Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 126 Kloster Schöntal (Gde. Schöntal), Kloster, Kreuzgang 1498

Beschreibung

Epitaph des Kilian von Berlichingen. Im Ostflügel des Kreuzgangs, fünfter Stein von Norden; bis zur Neuanordnung der Grabmäler im Zuge des barocken Neubaus des Kreuzgangs elftes Epitaph von Norden1. Hochrechteckige Sandsteinplatte mit schmalem, mit Eselsrückenbogen abgeschlossenem Aufsatz. In der Bekrönung Vollwappen in hohem Relief. Auf polygonal vorspringendem Standsockel die auf einem Löwen stehende lebensgroße, fast vollrunde Gestalt des Verstorbenen in Ganzharnisch mit Schallern, in der Rechten einen (jetzt verlorenen) Streithammer haltend, mit der Linken an das Schwert greifend, von dem nur noch Reste des Griffs erhalten sind. Zu Häupten und in Höhe der Waden sind außen jeweils zwei kleine Wappenschilde aufgelegt. Die mit rechteckiger, flacher Kerbe eingehauene Inschrift (A) verläuft auf den leicht nach außen abgeschrägten Längsseiten des Grabmals, rechts oben beginnend und mehrfach durch Wappen und Arme der Figur unterbrochen. Über der Figur2 befanden sich im 17. Jahrhundert noch an nicht genauer bezeichneter Stelle drei Initialen (B). Reste farbiger Fassung.

Inschrift (B) nach Müller/Stöcklein.

Siehe Lageplan.

Maße: H. 272, B. 80, Bu. 6,3 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Amt Heilbronn [1/7]

  1. A

    An(n)o · d(omi)nj M // ccccxc · viij · jor · am · dinstag · nach // vrbdnia) · // starb de(r) // erber · vnd · veste · kilian · von · berli//chen · d(em)b) · got · gna(d)b)

  2. B†

    K(ilian) V(on) B(erlichingen)

Datum: 29. Mai 1498.

Wappen:
Berlichingen;
BerlichingenAdelsheim
Küchenmeister von RothenburgVenningen.

Kommentar

Die Minuskel ist kunstvoll stilisiert und sorgfältig ausgeführt. An Schaft-, Balken- und Bogenenden sind häufig Zierbögen angesetzt. Besonders reich sind die Versalien A und M verziert, hier laufen die Zierlinien in feine Verästelungen aus. Der Balken des pseudounzialen A durchkreuzt den rechten Schaft, reicht aber nicht an den linken, geschwungenen Schrägschaft heran. Als Worttrenner dienen paragraphzeichenförmig ausgezogene Quadrangel. Auffälligste Formen der Gemeinen sind das d mit sehr kurzer linker Bogenhälfte; a, dessen oberer Bogen in den Oberlängenbereich vorstößt und in einem haarfeinen s-förmig geschwungenen Zug links deutlich über den unteren Bogen hinausragt; g mit in den Oberlängenbereich ragendem Schaft, der von dem waagerechten oberen Bogenabschnitt durchschnitten wird, der Unterbogen des g besteht aus einem nach rechts durchgebogenen Haarstrich und einem daran nach links angesetzten geraden, waagerechten oder linksschrägen Balken. Die Schriftausführung stimmt in allen wesentlichen Merkmalen so weitgehend mit der auf der Grabplatte des Hans von Adelsheim († 1503) in der Jakobskirche zu Adelsheim (Neckar-Odenwald-Kreis)3 überein, daß derselbe Bildhauer angenommen werden muß.

Die Grabplatte Kilians von Berlichingen ist ebenfalls erhalten; vgl. nr. 125.

Textkritischer Apparat

  1. So statt vrbani.
  2. Ohne Kürzungszeichen.

Anmerkungen

  1. Müller/Stöcklein (WLB Cod. Don. 600) fol. 20r.
  2. Ebd.: „supra statuam videtur …“.
  3. DI 8 (Mosbach, Buchen, Miltenberg) nr. 191.

Nachweise

  1. Hebenstreit (StAL B 503 II Bü 10) p. 67.
  2. Müller/Stöcklein (WLB Cod. Don. 600) fol. 20r.
  3. Schönhuth, Grabdenkmale Berlichingen 450.
  4. Berlichingen-Rossach, Denkmale 296.
  5. Ders., Götz 723.
  6. Schönhuth, Burgen … Württembergs IV, 224f.
  7. OAB Künzelsau 787.
  8. Meisinger, Taf. X Abb. 2.
  9. Kdm. Künzelsau 347f. (m. Abb.).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 126 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0012606.