Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 175 Dörzbach, ev. Kapelle St. Wendel zum Stein 1511, 1515, 1520

Beschreibung

Drei Jahreszahlen als Bauinschriften.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/4]

I. Steinquader, außen an der Südseite des Langhauses (Richtung Hohebach), an der Südostecke unter der Dachtraufe. Querrechteckiger Quader, durch umlaufende Ritzlinie gerahmt; die oberen zwei Drittel des Feldes sind leicht eingetieft, darin ein beidseitig eingerolltes Schriftband in Ritzzeichnung; im Schriftband eingehauene Jahreszahl. Verwittert.

Maße: H. ca. 35, B. ca. 45, Zi. ca. 8 cm.

  1. 1 · 5 · 1 · 1 ·a)

II. Portal-Kämpferstein, außen an der Nordseite des Langhauses (Richtung Dörzbach), am Eingang. Der rechte Kämpferstein des Sandsteingewändes ragt leicht vor und ist an der oberen und an der linken Kante abgefast; auf der Stirnseite die mit spitzer Kerbe tief eingehauene Jahreszahl. Stark verwittert.

Maße: H. 23, B. 40, T. 27, Zi. 10–15,5 cm.

  1. 1 · 5 · 1 · 5 ·b)

III. Wandvertäfelung, innen an der Ostwand der Tonnendecke des Langhauses. Kassettierte und bunt bemalte Holzvertäfelung; in den zwei Kassettenfeldern unmittelbar über dem Chorbogen die mit schwarzer Farbe in großen Ziffern aufgemalte Jahreszahl (verblaßt)1. Die Holztonne ist mit Blumen und Blattranken bemalt.

Maße: Zi. ca. 15–40 cm.

  1. 15//20c)

Kommentar

Nähere Bauuntersuchungen zu der Kapelle liegen nicht vor2. Die auf einem Tuffelsen unmittelbar über der Jagst errichtete, mit der Westseite direkt an den Steilfelsen anstoßende Kapelle wird 1478 erstmals genannt, doch geht man von einem wesentlich höheren Alter aus3. Die Bauzahlen dokumentieren einen Neubau im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts, bei dem ältere Bauteile wiederverwendet wurden. Die Jahreszahl im Holzgewölbe des Langhauses bezeichnet vermutlich den Abschluß dieser Baumaßnahmen.

Textkritischer Apparat

  1. Die Ziffern lehnen sich im Duktus an die Gotische Minuskel an: 1 mit Schaftbrechungen, die erste 1 wie j longa mit Unterlänge; linksgewendete 5. Als Zifferntrenner Quadrangel mit oben und unten angesetzten Zierhaken.
  2. 1 als einfache Haste mit kräftiger keilförmiger Verdickung des oberen Endes; eckige 5 in Form eines spitzen S; Trennpunkte dreieckig, der letzte viereckig.
  3. 1 wie j mit Unterlänge, der Schaft links vierfach gezackt; S-förmige 5; die beiden letzten Ziffern deutlich kleiner, eckige spiegelverkehrte 2.

Anmerkungen

  1. Nach OAB Künzelsau 506 war außerdem ein nicht näher beschriebenes „Monogramm“ aufgemalt. Davon ist nichts mehr zu sehen.
  2. Vgl. allg. Kdm. Künzelsau 126f.
  3. Ebd.; LdBW IV, 186.

Nachweise

  1. Schönhuth, Kapelle St. Wendel 98f.
  2. Ders., Burgen … Württembergs 1, 2. Aufl., 121f. (nur II, III).
  3. OAB Künzelsau 506f. (nur I, III).
  4. Eyth, Bezirk Künzelsau 98 (nur I).
  5. Kdm. Künzelsau 127.
  6. Hohenloher Chronik 22 (1974) Nr. 2, IIIf. (nur II, III, nach Schönhuth).
  7. Rauser, Dörzbacher Heimatbuch (nach Kdm.).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 175 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0017509.