Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 149 Dörzbach, ev. Pfarrkirche 1504

Beschreibung

Epitaph des Moritz von Berlichingen. Innen an der Chorsüdwand. Hochrechteckige Sandsteinplatte. Eingehauene Umschrift, an den vier Ecken durch reliefierte Wappen unterbrochen; im wannenartig eingetieften Mittelfeld der Verstorbene stehend im Plattenharnisch, barhäuptig, die Linke am Schwertgriff, in der Rechten eine Turnierlanze haltend. Geringfügige Beschädigungen an den Rändern.

Maße: H. 199, B. 90, Bu. 6,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versal.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. Anno · domini / m · ccccc · iiii · iar · vffa) · dinstag · noch · dem · gülden · suntag / in · derb) · fasten · stabc) / der · edel · vnd · veste · moricz · von · berlichingen · dem · gott · ge(nad)d)

Datum: 3. März.

Wappen:
BerlichingenGeyer von Giebelstadt
Messelhausen1Crailsheim

Kommentar

Auffällige Buchstaben der sehr gleichmäßig gehauenen Minuskel, deren Hastenbreite genau dem Abstand zwischen den Schäften entspricht, sind: zweistöckiges a, dessen oberer gebrochener Bogen volle Schaftstärke erreicht, g mit waagerechtem oberen Abschluß und mit in doppelter Brechung weit ins Mittelband hochgezogenem Unterbogen sowie i mit Punkt, der mit dem Schaft durch einen Haarstrich verbunden ist. Als Worttrenner dienen Quadrangel, deren obere und untere Spitzen bisweilen in mehr oder weniger lange Zierstriche ausgezogen sind.

In den Berlichingen-Stammtafeln Biedermanns ist Moritz von Berlichingen nicht aufgeführt2. Möller zufolge3 soll Moritz ein Sohn des – angeblich 1504 (!) verstorbenen – Götz von Berlichingen und der Ursula Geyer von Giebelstadt sein, seine väterliche Großmutter wäre demnach Barbara von Messelhausen, was mit der Ahnenprobe auf der Grabplatte zusammenpaßt. Allerdings gibt Möller als Todesjahr Moritz’ 1525 an, was sich nicht mit der Sterbeinschrift vereinbaren läßt. Ohne eingehende Untersuchung der Berlichingen-Genealogie lassen sich die Widersprüche nicht befriedigend auflösen. Die Witwe Moritz’, Ursula von Stettenberg, starb erst 1542 und liegt ebenfalls in Dörzbach begraben (nr. 243). Die Berlichingen vermochten im Laufe des 15. Jahrhunderts nach und nach den Großteil des Dörzbacher Besitzes an sich zu bringen, der zuvor in den Händen zahlreicher Niederadelsgeschlechter und geistlicher Institutionen war4. Die Dörzbacher Kirche diente während des 16. Jahrhunderts als eine der Grablegen des Geschlechts, bevor 1601 die von Eyb die Besitznachfolge im Ort antraten. Die vorliegende Grabplatte ist die früheste erhaltene.

Textkritischer Apparat

  1. Oberlängen verstümmelt; Fehlstelle mit Zementmörtel überstrichen.
  2. Oberlänge des d weggebrochen.
  3. Sic! Über dem a ist der Rand der Grabplatte beschädigt; vielleicht stand hier ein Kürzungszeichen.
  4. Text bricht aus Platzmangel ab; kein Kürzungszeichen.

Anmerkungen

  1. Schachroch. Stammsitz vermutlich Messelhausen, Stadt Lauda-Königshofen (Main-Tauber-Kreis). Identifizierung des Wappens nach Dr. Helmut Hartmann, Bechtheim; handschriftl. Vermerk auf Foto in der Fotokartei der Inschriftenkommission der Heidelberger Akademie der Wissenschaften.
  2. Biedermann, Ottenwald, tab. CV–CXXVI.
  3. Möller, Stamm-Taf. I, Taf. XXI.
  4. Vgl. LdBW IV, 185.

Nachweise

  1. StAL E 258 VI Bü 2105 (Ortsbeschreibung Dörzbach), Einzelbl. „Grabsteyn Dörzbach“ (ungenau).
  2. OAB Künzelsau 484 (ungenau).
  3. Kdm. Künzelsau 126.
  4. Rauser, Dörzbacher Heimatbuch 94 (nach Kdm.).
  5. Der Hohenlohekreis 1, 325 (Abb., verzerrt).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 149 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0014906.