Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 208 Öhringen, ev. Stadtkirche (ehem. Stiftskirche), Kreuzgang 1521

Beschreibung

Grabplatte der Praxedis Gräfin von Hohenlohe geb. Gräfin von Sulz. Ursprünglich im Boden des Langhauses, als südliche Platte in der ersten Reihe von Osten, unmittelbar vor dem Pfarr-Altar1 seit etwa 1890 im Ostflügel des Kreuzgangs im südlichen Joch an der Ostwand aufgerichtet. Sandsteinplatte mit Messingauflagen: Auf der Rahmenleiste umlaufend der Sterbevermerk (A), die Schrift erhaben gegossen zwischen schmalen Stegen, in die Rankenornament eingraviert ist; der unebene Schriftgrund mit Punktpunzen ausbereitet. Die Umschrift ist an den vier Ecken unterbrochen durch rechteckige Felder, in denen die Evangelistensymbole in Flachrelief mit Binnengravur dargestellt sind, jeweils mit erhabener Namenbeischrift in Schriftband: links oben (B), rechts oben (C), rechts unten (D), links unten (E); die beiden unteren Bilder stehen auf dem Kopf. In der Mitte des Binnenfelds ein gegossenes Vollwappen, umgeben von vier nach innen gelehnten Schilden. Leicht abgetreten, vor allem auf der linken Seite; Vollwappen beschädigt (Teile der Helmdecken fehlen); durch unsachgemäßen Anstrich der Steinplatte Teile der Schriftleisten verschmiert.

Siehe Lageplan.

Maße: L. 225, B. 125, Bu. 6,8–7,6 (A), 1,6 (B), 1,5 (C), 1,8 cm (D, E).

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien (A), Kapitalis (B–E).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Helmut Hartmann, Bechtheim [1/7]

  1. A

    Anno · d(omi)ni · 1521 · vff den · 14 / tag · Aprilis · ist · verschide(n) · die · wol · geborne · fraw · Braxedis · geborne / greuin · von · Sulcz · die · des · Wol=/geborn · her her · Jorgen · grave · von · Hohenlea) · gmahel · gwessen · der · sele · g(ott) · g(nad) · A(men) · ·

  2. B

    S LVC//AS

  3. C

    S . IOHANNES

  4. D

    S MARCVS

  5. E

    S MATEV//S

Wappen:
Sulz;
Hohenlohe2 Sonnenberg-Waldburg3
BrandisFürstenberg.

Kommentar

Durch die geringen Buchstabenabstände verschmelzen die Quadrangel am oberen und unteren Rand des Mittellängenbereichs häufig zu einem durchgehenden Band, so daß der Gittercharakter der Textura hervorragend zur Geltung kommt. Für r überwiegt ganz eindeutig die Bogenform, Schaft-r kommt nur ein einziges Mal vor. Der dritte Schaft des w ist rund gebogen, der erste Schaft von v und w ragt in den Oberlängenbereich und ist tief gespalten. Die übrigen Oberschäfte sind etwas schwächer eingekerbt. Die Worttrenner-Quadrangel sind teilweise paragraphzeichenförmig verziert. Die Versalien weisen keine einheitliche Stilisierung auf. Die winzigen, recht schmalen und grob ausgeführten Kapitalisbuchstaben der Inschriften (B–E) zeigen keine Besonderheiten. Die Schaft-, Balken- und Bogenenden sind zumeist zu kräftigen Dreiecken verbreitert und häufig leicht eingekerbt.

Praxedis ist um 1499 als Tochter des Grafen Rudolf V. von Sulz, Landgrafen im Klettgau († 1535), und der Margarethe Gräfin von Sonnenberg geboren4. 1514 heiratete sie den Grafen Georg I. von Hohenlohe-Waldenburg († 1551)5.

Textkritischer Apparat

  1. Sic!

Anmerkungen

  1. Vgl. Lageplan in HZAN GA 55 (Nachlaß Albrecht) II. 7. Bü 103; vgl. auch noch OAB Öhringen 108.
  2. Linksgewendet. Statt einer Wiederholung des Sulzschen Stammwappens hier das nicht zur Ahnenprobe gehörende Wappen des Ehemanns.
  3. Quadriert von Sonnenberg und Waldburg.
  4. Vgl. Eur. Stammtaf. NF XII, Taf. 99 (mit falscher Angabe des Bestattungsorts); Ilse Fingerlin, Die Grafen von Sulz und ihr Begräbnis in Tiengen am Hochrhein (Forschungen und Berichte der Archäologie des Mittelalters in Baden-Württemberg 15), Stuttgart 1992, 11.
  5. Eur. Stammtaf. NF XVII, Taf. 4. Zu Georg vgl. nr. 270.

Nachweise

  1. Baier, Monumenta 1579 (HZAN GA 10 Schubl. 2 Nr. 81), p. [11].
  2. Gabelkover (HStAS J1 Nr. 48gI) fol. 416r (stark verkürzt).
  3. Pregizer, Annales Hohenloici (HZAN GA 45 [Nachlaß Hansselmann] 10. Bü 185) ad a. 1521 (nach Gabelkover).
  4. Hansselmann, Kurtze Historische Beschreibung (HZAN GA 10 Schubl. 2 Nr. 81) p. 54.
  5. Wibel, Hohenloh. Kyrchen- u. Reformations-Historie I, 327f.
  6. HZAN GA 50 (Nachl. Herwig) I. 1. Bü 6: Johann Justus Herwig, Biogr. Genealogie, p. 355.
  7. HZAN GA 55 (Nachlaß Albrecht) II. 7. Bü 103 (mehrfache Wiedergabe der Inschrift u. Zeichnungen).
  8. HZAN GA 55 (Nachlaß Albrecht) IX. Bü 273 (Hansselmann, Beschreibung d. Stiftskirche zu Oehringen 1732, Abschr. 1830), p. 25.
  9. Albrecht, Stiftskirche Oehringen 45 (nur A).
  10. Boger, Stiftskirche Öhringen 91.
  11. OAB Öhringen 108 (nur erwähnt).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 208 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0020803.