Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 196 Kloster Schöntal (Gde. Schöntal), Kloster, kath. Pfarrkirche St. Joseph (ehem. Klosterkirche) 1517

Beschreibung

Grabplatte des Abts Georg Hertlein. Innen an der Südwand des südlichen Seitenschiffs, dritter Stein von Westen. Ursprünglich im Boden des Kapitelsaals als erste Grabplatte vom Abtschor aus1; im Zuge des barocken Kirchenneubaus vor 1717 (Weihe der Kirche) am jetzigen Standort auf einem Sockel aufgerichtet, der mit einer von Abt Knittel verfaßten Versinschrift versehen wurde2. Sandstein. Umschrift zwischen Linien, unten in der Mitte durch einen Wappenschild unterbrochen; im Feld ein senkrecht gestellter reliefierter Krummstab, der von einem aus dem linken Rand hervorkommenden rechten Arm gehalten wird. Oberer Rand um etwa 5 cm beschnitten. Etwas unterhalb der Mitte ein querlaufender Bruch, mit Zementmörtel geflickt; im Bereich des Bruchs geringfügiger Schriftverlust. Schriftzeichen mit grauer Farbe unsachgemäß nachgezogen.

Siehe Lageplan.

Maße: L. (Rest) 210,5, B. 98, Bu. 6,2–7,0 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Amt Heilbronn [1/1]

  1. Anno domini 1517 / v kal(endas) marcij obijt dominusa) G[e]orgius abbas hui(us) mo=/naste=//rij q(uo)d / rexit decem (et) noue(m)b) aṇnis cui(us) ani(m)ac) req(ui)e(sca)td) jn pace Ame(n)

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1517 am 5. Tag vor den Kalenden des März (25. Februar) starb Herr Georg, Abt dieses Klosters, das er 19 Jahre lang geleitet hat. Seine Seele ruhe in Frieden. Amen.

Wappen:
Hertlein3.

Kommentar

Die unbeholfene Schriftausführung verrät dieselbe Hand, die auch die Grabplatte für Abt Johannes Hoffmann († 1514) gefertigt hat (nr. 181). Besonders markant sind das mitunter hochaufragende a mit rundem Oberbogen, das ungelenke eckige Schluß-s, die Unsicherheit bei der Ausformung des p sowie die unförmigen Versalien, die hier allerdings keine Kapitalisformen aufweisen. Auch die Gestaltung des Bildreliefs, besonders des Ärmels, ist auf beiden Grabplatten sehr ähnlich.

Georg Hertlein aus Gerabronn war 1487 Propst im Schöntaler Hof zu Mergentheim4, 1489 Bursarius in Schöntal5. 1492 wurde er zum Abt gewählt. Der Inschrift zufolge muß er nach 19jähriger Amtszeit, also 1511, zurückgetreten sein. An der Lesung des Todesjahres 1517 besteht jedenfalls kein Zweifel. Hertlin starb im Schöntaler Hof zu Niedernhall, wohin er sich nach seinem Rücktritt zurückgezogen hatte6.

Textkritischer Apparat

  1. Senkrechter linker Bogenabschnitt des d versehentlich oben nach links gebrochen.
  2. Der Kürzungsstrich, der sich ursprünglich außerhalb der das Schriftband begrenzenden Ritzlinie befand, ist zerstört; der jetzt sichtbare Strich innerhalb des Schriftbands ist nur nachträglich aufgemalt.
  3. Kürzungsstrich ursprünglich außerhalb der das Schriftband begrenzenden Ritzlinie; jetzt zerstört.
  4. t in kleinerem Schriftgrad und hochgestellt.

Anmerkungen

  1. Müller/Stöcklein (WLB Cod. Don. 600) fol. 23r.
  2. CEU PHOEBUS LAURO , / SPLENDERE GEORGIUS AURO / CERNITUR . EN ! AMBIT / CAPUT INFULA , TEMPORA LAMBIT.
  3. Waagschnittiger schwebender Schragen.
  4. Müller/Stöcklein (WLB Cod. Don. 600) fol. 74v.
  5. Ebd. fol. 70v.
  6. Rauser, Niedernhaller Heimatbuch 25.

Nachweise

  1. Hebenstreit (StAL B 503 II Bü 10) p. 71.
  2. Müller/Stöcklein (WLB Cod. Don. 600) fol. 23r.
  3. OAB Künzelsau 781.
  4. Kdm. Künzelsau 342 (nur erwähnt).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 196 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0019607.