Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 167 Kloster Schöntal (Gde. Schöntal), Kloster, kath. Pfarrkirche St. Joseph (ehem. Klosterkirche) 1509

Beschreibung

Grabplatte der Anna von Weinsberg geb. von Stöffeln. Im südlichen Seitenschiff, vor der Westwand im Boden. Ursprünglich im Chor, auf der Nordseite unterhalb der Grabmäler für Konrad und Anna von Weinsberg; 1716 zusammen mit den Gebeinen an den jetzigen Standort überführt1. Sandstein. Im eingetieften Mittelfeld ein Eheallianzwappen mit zwei Oberwappen unter einem eselsrückenbogigen Astwerkbaldachin; in den Ecken vier Ahnenwappen in Flachrelief. Auf dem breiten Rand der durch die Wappen unterbrochene eingehauene Sterbevermerk. Abgetreten und bestoßen; Rand am Kopfende ausgebrochen (Schriftverlust).

Siehe Lageplan.

Maße: L. 179, B. 83, Bu. 5,4 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Amt Heilbronn [1/4]

  1. An[no] Ṃa) . v[c] . ix° . / Jnnoce(n)tumb) istc) die edel vn(d) wolgeborn fraw Anna vo(n) stof/fell he(r)d) Phylippe(n) / des eltern her(r)e(n) zu wei(n)sperg eliche gemahel der got g(nädig) sey A(men) .

Datum: 28. Dezember 1509.

Wappen:
Weinsberg/Stöffeln2;
StöffelnFürstenberg
Hewen?3 Lupfen.

Kommentar

Die Grabplatte ist nach Ausweis der kunstvoll gestalteten Schrift in derselben Werkstatt geschaffen worden wie die für Annas Ehemann Philipp von Weinsberg (nr. 156). Unterschiede zeigen sich in der Gestaltung des Unterbogens des g (linker Abschnitt gewölbt) und in der Variation des r. Neben dem üblichen Schaft-r wird im Wort eltern eine seltene Variante verwendet, bei der der Schaft schon knapp unterhalb der Zeilenmitte in einem Quadrangel endet. Die untere Spitze dieses Quadrangels läuft in eine Zierlinie aus, die im Halbkreis ein darunter auf die Grundlinie gesetztes Quadrangel umzieht. Außerdem ist einmal Bogen-r eingesetzt.

Anna von Stöffeln muß der Ahnenprobe zufolge eine Tochter von Simon von Stöffeln zu Justingen und Magdalena Gräfin von Fürstenberg gewesen sein4. Die Stammburg der 1515 erloschenen Edelfreien von Stöffeln lag über Gönningen (Stadt Reutlingen)5. Das noch zu Lebzeiten der Eheleute angefertigte Schöntaler Epitaph für Anna und Philipp von Weinsberg ist ebenfalls erhalten (nr. 153), die darauf angebrachten Schrifttafeln für die Sterbevermerke wurden aber erst im 18. Jahrhundert ausgefüllt.

Textkritischer Apparat

  1. Nur der rechte Bogen des M erhalten.
  2. Schluß-m aus dem 3-förmigen m abgeleitet, der untere Bogen reicht weit unter die Grundlinie. Innocentibus OAB Künzelsau.
  3. Danach fehlt durch Versehen des Steinmetzen verstorben o. ä.
  4. Alle Lesungen bisher: stoffelshe(im) oder stoffelhe(im); ebenso dann auch auf der um 1716 – nach der vorliegenden Inschrift – angefertigten Inschrift auf dem Epitaph für Anna (nr. 153). Der Befund ist aber eindeutig: deutlicher Wortabstand zwischen zweitem l (kein langes s!) und h, halbrund gekrümmter r-Kürzungshaken über e, der sich von dem sonst in der Inschrift verwendeten längeren – wenngleich auch leicht gewölbten – allgemeinen Kürzungsstrich unterscheidet.

Anmerkungen

  1. Wie nr. 156.
  2. Quadriert von Weinsberg und Stöffeln; Helmzierden: rechts Weinsberg, links Stöffeln.
  3. Geteilt, oben ein sechsstrahliger Stern; vgl. nr. 153 Anm. 7.
  4. Eheschließung vor 1451 XII 6; vgl. Eur. Stammtaf. NF V, Taf. 14. Die Großeltern mütterlicherseits waren Heinrich V. Graf von Fürstenberg († 1441) und Elisabeth Gräfin von Lupfen († 1437); vgl. Eur. Stammtaf. NF XII, Taf. 94. Magdalena, eine Schwester Annas, war mit Johann IV. Schenk von Erbach verheiratet, starb 1487 und ist in Michelstadt (Odenwaldkreis) begraben, wo ihre Grabplatte (ohne Ahnenprobe) erhalten ist; vgl. DI 63 (Odenwaldkreis) nr. 61; Nikitsch, Stadtkirche Michelstadt 120 nr. 51, 152 Taf. 25.
  5. Der Landkreis Reutlingen (Kreisbeschreibungen des Landes Baden-Württemberg), Bd. II, Sigmaringen 1997, 407f.

Nachweise

  1. Kremer (WLB HB XV 68) p. 243 (fol. 124r neu) (ungenau).
  2. Kremer, Gesta Dominorum (StAL B 503 II Bü 5) p. [9] (ungenau).
  3. Hebenstreit (StAL B 503 II Bü 10) p. 65.
  4. Müller/Stöcklein (WLB Cod. Don. 600) fol. 25v.
  5. Knittel, Annales (StAL B 503 II Bü 13) p. 160, 162 (lat. Übers.).
  6. OAB Künzelsau 780 (nur teilw.).
  7. Kdm. Künzelsau 340.

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 167 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0016707.