard von Berlichingen zu Schrozberg († 1517) und der Agathe von Vellberg. Er ist urkundlich zwischen 1517 und 1521 bezeugt2. Verheiratet war er mit Margaretha von Adelsheim, die nach seinem frühen Tod in zweiter Ehe Michael von Lauffenholz heiratete3.

Textkritischer Apparat

  1. Zwischen den ersten beiden Schäften des m versehentlich ein weiterer Schaft eingehauen.
  2. Von D nur das untere Drittel erhalten.
  3. So statt iung.

Anmerkungen

  1. Fotos, die den früheren Zustand festhalten, in der Fotokartei der Inschriftenkommission der Heidelberger Akademie der Wissenschaften.
  2. Möller, Stamm-Taf. I, Taf. XXI.
  3. Vgl. Kraus, Urkundenregesten Jagsthausen Nrr. 164, 214; Biedermann, Steigerwald, tab. CCXXVII.

Nachweise

  1. OAB Künzelsau 732.
  2. Kdm. Künzelsau 253 (erwähnt).
  3. Rauser, Niedernhaller Heimatbuch 120 (erwähnt, nach Kdm.).
  4. Niedernhaller Grabmale.

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 209 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0020907.