Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 141 Unterheimbach (Gde. Bretzfeld), ev. Pfarrkirche A. 16. Jh.

Beschreibung

Wandmalerei. Mischtechnik. Im Kreuzrippengewölbe der Sakristei (ehem. Turmchor). 1949 entdeckt, 1957 restauriert1. In den vier Kappen des Gewölbes die vier Evangelistensymbole mit Schriftbändern: im Osten Johannesadler mit Inschrift (A), im Norden Markuslöwe mit (B), im Süden Lukasstier mit (C), im Westen Matthäusengel mit (D). Schrift schwarz auf weißem Grund; fast völlig verblaßt, nur mehr geringe Schriftreste erkennbar; figürliche Malerei teilweise ergänzt. Weitere freigelegte Reste der Chorausmalung: in den Fensterlaibungen Rankenornament, an der Nord- und Ostwand Erzengel Michael mit Schwert und Seelenwaage sowie Brustbilder von drei heiligen Bischöfen (hll. Erasmus, Kilian, Wolfgang)2. Im Schlußstein des Gewölbes skulptierter Wappenschild.

Maße: Bu. ca. 7 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/4]

  1. A

    s(anctus) [– – –]

  2. B

    [. . .] ṃ[. . . . .] ·a)

  3. C

    [– – –]v[c]//k[a]sb)

  4. D

    [– – –]

Wappen:
Sickingen.

Kommentar

Die dürftigen Schriftreste erlauben natürlich keine nähere Datierung der Wandmalereien. Der figürliche Stil der Malereien weist aber in das ausgehende 15. oder frühe 16. Jahrhundert. Dazu paßt auch die Umrißform des skulptierten Wappenschilds auf dem Gewölbeschlußstein: Die Tartsche mit Einkerbung am unteren Schildrand dürfte wohl kaum vor dem letzten Viertel des 15. Jahrhunderts entstanden sein. Da die Gewölbemalereien nicht älter sein können als das Gewölbe, kann das Wappen einen wichtigen Hinweis für die Datierung der Inschriften geben. Für das Jahr 1509 ist bezeugt, daß die Sickingen Herrschaftsrechte in Unterheimbach besaßen3. Man wird daher kaum fehlgehen, die Errichtung des Chorgewölbes in diese Zeit zu setzen. Das Wappen dokumentiert sicherlich eine finanzielle Beteiligung an den Baumaßnahmen. Die Ausmalung des Chors dürfte unmittelbar nach Fertigstellung des Gewölbes erfolgt sein4.

Textkritischer Apparat

  1. Als Worttrenner links neben dem rechten Vorderfuß des Löwen noch schwach ein Quadrangel mit oben und unten angesetzten Zierhäkchen zu erkennen; auf den folgenden Windungen des Schriftbands vermutlich keine Schriftzeichen mehr, allenfalls zeilenfüllendes Ornament.
  2. Unterbrechung der Inschrift durch den linken Vorderfuß des Stiers. Vor dem v vermutlich ein L-Versal, die noch verschwommen sichtbaren Reste passen jedenfalls nicht zu den Formen der Gemeinen der Gotischen Minuskel. Das Schluß-s wurde offenbar bei der Restaurierung „aufgefrischt“, die Formen dürften kaum dem originalen Befund entsprechen.

Anmerkungen

  1. Durch Restaurator Eckert, Bad Mergentheim; vgl. Englert, 225 Jahre Ev. Kirche 8; ders. Unterheimbach 134.
  2. So Englert, 225 Jahre Ev. Kirche 8.
  3. Der Lkr. Öhringen 2, 555. Die Besitzgeschichte des Orts im Spätmittelalter ist äußerst kompliziert und unübersichtlich; vgl. dazu Englert, Unterheimbach 38.
  4. Die Überlegungen zur Datierung der Gewölbemalereien und der Michaelsdarstellung von Englert, 225 Jahre Ev. Kirche 8, überzeugen nicht: „Untersuchungen an Farbe und Putz haben an eine Entstehungszeit zwischen 1350 und 1400 denken lassen; kunstgeschichtliche Vergleiche legen eine spätere Entstehung nahe.“ Die übrige Ausmalung soll dann „zwischen 1420 und 1450 oder später“ entstanden sein. Ich sehe keinen Grund, zwei Ausmalungsphasen zu unterscheiden. Adelmann v. Adelmannsfelden, Mittelalterl. Wandmalereien 27 datiert die Malereien in die 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts.

Nachweise

  1. Adelmann v. Adelmannsfelden, Mittelalterl. Wandmalereien 27 (nur erwähnt).
  2. Englert, 225 Jahre Ev. Kirche 8 (nur erwähnt).
  3. Ders., Unterheimbach 134f. (nur erwähnt).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 141 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0014103.