Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 154 Öhringen, ev. Stadtkirche (ehem. Stiftskirche) 1506

Beschreibung

Grabplatte der Helena Gräfin von Hohenlohe geb. Gräfin von Württemberg. Ursprünglich im Boden des Langhauses, unmittelbar vor dem Pfarraltar als nördliche Platte der ersten Reihe von Osten1. Um 1890 im Zuge der Kirchenrenovierung gehoben und im Ostflügel des Kreuzgangs aufgestellt. Sandsteinplatte mit Messingauflagen. Erhalten sind nur die Metallteile, die seit etwa 1950 (?)2 innen an der Ostwand des nördlichen Querhausarms angebracht sind: umlaufende Schriftleiste mit erhaben gegossener Inschrift zwischen breiten Randstegen (Schriftgrund punktpunziert); im Feld zentral eine kleeblattbogig abgeschlossene Tafel mit reliefiertem Vollwappen; darüber und darunter je zwei kleinere Wappenschilde. Aus der Linkswendung des heraldisch linken oberen Wappens und der Normalstellung des rechten unteren Wappens geht eindeutig hervor, daß diese beiden Schilde nachträglich vertauscht wurden. Die Wappenzeile gibt die ursprüngliche Anordnung wieder. Leicht abgetreten, vor allem am rechten Rand.

Siehe Lageplan.

Maße: L. (nur Metallauflagen) 187, B. 108, Bu. 6,7 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Helmut Hartmann, Bechtheim [1/4]

  1. Die hochgeborn Fraw Fraw Helena gebornn vo(n) / Wirttennberg (et)c(etera) gravenn Craffts von Hohennlohe (et)c(etera) Eeliche gemahel Starb Am · / xix · tage des Monats Fabruarija) . Nach Cristi / geburt · M · ccccc · Vnd Jm · vi · Jare Die hie begraben ligt · Der got gnade Amen ·

Wappen:
Württemberg3;
Württemberg4 Savoyen
MömpelgardBurgund5.

Kommentar

Die Gotische Minuskel hat auffallend schmale Proportionen. Die Oberlängen ragen in die äußere Randleiste hinein und sind dort in Kontur eingraviert. Bogen-r ist wie ein verkürztes i mit aufgesetztem Quadrangel gestaltet. Zur Auszeichnung wurde auf Versalien zurückgegriffen, wie sie im Bereich der Buchschriften für die Textura entwickelt wurden; charakteristisch sind die Aufbrechung und Verdoppelung von Bögen und Schäften, die Einfügung von doppelten Zierstrichen sowie linksseitige Verzierungen durch Dornen oder Quadrangelleisten.

Helena war eine Tochter Graf Ulrichs V. von Württemberg aus dessen dritter Ehe mit Herzogin Margaretha von Savoyen6. Über ihre Mutter war sie mit den Häusern Burgund, Sforza und Wittelsbach verwandt, zur weiteren Verwandtschaft zählten das französische Königshaus und später nach seiner zweiten Heirat auch Kaiser Maximilian I. Ihre Heirat mit Graf Kraft VI. im Jahre 1476 bedeutete für das Haus Hohenlohe daher einen beträchtlichen Prestigezuwachs. Aus der Ehe gingen 18 Kinder hervor. Helena wurde zur Linken neben ihrem Ehemann beigesetzt (vgl. nr. 147).

Textkritischer Apparat

  1. Sic!

Anmerkungen

  1. Vgl. Fleiner/Horn (WLB Cod. hist. F 691) fol. 64r; Lageplan in HZAN GA 55 (Nachlaß Albrecht) II. 7. Bü 103. So auch noch im 19. Jahrhundert; vgl. OAB Öhringen 109.
  2. Vgl. nr. 147 Anm. 2.
  3. Herzogliches Wappen: quadriert, 1. Württemberg, 2. Teck, 3. Reichssturmfahne, 4. Mömpelgard; Helmzierden: rechts Württemberg, links Teck.
  4. Nur das Stammwappen.
  5. Quadriert und mit Mittelschild (Flandern) belegt, 1/4. Alt-Burgund (hier fälschlich drei Schräglinksbalken statt innerhalb eines Bords fünfmal schräggeteilt), 2/3. Neu-Burgund. Die Felder 2 und 3 müßten eigentlich gespalten sein, und jeweils in der hinteren Hälfte müßten die Wappen von Brabant bzw. von Limburg eingefügt sein.
  6. Die wichtigsten Daten zur Person sind zusammengestellt bei Raff, Hie gut Wirtemberg 443–445; vgl. ferner Hansmartin Decker-Hauff, Helena von Hohenlohe, „des Kaysers Muhme“, in: WFr 50 (1966) 203–211.

Nachweise

  1. Baier, Monumenta 1579 (HZAN GA 10 Schubl. 2 Nr. 81), p. [12].
  2. Gabelkover (HStAS J1 Nr. 48gI) fol. 416r (völlig abweichender lat. Text).
  3. Pregizer, Annales Hohenloici (HZAN GA 45 [Nachlaß Hansselmann] 10. Bü 185) ad a. 1503 (nach Gabelkover).
  4. Hansselmann, Kurtze Historische Beschreibung (HZAN GA 10 Schubl. 2 Nr. 81) p. 53.
  5. Wibel, Hohenloh. Kyrchen- u. Reformations-Historie I, 280.
  6. HZAN GA 55 (Nachlaß Albrecht) II. 7. Bü 103 (mehrfache Wiedergabe der Inschrift u. Zeichnungen).
  7. HZAN GA 55 (Nachlaß Albrecht) IX. Bü 273 (Hansselmann, Beschreibung d. Stiftskirche zu Oehringen 1732, Abschr. 1830), p. 25.
  8. Albrecht, Stiftskirche Oehringen 45.
  9. Boger, Stiftskirche Öhringen 91.
  10. OAB Öhringen 109 (nur erwähnt).
  11. Raff, Hie gut Wirtemberg 443 (nach Albrecht, Stiftskirche).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 154 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0015400.