Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 116 Niedernhall, Friedhof 1494

Beschreibung

Grabplatte der Margaretha Brockler. Ursprünglich vermutlich in der Friedhofskapelle im Boden. 1960 bei Straßenbauarbeiten im Bereich des Friedhofs aufgefunden und an der Friedhofsmauer aufgestellt. 1988 Restaurierung und Neuaufstellung innen an der westlichen Friedhofsmauer im Eingangsbereich gegenüber der Leichenhalle unter einem Schutzdach, als vierter Stein von links im rechten Winkel zur Wand an einem Holzgerüst verankert, so daß Vorder- und Rückseite sichtbar sind. Die Rückseite der Sandsteinplatte wurde 1535 für eine Zweitverwendung hergerichtet (vgl. nr. 227). Auf der nach Süden weisenden Vorderseite der umlaufend zwischen Linien eingehauene Sterbevermerk (A), links unten beginnend. Im eingetieften Mittelfeld oben ein Schriftband, das eine kreisrunde Schlinge bildet und dessen Enden eingerollt sind; darunter ein Wappen in Flachrelief. Auf dem Schriftband ist die Umschrift der Grabplatte in zwei Wörtern zu Ende geführt. Der Rest des Bandes wurde in Gegenrichtung mit einem lateinischen Spruch (B) ausgefüllt. Zahlreiche Ausbrüche und Stoßschäden, drei Ecken abgebrochen, teilweise ergänzt. An der linken unteren Ecke Schriftverlust. Die Umschrift wurde 1988 entstellend mit grauer Farbe nachgezogen1. Bei der derzeitigen Aufstellung steht die Grabplatte auf dem Kopf.

Maße: L. 156, B. 82, Bu. 7,5–8,5 (A), 9,5 cm (B).

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. A

    [An]n[o ·] d(omi)ṇi · M · cccc [·] xciiij · iar · am · Sontag · / vor · Simonis · vnd [·] / iude · verschid · die · erber · fraw · margaretha · / [ḅṛ]ockleri(n)a) · gott · w[. .]lb) · ir // sell · gnade ·

  2. B

    O · rex · glorie · veni · cvm · pace2)

Übersetzung:

O König der Herrlichkeit, komm mit Frieden.

Datum: 26. Oktober 1494.

Wappen:
Brockler3.

Kommentar

Die schmal proportionierte Minuskel hat nur kurze Ober- und Unterlängen, einige Brechungen – so bei b, d, o und v – sind ausgerundet. Der Balken des e ist wie der lange Abstrich an der Fahne des r als nach links durchgebogener Haarstrich ausgebildet; ebenso dünn ist der obere Bogen des a, der als geschwungene Linie weit in den unteren Bogen hineinragt. Die Gotische Majuskel steuert die Versalien bei. Ausgesprochen breit sind die tropfenförmigen Bogenschwellungen des symmetrischen unzialen M (mit Schaftnodus) ausgeführt. Der untere Bogen des geschlossenen S ist deutlich größer als der obere.

Die Verstorbene ist urkundlich nicht nachweisbar.

Textkritischer Apparat

  1. Von den ersten beiden Buchstaben war nur das untere Drittel erhalten; jetzt falsch „ergänzt“ und farbig nachgezogen zu Bc.
  2. Von w nur der linke Schaft und der mittlere Abschnitt des mittleren Schafts erhalten. Der zur Verfügung stehende Platz läßt wohl nur die Ergänzung w[el]l zu.

Anmerkungen

  1. Fotos, die den früheren Zustand festhalten, in der Fotokartei der Inschriftenkommission der Heidelberger Akademie der Wissenschaften.
  2. Häufig für Glockeninschriften verwendeter Spruch; vgl. zuletzt Jörg Poettgen, Zur Theologie früher Glockeninschriften am Beispiel deutscher Glocken des 12. und 13. Jahrhunderts, in: Jb. für Glockenkunde 11/12 (1999/2000) 69–80, hier 75f.
  3. Senkrecht gestellter, unten umgebogener dreiblättriger Lindenzweig.

Nachweise

  1. Kdm. Künzelsau 253 (nur erwähnt).
  2. Niedernhaller Grabmale (nur A).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 116 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0011600.