Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 184 Öhringen, ev. Stadtkirche (ehem. Stiftskirche), Kreuzgang 1514

Beschreibung

Grabplatte der Dorothea Rynmann geb. Prögel. Im Westflügel des Kreuzgangs an der Innenseite zwischen den beiden südlichen Fenstern aufgerichtet. Sandstein. Umschrift zwischen Linien; oben im Feld zwei gegeneinandergelehnte Wappenschilde in Flachrelief. Stark verwittert und bestoßen, Oberfläche absandelnd; Ausbrüche an den Rändern. Links oben im Bereich der Schriftleiste eine große rechteckige Bohrung.

Siehe Lageplan.

Maße: L. 191, B. 95, Bu. 6,5–7,0 cm.

Schriftart(en): Frühhumanistische Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Helmut Hartmann, Bechtheim [1/1]

  1. · ANNO · D(OMI)NI · · 1 · 5 · 14 · AN / DEM XIII · DAG · DES · MONATS · DECEMBRIS · STARB · DIE · / ERBARE · FRAW · DỌṚOTHE[A · / PR]ÖGIERINa) HANS · RI(N)MANS · HAVSFRAW · ỊẸR SEL GOT G[N]AD ·

Wappen:
Rynmann1, Prögel2.

Kommentar

Die Schriftformen der Frühhumanistischen Kapitalis stimmen völlig überein mit denen auf der Öhringer Grabplatte der Brigitta Kegel von 1512 (nr. 177). Beide Grabmäler wurden zweifellos vom selben Steinmetzen gefertigt. Zu möglichen weiteren Werkstattzusammenhängen vgl. nr. 177.

Dorothea war vermutlich eine Tochter des Öhringer Bürgers und späteren Schultheißen Hans Prögel3. Das linke Wappen auf dem Grabmal deutet darauf hin, daß sie vermutlich derselben Familie entstammt wie der von 1414 bis 1431 nachweisbare badische und zeitweilige königliche Münzmeister Jakob Broglin (Proglin), der als Siegelbild das sitzende Eichhörnchen verwendete4. Dorotheas in der Inschrift genannter Mann war der ebenfalls aus Öhringen stammende und vornehmlich in Augsburg wirkende Buchhändler und Verleger Hans Rynmann5. Das Ehepaar wurde mitsamt seinen Nachkommen 1498 von Graf Kraft von Hohenlohe gegen Zahlung der hohen Summe von 800 Gulden von der Leibeigenschaft, ihr Haus von Steuern und Abgaben befreit6. Rynmann ist zusammen mit seiner Frau in der Frankfurter Karmeliterkirche in einem Wandmalereizyklus inschriftlich unter den Stiftern genannt, die Stiftung erfolgte kurze Zeit vor Dorotheas Tod7. Rynmanns Grabplatte ist ebenfalls erhalten (nr. 214).

Textkritischer Apparat

  1. So statt PRÖGLERIN; Pogierin Esenwein. Der letzte Buchstabe des Vornamens und der Anfangsbuchstabe des Zunamens sind auf einer um 1970 entstandenen Fotografie (Fotokartei der Inschriftenkommission der Heidelberger Akademie der Wissenschaften) noch eindeutig zu erkennen, mittlerweile aber restlos zerstört.

Anmerkungen

  1. Zwei Schrägbalken.
  2. Sitzendes Eichhörnchen, in den Vorderläufen eine Nuß (?) haltend. Die Wappenzuordnungen Germans, Rynmann 176f. sind zu korrigieren.
  3. So German, Rynmann 159. Hans Prögel war demnach 1487 Ratsverwandter in Öhringen und Schultheiß in Waldenburg, 1510 Schultheiß in Öhringen. Dieser Hans dürfte wiederum identisch sein mit dem 1478 urkundlich genannten Hans Progel zu Öhringen, der mit Dorothea von Bernhausen verheiratet war; vgl. B. Klaus, Zur Geschichte der Klöster der ehemaligen Reichsstadt Schwäb. Gmünd, in: WVjh. NF 20 (1911) 5–67, hier: 21; vgl. auch Württ. Regesten Nr. 14558 (1483): „Hans Brugel, Fridels sel. Sohn“. Dorothea Prögel hat also vermutlich den Vornamen ihrer Mutter erhalten. Als ein Bruder Dorotheas ist 1513 Friedrich Progel bezeugt; vgl. German, Rynmann 174; vgl. auch Württ. Regesten Nr. 14565 (1489): „Friedrich Brogel von Öhringen, Hansen Sohn“.
  4. Jakob Broglin war badischer Münzmeister zu Pforzheim und von 1418 bis 1423 zudem königlicher Münzmeister in Frankfurt und Nördlingen; vgl. Friedrich Wielandt, Badische Münz- und Geldgeschichte (Veröffentlichungen des Badischen Landesmuseums 5), Karlsruhe 21973, 27–34; zu Broglins Siegel ebd. 34. Vgl. bereits die Hinweise in DI 30 (Karlsruhe) nr. 257.
  5. Vgl. zu ihm nr. 214.
  6. Vgl. Wibel, Hohenloh. Kyrchen- u. Reformations-Historie III, 215–219; German, Rynmann 160–163.
  7. Ebd. 177 mit Wiedergabe des Wortlauts der Inschrift; vgl. zu den Wandmalereien zuletzt Ute-Nortrud Kaiser, Jerg Ratgeb – Spurensicherung (Kleine Schriften des Historischen Museums Frankfurt am Main 23), Frankfurt am Main 1985, 161–163.

Nachweise

  1. Esenwein, Grabsteine, Nr. A19 (teilw.).
  2. German, Rynmann 176.

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 184 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0018408.