Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 128 Niedernhall, ev. Pfarrkirche 1495–98

Beschreibung

Fragment der Grabplatte für Konrad von Neuenstein. Im Chor, unter der Orgelempore im Boden, nach Süden ausgerichtet. Sandstein. Erhalten sind etwa zwei Drittel der unteren Hälfte. Von der stark abgetretenen Platte sind noch Reste einer zwischen Ritzlinien eingehauenen Umschrift zu erkennen (Teile der unteren und der linken Leiste) sowie im leicht eingetieften Feld Reste einer Vollwappendarstellung in Flachrelief (Schildumriß, Helmdecken).

Maße: L. (Rest) 73, B. 75, Bu. 8,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. [– – – / – – – / – – –] vn(d)a) vestb) / Jv(n)cker Cvnr[. .c) – – –]

Wappen:
Neuenstein1.

Kommentar

Die Gotische Minuskel hat sehr schmale Proportionen. Die Ausarbeitung war, soweit noch zu erkennen, sehr sorgfältig und regelmäßig. Der Schaft des J ist links doppelt gezackt. Die ornamentale Auflösung der Helmdecken in schmale rankenähnliche Bänder spricht für eine Entstehung der Grabplatte in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Dazu paßt, daß sich besonders in Inschriften des letzten Jahrhundertviertels im Bearbeitungsgebiet die ausgesprochen schmal proportionierten Minuskeln häufen.

Der Verstorbene läßt sich anhand der Inschriftreste und des Wappens identifizieren als der Konrad von Neuenstein, der um 1490 als hohenlohischer Amtmann zu Niedernhall bezeugt ist2 und bei dem Götz von Berlichingen „mit der Eisernen Hand“ während seines knapp einjährigen Schulaufenthalts in Niedernhall wohnte. Er war ein Sohn Georgs von Neuenstein3. 1489 verkaufte er seinen Anteil an den Niedernhaller Salzsieden an Kloster Schöntal4. Er ist noch 1495 urkundlich bezeugt, als er ein Drittel des Zehnts zu Rappach zu Lehen nahm5. Sein Todesjahr ist unbekannt, doch wurde der erwähnte Zehntanteil nach seinem Tod 1498 an Engelhard von Berlichingen verlehnt6, so daß Konrad demnach spätestens in diesem Jahr gestorben ist.

Textkritischer Apparat

  1. Nur die untere Hälfte der Buchstaben erhalten.
  2. Oberlänge des s zerstört.
  3. Nach dem r, dessen Fahne kaum noch erkennbar ist, sind noch vereinzelt Reste von Schäften erhalten.

Anmerkungen

  1. Der Schild ist oben beschnitten, die Wappenfigur (senkrecht gestellter Hammer) ist aber noch eindeutig zu erkennen.
  2. Vgl. OAB Künzelsau 741; Rauser, Niedernhaller Heimatbuch 171.
  3. Biedermann, Ottenwald, tab. CCCXCV.
  4. OAB Künzelsau 741.
  5. Biedermann, Ottenwald, tab. CCCXCV.
  6. Ebd.

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 128 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0012800.