Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 138 Ohrnberg (Stadt Öhringen), ev. Pfarrkirche 15. Jh.?

Beschreibung

Wandmalereien. Im Kreuzrippengewölbe des ehemaligen Chors (jetzt Sakristei). In den Gewölbekappen vier Rundmedaillons mit Darstellung der Evangelistensymbole, jeweils mit Namenbeischriften in Schriftbändern; Schrift schwarz auf weißem Grund. 1931/32 freigelegt1: im Osten der Matthäusengel mit Inschrift (A), im Norden der Lukasstier mit (B), im Süden der Johannesadler mit (C) und im Westen der Markuslöwe mit (D). Die Inschriften (A) und (B) fast völlig verblaßt2, (D) nur fragmentarisch erhalten. Die Schriftformen wurden offenbar bei der Freilegung und Restaurierung erheblich verfälscht.

Die übrige Chorausmalung wurde erst im Zuge der Kirchenrenovierung 1961–63 freigelegt: Ranken, Blumen und Sterne in den Gewölbekappen rings um die vier Medaillons sowie an der Chorbogenwand Reste eines Christus in der Mandorla und an den übrigen Wänden und Fensterlaibungen die fragmentarisch erhaltenen Figuren von insgesamt 15 nicht näher bestimmbaren Heiligen3.

Maße: Bu. ca. 3 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/4]

  1. A

    [Sanctu]s mat[he//(us)]a)

  2. B

    [– – –]b)

  3. C

    Sanct(us) Johannes

  4. D

    S(anctus) Mark[us]c)

Kommentar

Die Schrift ist eine aufgelockerte Gotische Minuskel mit vielfach ausgerundeten Schaft- und Bogenbrechungen. Das einstöckige a in Inschrift (C) entspricht wohl kaum dem ursprünglichen Befund. Der Grad der Verfälschung der Schriftformen durch die Restaurierung läßt sich freilich nicht mehr bestimmen. Als Versalien in Inschrift (C) dienen fette Gotische Majuskeln, während für Inschrift (D) dünnstrichige Versalien verwendet werden: ein durch lange Sporen völlig geschlossenes S und ein unziales, links geschlossenes M mit in den rechten Bogen eingestelltem verdoppelten Zierbalken. Während der Stil der Malereien noch durchaus in das späte 14. Jahrhundert paßt4, wird man die Inschriften wohl erst ins 15. Jahrhundert datieren können. Eine spätere Überarbeitung ist dabei natürlich nicht auszuschließen.

Ohrnberg (Patrozinium: Basilides, Cirinus und Nabor), ehedem Filial von Baumerlenbach, wurde 1373 selbständige Pfarrei5. In dieser Zeit sollen auch die Wandmalereien im Zuge eines Kirchenneubaus ausgeführt worden sein. Die bislang für diese Bauzeit offenbar bedenkenlos in Anspruch genommene6, in das Bogenfeld der erhaltenen gotischen Sakramentsnische eingehauene Jahreszahl 1371 ist den Ziffernformen nach keinesfalls zeitgenössisch und wurde vermutlich erst im 18. Jahrhundert eingehauen, als die ursprünglich an der Nordwand des Chors angebrachte Nische einer dort eingebrochenen Tür weichen mußte und an die Ostwand versetzt wurde7. Es besteht somit kein Grund, den gotischen Kirchenneubau unbedingt weiterhin in enger zeitlicher Nähe zu der Pfarreigründung anzusetzen, er könnte auch erst einige Jahrzehnte später erfolgt sein. Für eine nähere zeitliche Einordnung der Wandmalereien und ihrer Inschriften ist dadurch freilich nichts gewonnen.

Als das Langhaus gegen Ende des 16. Jahrhunderts zu einer Querkirche erweitert wurde, blieb der alte, nach der Einführung der Reformation funktionslos gewordene Chor zunächst noch offen8 (vgl. nr. 529), bis er dann vermutlich in den 30er Jahren des 18. Jahrhunderts zugemauert wurde. Er dient seither als Sakristei.

Textkritischer Apparat

  1. Nur mehr schwach erkennbare Schriftreste; Ergänzung nach der Abb. in Fleck, Ev. Kirche Ohrnberg (1966), 107, auf der die Inschrift allerdings nur winzig und undeutlich zu sehen ist.
  2. Nur noch geringe Farbspuren; keine sinnvolle Lesung möglich.
  3. Schriftband an dieser Stelle völlig zerstört.

Anmerkungen

  1. Vgl. Fleck, Ev. Kirche Ohrnberg 101.
  2. Inschrift (A) war vor 40 Jahren noch gut erhalten, vgl. ebd. 107 (Abb.).
  3. Ebd. 102.
  4. Ebd.
  5. Pfarrerbuch Württ. Franken 1, 84; LdBW IV, 236; Angelika Feucht, Ohrnberg, in: Öhringen. Stadt u. Stift 507–513, hier: 509.
  6. Der Lkr. Öhringen 2, 448; Rauser, Ohrntaler Heimatbuch 260; Fleck, Ev. Kirche Ohrnberg 102.
  7. Fleck, Ev. Kirche Ohrnberg 102. Die ursprüngliche Position der Sakramentsnische in der Nordwand läßt sich an den Resten eines darüber aufgemalten Baldachins ablesen.
  8. Ebd. 104.

Nachweise

  1. Der Lkr. Öhringen 2, 448 (nur erwähnt).
  2. Fleck, Ev. Kirche Ohrnberg 101f. (nur erwähnt), 107 (Abb.).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 138 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0013806.