Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 146 Kocherstetten (Stadt Künzelsau), ev. Pfarrkirche 1503

Beschreibung

Grabplatte der Regina von Stetten geb. von Scheppach. Innen an der Südwand des Langhauses, erster Stein von Osten. Ursprünglich im Boden; im 19. Jahrhundert innen an der Langhausnordwand1. Sandstein. Auf dem breiten Rahmen umlaufend eingehauener Sterbevermerk; im wannenartig eingetieften und oben und an den Längsseiten mit Kehle und Rundstab gerahmten Mittelfeld die Gestalt der Verstorbenen in hohem Relief, mit vor der Brust zum Gebet zusammengelegten Händen und mit Rosenkranz. In Hüfthöhe außen zwei Wappenschilde; vier weitere Wappen in den Ecken des Felds. Stark verwittert und bestoßen, Ränder ausgebrochen; erhebliche Beschädigungen vor allem im unteren Bereich der Platte (Schriftverlust). Schrift zu unbekanntem Zeitpunkt mit schwarzer Farbe nachgezogen, davon noch Reste erhalten. Das untere Drittel der Platte ist derzeit durch eine Kirchenbank teilweise verdeckt.

Maße: L. 213, B. 120, Bu. 9,2 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Helmut Hartmann, Bechtheim [1/2]

  1. Anno · d(omi)ni · M · vc · iii · jar / am · montag · n(a)ch · jn · voc̣[a]vita) · jst · verschieden · die · edel / [. . . . . · re]gịṇab) · von [· ste/ttenc) · ge]bornẹ · von · scheppach · der · seḷ · got · gnad ·d)

Datum: 6. März 1503.

Wappen:
Scheppach2, Stetten;
ScheppachWesterstetten?3
Diemantstein4 Bopfingen.

Kommentar

Die gleichmäßige Ausrichtung und der gleichbleibende Abstand der Schäfte zeugen von einer sorgfältigen Vorzeichnung der Inschrift. Soweit noch erkennbar, wurden, um eine gleichmäßige Ausführung der Quadrangel zu gewährleisten, an Ober- und Unterkante des Mittellängenbereichs jeweils zwei parallele Hilfslinien eingeritzt. Überdies wurde die gesamte Schriftzeile mit senkrechten Linien in gleichbleibendem Abstand überzogen. Der Unterbogen des g besteht aus einem flach gewellten Haarstrich, er ragt deutlich unter die Grundlinie. Die Oberlängen sind dagegen nur schwach ausgebildet. Bemerkenswert ist die fehlende Brechung unten am rechten Schaft des m in am, an deren Stelle ein in den Unterlängenbereich reichendes Zierhäkchen angehängt ist – offenbar eine analoge Bildung zu dem M-Versal der Jahresangabe. Das i ist am Wortanfang ohne untere Schaftbrechung als j-longa ausgeführt. Als Worttrenner fungieren einfache Quadrangel.

Die von Scheppach waren ein schwäbisches Niederadelsgeschlecht mit Stammsitz bei Jettingen (Lkr. Günzburg), das auch im fränkischen Jagstheim (Lkr. Schwäbisch Hall) Besitz hatte5. Regina von Scheppach war die zweite Frau des Kunz von Stetten zu Buchenbach und Talheim († 1475), der in erster Ehe mit Amalia von Werdenstein verheiratet war6. Auffällig ist die Voranstellung des Wappens der Frau vor dem des Ehemanns. Die vier Wappen in den Ecken bilden vermutlich die Vierahnenprobe der Verstorbenen.

Textkritischer Apparat

  1. Fehlerhafte Worttrennung.
  2. die edel Regina OAB Künzelsau; Kdm. Künzelsau. Am Beginn der Fußleiste ist noch Platz für ein aus vier bis sechs Buchstaben bestehendes Wort. Das am ehesten zu erwartende fraw scheidet vom Schriftbefund her aus: Die noch erkennbaren unteren Schaftenden weisen sämtlich einen einheitlichen Abstand zueinander auf, so daß der zweite Schaft nicht als r gelesen werden kann. Vom Schriftbefund her möglich wäre die Lesung ma[tro(n)].
  3. Der Name muß gekürzt gewesen sein, da der zur Verfügung stehende Platz nicht für sieben Buchstaben ausreicht.
  4. Das Schluß-Quadrangel links und rechts mit lilienähnlichen Zierelementen versehen.

Anmerkungen

  1. OAB Künzelsau 632 (1884).
  2. Drei im Dreipaß deichselförmig gestellte, aneinander anstoßende Löwen- oder Bärenpranken; vgl. Alberti 684.
  3. Halbgespalten und geteilt.
  4. Stark zerstört. Über Schildfuß ein Schrägbalken; vgl. Alberti 127.
  5. Vgl. Alberti 684.
  6. Alle genealogische Angaben nach Biedermann, Ottenwald, tab. XXXVII.

Nachweise

  1. OAB Künzelsau 632 (unvollst.).
  2. Der Dt. Herold 23 (1892), Beil. S. 19 (nur erwähnt).
  3. LDA Esslingen, Fotoarchiv, Neg.-Nr. 14836 (1959).
  4. Kdm. Künzelsau 201 (unvollst.).
  5. Rauser, Künzelsauer Heimatbuch II, 285 (nach Kdm.), 381 (Abb.).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 146 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0014608.