Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 153 Kloster Schöntal (Gde. Schöntal), Kloster, kath. Pfarrkirche St. Joseph (ehem. Klosterkirche) vor 1506

Beschreibung

Doppelepitaph für die Eheleute Philipp von Weinsberg den Älteren und Anna geb. von Stöffeln. Innen an der Westwand des südlichen Seitenschiffs; ursprünglich im Chor an der Nordwand, dann 1627 unter Abt Sigismund von dort entfernt und bei der Bernhardskapelle in die Kirchenwand eingemauert1; 1718 an den jetzigen Standort versetzt, dabei wurden die beiden Hälften getrennt voneinander zu beiden Seiten der Tür in die Wand eingelassen. Gleichzeitig wurden die zugehörigen Grabplatten (nrr. 156, 167) mitsamt den Gebeinen aus dem Chor vor die Epitaphhälften verlegt. Sandstein. Die ursprüngliche Rahmung des Epitaphs ist sicherlich nicht mehr vollständig erhalten. Heraldisch rechts die auf einem Löwen stehende barhäuptige Figur Philipps von Weinsberg im Ganzharnisch, mit zum Gebet zusammengelegten und einen Rosenkranz haltenden Händen. Hinter ihm vier auf einen Baumstamm aufgelegte Ahnenwappen untereinander, das obere als Vollwappen. Zu Häupten eine Schrifttafel, die erst im 18. Jahrhundert mit einem eingehauenen Sterbevermerk versehen wurde2. Am oberen Rand der Harnischbrust ist Inschrift (A) erhaben ausgehauen. Links gegenüber die auf einem Hund stehende Figur der Anna von Stöffeln in langem, faltenreichen Gewand und mit Haube, ebenfalls mit zum Gebet erhobenen, einen Rosenkranz haltenden Händen; auch hier als äußere Rahmung ein Baumstamm, der mit vier Ahnenwappen belegt ist, das obere wiederum als Vollwappen. Die Schrifttafel über der Figur blieb auch hier zunächst leer und wurde erst im 18. Jahrhundert beschriftet3. Diese Beschriftung ging wahrscheinlich einher mit der Neuaufstellung von 1718 unter Abt Knittel, der beiden Epitaphhälften außerdem neue Sockel mit selbstverfaßten Chronogrammen beifügen ließ4. Wappen teilweise verstümmelt, Hände der Frauenfigur abgebrochen.

Siehe Lageplan.

Maße: H. 248 (linke Hälfte), B. 103, H. (rechte Hälfte) 240, B. 104, Bu. 2,3 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Amt Heilbronn [1/5]

  1. A

    IHESVS · MARIA

Wappen:
WeinsbergStöffeln
Henneberg5Fürstenberg
Leiningen6 Hewen?7
Braunschweig8 Lupfen9.

Kommentar

Die Buchstaben H, M und V sind ausgesprochen breit, das M hat weit ausgestellte Schrägschäfte und einen nur knapp unter die Zeilenmitte hinabreichenden Mittelteil. Die Serifen sind nur schwach ausgeprägt. Als Worttrenner dient eine Rosette. Zu Philipp von Weinsberg und seiner Frau vgl. ihre Schöntaler Grabplatten nrr. 156, 167. Da die inschriftlich bezeichneten Grabplatten ursprünglich unmittelbar vor dem Doppelepitaph im Boden lagen, ist eine Beschriftung der Schrifttafeln auf dem vorliegenden, noch zu Lebzeiten von Philipp in Auftrag gegebenen10 Grabmal nach dem Tod der beiden Eheleute zunächst offenbar als überflüssig angesehen worden. Aus der Schöntaler Kopialüberlieferung geht eindeutig hervor, daß das Epitaph vor der Neuaufstellung im frühen 18. Jahrhundert noch keine Sterbevermerke trug. Die dort überlieferten Texte gehören durchweg zu den Grabplatten11.

Adolf Schahls versuchsweise Zuschreibung des Epitaphs an den angeblichen „Meister M. L.“ („Frühwerk“)12 ist abwegig.

