Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 147 Öhringen, ev. Stadtkirche (ehem. Stiftskirche) 1503

Beschreibung

Grabplatte des Grafen Kraft VI. von Hohenlohe. Ursprünglich im Langhaus vor dem Pfarraltar im Boden als mittlere Platte der ersten Reihe von Osten1. Um 1890 im Zuge der Kirchenrenovierung gehoben und im Ostflügel des Kreuzgangs aufgestellt. Sandsteinplatte mit Auflagen aus Messingguß. Erhalten sind nur die Metallteile, sie wurden um 1950 (?)2 innen an der Ostwand des nördlichen Querhausarms angebracht. Auf den Randleisten die zwischen schmalen Stegen erhaben gegossene Umschrift3, der Schriftgrund mit Punktpunzen ausbereitet; im Feld in der Mitte ein linksgewendetes Vollwappen, in den Ecken umgeben von vier kleineren Schilden.

Siehe Lageplan.

Maße: L. (nur Metallauflage) 187,5, B. 108, Bu. 7,2 cm.

Schriftart(en): Frühhumanistische Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Helmut Hartmann, Bechtheim [1/3]

  1. ALS · MAN · ZALT · NACH · CHR(IST)Ia) · GEPVRT / XVC VND · III · IAR · VF · DEN · ANDERN(N) · TAG · DES · MONATS · AVGVSTI · IST · / GESTORBEN · DER · WOLGEBOREN / · HER(R) · HER(R) · CRAFFT · GRAVE · VO(N) · HOHE(N)LOH · DEM · GOT · GNAD · D(ER) · HIE · BEG(R)aBE(N)b) · LEIT

Datum: 2. August 1503.

Wappen:
Hohenlohe;
HohenloheOettingen
HanauMünsterberg4.

Kommentar

Die Buchstaben weisen die für die Frühhumanistische Kapitalis typischen schmalen Proportionen auf. Die Schäfte und Balken verbreitern sich nur schwach an den Enden, dagegen sind die freien Bogenenden meist deutlich keilförmig verdickt. A hat einen hoch angesetzten geknickten Mittelbalken und einen einseitig nach links oder beidseitig überstehenden Deckbalken. E ist zweibogig, Z zweistöckig. Kleine Ausbuchtungen schmücken den Balken des H und den Schrägschaft des N. Als Worttrenner dienen kleine Quadrangel auf halber Zeilenhöhe.

Kraft VI. war ein Sohn des Grafen Kraft V. von Hohenlohe († 1472) und der Margaretha von Oettingen5. 1469 unternahm er im Gefolge des Grafen Eberhard von Württemberg eine Fahrt ins Heilige Land6. 1476 heiratete er Helena, die Tochter Graf Ulrichs V. von Württemberg, die 1506 ebenfalls in der Öhringer Stiftskirche beigesetzt wurde (vgl. nr. 154). Unter Kraft, der in Neuenstein residierte, wurde der Neubau der Öhringer Stiftskirche vollendet (vgl. nr. 122), und er stiftete nach Ausweis der aufgemalten Wappen zusammen mit seiner Gemahlin den neuen Hochaltar7.

Textkritischer Apparat

  1. Befund: XPI mit Kürzungsstrich.
  2. Übergeschriebenes offenes a, hier zu zwei Quadrangeln reduziert.

Anmerkungen

  1. Vgl. Fleiner/Horn (WLB Cod. hist. F 691) fol. 64r; Lageplan in HZAN GA 55 (Nachlaß Albrecht) II. 7. Bü 103. So auch noch im 19. Jahrhundert; vgl. OAB Öhringen 109.
  2. Vgl. Schumm, Stiftskirche (1955) 10–12: „neuerdings“.
  3. Die übergeschriebenen Kürzungszeichen sind in den äußeren Randsteg in Kontur eingraviert.
  4. Gespalten, darin ein gespaltener Adler, belegt mit einer Brustspange. Die Spaltungslinien sind im vorliegenden Wappen nicht erkennbar.
  5. Vgl. Eur. Stammtaf. NF XVII, Taf. 4; zu den Eltern vgl. nrr. 78, 79.
  6. Vgl. Fischer I, 119.
  7. Vgl. Baum, Niederschwäbische Plastik 29, Abb. 16; Hans Koepf, Schwäbische Kunstgeschichte III: Plastik und Malerei der Gotik, Konstanz Stuttgart 1963, 95.

Nachweise

  1. Baier, Monumenta 1579 (HZAN GA 10 Schubl. 2 Nr. 81), p. [11].
  2. Gabelkover (HStAS J1 Nr. 48gI) fol. 416r (stark verkürzt).
  3. Pregizer, Annales Hohenloici (HZAN GA 45 [Nachlaß Hansselmann] 10. Bü 185) ad a. 1503 (nach Gabelkover).
  4. Hansselmann, Kurtze Historische Beschreibung (HZAN GA 10 Schubl. 2 Nr. 81) p. 53.
  5. Wibel, Hohenloh. Kyrchen- u. Reformations-Historie I, 280.
  6. HZAN GA 55 (Nachlaß Albrecht) II. 7. Bü 103 (mehrfache Wiedergabe der Inschrift u. Zeichnungen).
  7. HZAN GA 55 (Nachlaß Albrecht) IX. Bü 273 (Hansselmann, Beschreibung d. Stiftskirche zu Oehringen 1732, Abschr. 1830), p. 25.
  8. Albrecht, Stiftskirche Oehringen 45.
  9. Boger, Stiftskirche Öhringen 91.
  10. OAB Öhringen 109 (nur erwähnt).
  11. Drös, Zur Heraldik 74 (Abb.).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 147 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0014705.