Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 181 Kloster Schöntal (Gde. Schöntal), Kloster, kath. Pfarrkirche St. Joseph (ehem. Klosterkirche) 1514

Beschreibung

Grabplatte des Abts Johannes III. Hoffmann. Innen an der Nordwand des nördlichen Seitenschiffs, vierter Stein von Westen. Ursprünglich im Boden des Kapitelsaals als siebte Grabplatte vom Abtschor aus1, „inn dem Eck … zur lincken seitten bey dem fenster“2; im Zuge des barocken Kirchenneubaus vor 1717 (Weihe der Kirche) am jetzigen Standort auf einem Sockel aufgerichtet, der mit einer von Abt Knittel verfaßten Versinschrift versehen wurde3. Sandstein. Umschrift zwischen Linien; im Feld Darstellung in hohem Relief: unten das von der Mitra bekrönte Klosterwappen, darüber der durch die Mitra gesteckte Krummstab, der von einem aus dem linken Rand hervorkommenden rechten Arm gehalten wird. Hilfslinien für das Mittelband der Inschrift vorgeritzt. Im oberen Drittel rechtsschräger Bruch, mit Zementmörtel geflickt, rechte untere Ecke ergänzt; im Bereich des Bruchs wie auch stellenweise an den ausgebrochenen und ergänzten Rändern der Platte Beschädigung der Schrift. Schriftzeichen mit grauer Farbe unsachgemäß nachgezogen.

Siehe Lageplan.

Maße: L. 186,5, B. 83,5, Bu. 7,1 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Amt Heilbronn [1/1]

  1. Anno domini M / ccc̣c̣c xiiiia) s(e)c(un)do nonas marcij obiit d(omi)n(u)s Iohannes / abbas Jn Speciosa / valle benemerit(us) cvi(us) a(n)i(m)a requies[ca]tb) Jn pace A(m)e(n)

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1514 am 2. Tag vor den Nonen des März (6. März) starb Herr Johannes, wohlverdienter Abt zu Schöntal. Seine Seele ruhe in Frieden. Amen.

Wappen:
Kloster Schöntal4.

Kommentar

Die Schrift ist trotz Vorritzung des Mittelbandes nicht sonderlich gleichmäßig und mit schwankender Zeilenführung eingehauen und weist bereits einige vom Kanon der Textura abweichende Einzelformen auf: a mit in den Oberlängenbereich ragendem, völlig ausgerundetem oberen Bogen, p mit rechtsschrägem oberen Abschnitt des Bogens, der in spitzer Brechung in den senkrechten Bogenabschnitt überleitet, Schluß-s in Form zweier gegeneinander versetzter Rauten. Worttrenner kommen nicht vor. Die Versalien sind teils der Kapitalis, teils – in der Kopfzeile – der Gotischen Majuskel entlehnt. Bei letzteren ist freilich auf Bogenschwellungen weitgehend verzichtet; das dünnstrichige, oben völlig gerundete A mit verdoppeltem geschwungenen Mittelbalken wirkt überdimensioniert. Die Schrift weicht deutlich von der des mit Stz. nr. 1 signierenden Steinmetzen ab, der ab 1465 zahlreiche Schöntaler Grabmäler, vor allem Abtsgrabplatten, geschaffen hat. Er scheint demnach 1514 nicht mehr zur Verfügung gestanden zu haben. Auch das Bildrelief (Gestaltung von Ärmel und Pedum, Schildform) verrät eine andere Hand.

Johannes Hoffmann aus Neuenstadt am Kocher wurde 1474 Propst in der Schöntaler Filiale Mergentheim5, 1478 Propst in Schöntal6 und 1486 zum Abt des Klosters gewählt. Nicht mehr näher zu spezifizierende Baumaßnahmen im Kloster in seiner Amtszeit werden durch einen fragmentarisch erhaltenen Wappenstein (nr. 101) belegt. 1489 ließ er den Abteibau über dem mittleren Keller gegenüber dem Refektorium errichten7. Außerdem erwirkte er zahlreiche kaiserliche und königliche Privilegien für sein Kloster, darunter eine Wappenbesserung (1491)8, die auf der Grabplatte berücksichtigt ist. Seine Leistungen und Verdienste fanden in dem Epitheton benemeritus in der vorliegenden Inschrift ihre Würdigung. Nach sechsjährigem Abbatiat legte er 1492 die Abtswürde nieder und versah seither bis zu seinem Tode die Stelle eines Kaplans in Hall, wo ihm der Schöntaler Hof als Wohnung angewiesen wurde9. Das Kloster übernahm die Unterhaltskosten. Johannes Hoffmann soll den Grundstein zur Haller Michaelskirche gelegt haben10. Gemeint ist sicherlich die inschriftlich dokumentierte Grundsteinlegung11 zum Chorneubau 1495. Nach seinem Tod wurde Hoffmann nach Schöntal überführt und in der Abtsgrablege im Kapitelsaal beigesetzt.

Textkritischer Apparat

  1. Letztes i jetzt falsch als j-longa nachgezogen.
  2. ca nur aufgemalt.

Anmerkungen

  1. Müller/Stöcklein (WLB Cod. Don. 600) fol. 23v.
  2. Kremer (WLB HB XV 68) p. 251 (fol. 128r neu).
  3. PRAESIDET HOFFMANNUS / QUEM SEXTUS PRAEMIAT ANNUS / SUB QUO MITESCUNT / IEIUNIA , PENSA RIGESCUNT .
  4. Quadriert und mit Mittelschild belegt, darin ein aus dem rechten Rand hervorkommender bekleideter Rechtarm, einen senkrecht gestellten linksgekehrten Krummstab haltend, 1/4. Löwe, 2/3. in zwei Reihen längsgeschindelter (statt geschachter) Schrägbalken. Als Oberwappen Mitra.
  5. Müller/Stöcklein (WLB Cod. Don. 600) fol. 74v.
  6. Kremer (WLB HB XV 68) p. 251 (fol. 128r neu).
  7. Kdm. Künzelsau 361.
  8. Rückert, Zur Memoria 92.
  9. Vgl. Abel (WLB Cod. hist. Q 308) p. 155. Der Schöntaler Hof in Hall war 1450 verkauft worden, der Käufer war aber weiterhin verpflichtet, Klosterangehörige aufzunehmen; vgl. LdBW IV, 545.
  10. Abel (WLB Cod. hist. Q 308) p. 155.
  11. Foto in der Fotokartei der Inschriftenkommission der Heidelberger Akademie der Wissenschaften.

Nachweise

  1. Kremer (WLB HB XV 68) p. 251 (fol. 128r neu) (nur teilw.).
  2. Hebenstreit (StAL B 503 II Bü 10) p. 71.
  3. Müller/Stöcklein (WLB Cod. Don. 600) fol. 23v.
  4. Abel (WLB Cod. hist. Q 308) p. 155 (nur teilw.).
  5. OAB Künzelsau 781.
  6. Kdm. Künzelsau 340 (nur erwähnt).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 181 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0018107.