Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 194 Kloster Schöntal (Gde. Schöntal), Kloster, Kreuzgang 1517

Beschreibung

Epitaph des Ritters Bernhard von Berlichingen zu Schrozberg. Im Ostflügel des Kreuzgangs, zehnter Stein von Norden; bis zur Neuanordnung der Grabmäler im Zuge des barocken Neubaus des Kreuzgangs achtes Epitaph von Norden1. Hochrechteckige Sandsteinplatte, an den oberen Ecken abgeschrägt und mit einem rundbogigen Aufsatz versehen. Die lebensgroße, auf einem Löwen stehende vollplastische Figur des Ritters ist in einen Ganzharnisch gekleidet und trägt einen Visierhelm mit hochgeklapptem Bügelvisier. Der Streithammer oder Streitkolben in der gesenkten Rechten ist abgebrochen, die Linke greift zum Schwert, von dem nur mehr Reste des Griffs erhalten sind. Um den Hals die stark vereinfachte Kollane mit Kleinod des brandenburgischen Schwanenordens. In der rundbogigen Bekrönung Vollwappen in Flachrelief, in den Ecken der Platte vier Ahnenwappen. Die eingehauene Umschrift beginnt auf der linken Längsseite unten, umläuft die Bekrönung und endet unten rechts. Reste farbiger Fassung. Stoßschäden; linker und rechter Rand für die Neuaufstellung in der Nische geringfügig beschnitten.

Siehe Lageplan.

Maße: H. 263, B. (Rest) 88, Bu. 6,0 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Amt Heilbronn [1/4]

  1. AN(N)Oa) · D(OMI)NI · 1 · 5 · 17 · AM · SONTAG · NACH · VALENTINI · / ST/ARB · DER · GESTRENGb) · VND · ERNVEST · HER · BER/NHAṚ[D]c) / VON · BERLICHINGEN · RITTER · ZV · SCHROCZBERG · D(EM) · G(OT) · G(NAD) · A(MEN) ·d)

Datum: 15. Februar 1517.

Wappen:
Berlichingen;
BerlichingenWenkheim
GebsattelCrailsheim.

Kommentar

Die Kapitalis ist relativ schmal, lediglich G und O erreichen annähernd quadratische Proportionen. Auf den Wechsel von Haar- und Schattenstrichen, Linksschrägenverstärkung und Bogenverstärkung mit linksschräger Schattenachse ist fast durchgängig geachtet. Die Balkensporen sind meist rechtsschräg ausgerichtet. M hat schräggestellte Schäfte und einen Mittelteil, der nur bis zur Zeilenmitte herabreicht. Als Worttrenner dienen kleine Häkchen auf halber Zeilenhöhe. Die Ziffer 5 ist sichelförmig, rechtsschräg gestellt und linksgewendet.

Bernhard ist ein Sohn des Konrad von Berlichingen zu Schrozberg († 1497, vgl. nr. 119) und der Margarethe von Wenkheim2. Er war verheiratet mit Agatha von Vellberg3. Ab 1506 ist er urkundlich als Ritter bezeugt4. Die Schöntaler Grabplatte Bernhards ist nicht erhalten, ihre Inschrift ist aber überliefert (nr. 195 †).

Textkritischer Apparat

  1. O verkleinert und hochgestellt.
  2. TR-Nexus: das R verkleinert auf Zeilenmitte an den Schaft des T angefügt.
  3. Vom zweiten R nur noch der Schaft erhalten, der folgende Buchstabe völlig zerstört. Der geringe zur Verfügung stehende Raum läßt vermuten, daß der letzte Buchstabe in kleinerem Schriftgrad angefügt war. Bernhard Hebenstreit; Bernhardt Müller/Stöcklein.
  4. Als Schlußzeichen drei ins Dreieck gestellte Punkte (Quadrangel bzw. Dreiecke), der rechte in eine geschwungene Zierlinie auslaufend.

Anmerkungen

  1. Müller/Stöcklein (WLB Cod. Don. 600) fol. 20r; mit Nachtrag von 1833: „Nota: Diese Grabstätte … wurde den 1. Novembris 1833 durch 3 Schatzgräber aus Stuttgart … aufgegraben, und Schätze gesucht, wozu sie von der Würtembergischen Regierung die Erlaubniß hatten. – Es wurde Nichts gefunden“.
  2. Vgl. Möller, Stamm-Taf. I, Taf. XXI.
  3. Ebd. Die Heirat fand (wahrscheinlich einige Jahre) vor 1498 statt, vgl. Kraus, Urkundenregesten Jagsthausen Nr. 140: Verzichterklärung der Agatha auf ihr im Heiratsbrief angewiesenes Wittum nach Neubewidmung (1498 V 9).
  4. Kraus, Urkundenregesten Jagsthausen Nr. 149 (1506 V 5). 1502 war er noch nicht Ritter, vgl. ebd. Nr. 147.

Nachweise

  1. Hebenstreit (StAL B 503 II Bü 10) p. 67.
  2. Müller/Stöcklein (WLB Cod. Don. 600) fol. 20r.
  3. Bauer, Südwest-Frankens Ritterburgen (WLB Cod. hist. F 687) fol. 183v.
  4. Schönhuth, Grabdenkmale Berlichingen 450.
  5. Berlichingen-Rossach, Denkmale 298.
  6. Ders., Götz 725.
  7. Schönhuth, Burgen … Württembergs IV, 225.
  8. OAB Künzelsau 788.
  9. Kdm. Künzelsau 350 (nur erwähnt).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 194 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0019401.