Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 173† Öhringen, ev. Stadtkirche (ehem. Stiftskirche) um 1510?

Beschreibung

Glasfenster mit Wappen des Bischofs von Würzburg Lorenz von Bibra. Teil der Chorverglasung, vermutlich im Maßwerk des Achsenfensters1. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts noch vorhanden2, dann wohl 1785/86 durch Blankverglasung ersetzt3. Das Bischofswappen trug eine Beischrift; Anordnung und Ausführung unbekannt.

Inschrift nach Wibel.

  1. Pro merito tandem vere virtutis honore
    Botrufera Castor nunc regnat in Herbipolensi .

Übersetzung:

Wegen der endlich verdienten Ehre für wahrhafte Tugend regiert nun der Biber im würzburgischen Weinberg4.

Versmaß: Hexameter.

Wappen:
Hochstift Würzburg/Bibra5.

Kommentar

Lorenz von Bibra war ein Sohn des würzburgischen Erbuntermarschalls Hans von Bibra zu Mellrichstadt aus dessen dritter Ehe mit Agnes Schenk von Schenkenwald. Er ist um 1459 geboren6. Nach Studium in Heidelberg, Erfurt und Bologna erhielt er 1480 sein erstes Domkanonikat in Mainz, es folgten weitere in Bamberg und Worms. Am Würzburger Domstift war er ab 1488 Domizellar, ab 1494 Dompropst. 1495 wurde er zum Bischof gewählt und bekleidete das Amt bis zu seinem Tod 1519. Aufgrund der Amtszeit Bibras kann die vermutlich von ihm gestiftete Wappenscheibe nicht Bestandteil der Erstverglasung des Chors (vgl. nr. 66) gewesen sein. Sie könnte um 1510 entstanden sein, wenn ein erhaltenes Öhringer Scheibenfragment, das einen Heiligen (Petrus oder Paulus?) zeigt und in diese Zeit datiert wird, tatsächlich, wie R. Becksmann vermutet, zu derselben Verglasungsphase gehört7.

Bibras Wappen mit denselben auf das redende Wappenbild anspielenden Versen war noch ein weiteres Mal im Chor der Stiftskirche am Gewölbe angebracht (nr. 174 †).

Anmerkungen

  1. Vgl. CVMA Schwaben 2, 144.
  2. Wibel, Hohenloh. Kyrchen- u. Reformations-Historie I, 50: „in Glas gemahlet“.
  3. CVMA Schwaben 2, 140.
  4. Wörtlich: „die Traubentragende“, gemeint ist also offenbar die weinreiche Würzburger Gegend.
  5. Vermutlich der quadrierte Schild, 1. Würzburg („fränkischer Rechen“), 2/3. Bibra, 4. Würzburg (Rennfähnlein). Vgl. Kolb, Wappen 97–99.
  6. Vgl. DI 27 (Stadt Würzburg I) nr. 473 mit den wichtigsten biographischen Daten; ausführlich: Alfred Wendehorst, Das Bistum Würzburg (Germania sacra NF 13: Die Bistümer der Kirchenprovinz Mainz), Bd. 3: Die Bischofsreihe von 1455–1616, Berlin 1978, 51–72; ferner zuletzt Gatz, Bischöfe 1448–1648, 54.
  7. CVMA Schwaben 2, 154, Abb. 202.

Nachweise

  1. Wibel, Hohenloh. Kyrchen- u. Reformations-Historie I, 50.
  2. Albrecht, Stiftskirche Oehringen 30 (nach Wibel).
  3. Knoblauch I/1, 339 (nach Albrecht).
  4. CVMA Schwaben 2, 155 (nach Wibel).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 173† (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0017305.