Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 179 Buchenbach (Gde. Mulfingen), ev. Pfarrkirche 1512

Beschreibung

Kelch. Silber vergoldet, getrieben, ziseliert und graviert. Abgetreppter Sechspaßfuß, der sich zum sechseckigen Schaft verjüngt. Direkt aufgesetzt ist der flache Nodus, der auf Ober- und Unterseite jeweils in sechs Zungen mit Mittelgrat gegliedert ist, die sechs Blattrosetten einschließen. Über dem Nodus ein sechseckiges Schaftstück mit umlaufend eingravierter Inschrift (A); zwischen Fuß und Nodus fehlt vermutlich ein entsprechendes Schaftstück. Becherförmige, steilwandige Kuppa. Auf der Unterseite des Fußes ist in einen der sechs Pässe eine Jahreszahl (B) eingraviert. 1662 wurden auf die Oberseite des Fußes nachträglich vier Wappenschildchen aufgenietet und als Beischriften Nameninitialen in Kapitalis und eine Jahreszahl eingraviert1. Oberes Schaftstück mit leichtem Knick. Auf dem Fußrand als Beschauzeichen oder Meistermarke ein spiegelverkehrtes N oder Z.

Maße: H. 15, Dm. (Fuß) 11, (Cuppa) 7,9, Bu. 0,7 (A), Zi. 0,4–0,6 cm (B).

Schriftart(en): Frühhumanistische Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/7]

  1. A

    I/H/E/S/V/S2)

  2. B

    · 1512 ·a)

Kommentar

Die Frühhumanistische Kapitalis ist dünnstrichig eingraviert, Schaft- und Balkenenden sind dreieckig verdickt. Auffällige s-förmig gebogene Sporen begrenzen die Bögen des S. E ist epsilonförmig, der Balken des H ist nach unten ausgebuchtet, das I trägt in der Schaftmitte zwei Zierpunkte. Auf dem wohl fehlenden Schaftstück unter dem Kelchnodus befand sich vermutlich eine weitere Anrufung (wiederholtes IHESVS oder MARIA), wie auf zahlreichen Vergleichsstücken der Zeit.

Textkritischer Apparat

  1. Als Markierungspunkte zu beiden Seiten der Zahl sind kleine Kreuze gesetzt. 1572 OAB Künzelsau.

Anmerkungen

  1. Die vier Wappen wurden offenbar in späterer Zeit vertauscht: unter den Initialen H(ans) · G(eorg) · H(elena) · M(aria) · / V(on) . L(ichtenstein) · G(eborne) · V(on) · S(tetten) . befanden sich ursprünglich sicherlich die beiden Wappen Lichtenstein und Stetten, die jetzt auf den gegenüberliegenden Pässen befestigt sind. Ihre Schildbilder sind lediglich eingraviert. An ihrer Stelle jetzt, gerahmt von der Jahreszahl 1662, zwei gravierte und emaillierte Wappen, die aufgrund der abweichenden Technik wahrscheinlich nicht gleichzeitig, sondern erst zu einem späteren Zeitpunkt angebracht worden sein dürften: unbekannt (quadriert, 1/4. wachsender Löwe, 2/3. drei Hirschstangen pfahlweise), Crailsheim? (Balken in Schwarz). Die Initialen und Wappen bezeichnen die 1640 geschlossene Ehe Hans Georgs II. von Lichtenstein (1613–63) und der Helena Maria von Stetten, Witwe Eberhards von der Leyen; vgl. Biedermann, Baunach tab. CIV. Zwar war Helena Marias Mutter eine von Crailsheim, doch paßt das zweite emaillierte Wappen nicht entsprechend als das mütterliche Wappen Hans Georgs von Lichtenstein.
  2. Die Lesung der Jesus-Anrufung als H(ic) E(st) S(anguis) V(ere[!]) S(alvatoris) in Kdm. Künzelsau 114 läßt den ersten Buchstaben I außer acht, ebenso die Auflösung als Nameninitialen H(einrich) E(berhard) S(iegmund) V(on) S(tetten) in StAL E 258 VI Bü 2100.

Nachweise

  1. StAL E 258 VI Bü 2100 (Ortsbeschreibung Buchenbach), Einzelblatt, gez. Böhringer, 1859 III 15.
  2. OAB Künzelsau 444.
  3. Keppler 178 (nur erwähnt, zu 1572).
  4. Kdm. Künzelsau 114.
  5. Rauser, Mulfinger Heimatbuch 94 (nach Kdm.).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 179 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0017904.