Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 163 Künzelsau, ev. Johanneskirche 1508, 1509

Beschreibung

Epitaph oder Grabplatte des Sigmund von Stetten. Ursprünglich sicherlich im Innern der Kirche, aber bereits im 17. Jahrhundert „außerhalb der Kirchen“ aufgestellt1. Der Stein befand sich noch 1888 außen am Chor2 und wurde im Zuge der Kirchenrenovierung von 1913/14 in die vor der Westfassade angebaute neue Eingangshalle versetzt3; nach deren Beseitigung 1970 wurde das Grabmal innen an der Nordwand des Chors angebracht. Hochrechteckige Sandsteinplatte mit oben breit, unten nur unmerklich abgeschrägten Ecken. Eingehauene Umschrift zwischen Ritzlinien; im Feld die in hohem Relief ausgeführte, auf einer Konsole stehende Figur des Verstorbenen mit langem Bart und in Pilgertracht, in der Rechten einen Pilgerstab, in der Linken einen Rosenkranz haltend; in den Ecken vier Wappenschilde, die beiden oberen nach innen gelehnt. Stark verwittert und bestoßen, besonders rechts oben und links unten.

Maße: H. 176, B. 82, Bu. 5,2–6,8 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. Anno · d/omini · m · ccccc · / vnd 〈ix〉 / Jar [·] starb · deṛ · erber · vnd · vest · Jvnckger · sigmvnde · van · Coche(n) / · stetten · eyn · brvḍer · saṇc̣ṭ · J[ac/obsa) · 〈a]ṃ · sontag · reminiscere · dem · got · gnod ·〉b)

Datum: 4. März 1509.

Wappen:
Stetten4 Rosenberg?5
Truchseß von Höfingen?6 Hofwart von Kirchheim.

Kommentar

Die Schrift ist von derselben Hand wie jene auf dem Grabmal der 1507 verstorbenen Barbara von Stetten (nr. 161), sie wirkt hier aber etwas steifer. Die Schaftabstände sind – zumindest auf der rechten Randleiste – gleichmäßiger, indem die bei der Inschrift von 1507 beobachtete Betonung der schrägen Elemente hier stark zurückgenommen ist. So ist etwa der linke Schaft des v meist senkrecht ausgerichtet, und der gebrochene Bogen des e benötigt bedeutend weniger Platz. Der A-Versal ist derselbe wie auf dem Grabmal der Barbara von Stetten, im vorliegenden Fall ist aber die Schaftverdoppelung des linken Schrägschafts wesentlich besser gelungen. Als Worttrenner fungieren einfache Quadrangel ohne Verzierung. Die ix der Jahreszahl ist in deutlich größerem Schriftgrad nachgetragen, und auch die Angabe des Todestags mitsamt Fürbitte gibt sich durch ihre ungleichmäßige Raumaufteilung als Nachtrag zu erkennen.

Dazu paßt, daß Sigmund von Stetten bereits 1508 sein Testament gemacht hat7. Vermutlich hat er gleichzeitig auch die Anfertigung des Grabmals mit der ungewöhnlichen Darstellung des Jakobspilgers in Auftrag gegeben. Die genealogische Einordnung Sigmunds ist noch nicht gelungen.

Textkritischer Apparat

  1. Ergänzt nach HZAN GA 55 (Nachlaß Albrecht) VII. Bü 181; sanc. (benedict?) OAB Künzelsau.
  2. Danach blieb der Rest der linken Randleiste unbeschriftet.

Anmerkungen

  1. HZAN GA 55 (Nachlaß Albrecht) VII. Bü 181 (Stetten).
  2. Keppler 176.
  3. Vgl. Künzelsau am Kocher 13: 1922 „rechts vom Westeingang“. Ebenso noch Kdm. Künzelsau 50.
  4. Linksgewendet.
  5. Geteilt und fünfmal gespalten in verwechselten Tinkturen; vielleicht auch Uissigheim. Ein Sigmund von Uissigheim war 1501 würzburgischer Schultheiß in Künzelsau und ist 1512 und 1514 als kurmainzischer Amtmann zu Nagelsberg bezeugt; vgl. HZAN GA 55 (Nachlaß Albrecht) IX. Bü 261: Nagelsberg. Möglicherweise handelt es sich um einen Verwandten Sigmunds von Stetten.
  6. Linksgewendet. Löwe (stark zerstört). Die Zuweisung durch Dr. Helmut Hartmann, Bechtheim (handschriftl. Vermerk, Fotokartei der Inschriftenkommission der Heidelberger Akademie der Wissenschaften).
  7. AFS 80; vgl. Rückert/Ziegler, Archiv Stetten 65.

Nachweise

  1. StAL E 258 VI Bü 2117 (Ortsbeschreibung Kocherstetten).
  2. HZAN GA 55 (Nachl. Albrecht) VII. Bü 181 (Stetten).
  3. Bauer, Alterthümer 252.
  4. OAB Künzelsau 268.
  5. Der Dt. Herold 23 (1892), Beil. S. 19 (nur erwähnt).
  6. Köpchen 54 Anm. 1 (nur erwähnt).
  7. Kdm. Künzelsau 50.
  8. Rauser, Künzelsauer Heimatbuch I, 321 (nach Kdm.).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 163 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0016309.