Anmerkungen

  1. Kremer, Gesta Dominorum (StAL B 503 II Bü 5) p. [9]; Knittel, Annales (StAL B 503 II Bü 13) p. 160.
  2. Fraktur und Humanistische Minuskel, den Schriftformen nach keinesfalls aus dem Bearbeitungszeitraum. Der Text orientiert sich an der Inschrift der Grabplatte Philipps (nr. 156): Anno M . D . VI . 26 . Nov(embris) starb der wohl=/gebohrne Philipp der Eltere zu weins/=berg des Römi(schen) Reichs Erb Cam(m)erer.
  3. Fraktur und Humanistische Minuskel. Der Text nach der Inschrift auf Annas Grabplatte (nr. 167): A(nn)o M . D . IX . 28 . Decemb(ris) starb die Edel v(nd) / wohlgebohrne Frau Anna von Stoffels=/heim Philippsen des Elteren Herrn zu / weinsberg Eheliche gemahlin .
  4. Für Philipp: ManDaVIt · DoMInVs · / DoMVI · DIspone tVaeMet · / En ! sVpreMa DIes · / HoraqVe MortIs aDest · / Sto ManDatIs parere paratVs ·. Sternchen (hier als Punkt auf Mitte wiedergegeben) markieren die Trennung der einzelnen Chronogramme voneinander, die jeweils die Jahreszahl 1506 ergeben. – Für Anna: Post annos trInos / obIt anna peDIsseqVa MortIs / Qua charus coniux / decesserat ante philippus . / Gott gebe Ihn beIDen DIe ewIge freVDen . Der erste Hexameter und die deutschsprachige gereimte Fürbitte ergeben Chronogramme auf das Jahr 1509.
  5. Linksgewendet. Quadriert von Neu-Henneberg und Alt-Henneberg.
  6. Linksgewendet. Drei (2:1) Adler, der zweite auswärtsgewendet, darüber ein dreilätziger Turnierkragen.
  7. Geteilt, oben ein sechsstrahliger Stern. Eine Eheverbindung Stöffeln-Hewen läßt sich zwar aus den Stammtafeln für die 1. Hälfte des 15. Jh. nicht nachweisen (vgl. zuletzt Eur. Stammtaf. NF XII, Taf. 96f.: Hewen), doch sind die von Hewen das einzige edelfreie Geschlecht, das im in Frage kommenden Raum das vorliegende Wappen führte.
  8. Linksgewendet. Zwei gekrönte (!) Leoparden.
  9. Geteilt.
  10. Kremer, Gesta Dominorum (StAL B 503 II Bü 5) p. [9]: „… hic sibi et coniugi suae dum viveret e lapidibus fieri fecit Epitaphium …“.
  11. Kremer, Hebenstreit, Knittel, Müller/Stöcklein (alle wie unten). In der Überlieferung des 19. Jh. gehen die Zuordnungen teilweise durcheinander. Inschrift (A) wird bislang nirgends erwähnt, lediglich die nachträglich angebrachten Inschriften des 18. Jh.
  12. Schahl (wie unten) 107. Auf die breite Forschungsdiskussion braucht hier nicht eingegangen werden. Die Werke dieses Meisters, der nach den Forschungen von Anneliese Seeliger-Zeiss nicht mit Moritz Lechler, sondern mit Lenhart Seyfer von Heidelberg zu identifizieren ist, unterscheiden sich in ihrem figürlichen Schmuck erheblich von dem Schöntaler Epitaph; vgl. die Abbildungen bei Erich Herzog, Ein Kronberger Grabmal und der Heidelberger Meister Moritz Lechler, in: Schriften des Historischen Museums IX, Frankfurt am Main 1958, 19–35; zur Meisterfrage vgl. Anneliese Seeliger-Zeiss, Lorenz Lechler von Heidelberg und sein Umkreis. Studien zur Geschichte der spätgotischen Zierarchitektur und Skulptur in der Kurpfalz und in Schwaben (Heidelberger Kunstgeschichtliche Abh. NF 10), Heidelberg 1967, 160–170; zu Seyfer zuletzt Hanns Hubach, Hans Seyfer: Familie – Freunde – Kollegen. Studie zu Herkunft und sozialem Umfeld eines spätgotischen Bildhauers, in: Hans Seyfer. Bildhauer an Neckar und Rhein um 1500, hg. v. Andreas Pfeiffer u. Karl Halbauer (Heilbronner Museumskatalog 105), o. O. 2002, 37–51, bes. 41–44.

Nachweise

  1. Müller/Stöcklein (WLB Cod. Don. 600) fol. 25v (nur erwähnt).
  2. Schönhuth, Burgen … Württembergs IV, 221.
  3. HZAN GA 55 (Nachl. Albrecht) VIII. Bü 185: Zeichnung d. Grabmals von J. L. Roßhirt, um 1860 (?).
  4. OAB Künzelsau 780.
  5. Köpchen 54–59, Taf. VI.
  6. Betzendörfer, Kloster Schöntal 56f. (Abb.).
  7. Kdm. Künzelsau 338–340 (m. Abb.).
  8. Adolf Schahl, Meisterwerke spätgotischer Plastik in Württembergisch Franken in ihren stilgeschichtlichen Beziehungen, in: WFr 50 (1966) 94–110, hier: 105–107 (erwähnt, m. Abb.).
  9. Brümmer, Kunst u. Herrschaftsanspruch 171 (Abb.).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 153 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0015303.