Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 107† Neuenstein, ev. Stadtkirche 1490

Beschreibung

Grabmal Albrechts II. Grafen von Hohenlohe. Das nicht näher beschriebene „Epitaphium“1 befand sich in der von Graf Albrecht gestifteten Kapelle; dort zuletzt im 18. Jahrhundert bezeugt, Verbleib unbekannt2.

Inschrift nach Fleiner/Horn.

  1. Anno Millesimo quatringentesimoa) Nonagesimob) quarta die Septembris obiit Generosus Dominus Albertus Comes de Hohenlohe suae Comitiae primari(us) authorc) Animad) Deo vivat

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1490 am 4. Tag des September starb der wohlgeborene Herr Albrecht Graf von Hohenlohe, erster Begründer seiner Grafschaft. Seine Seele lebe in Gott.

Kommentar

Albrecht II. war der jüngste Sohn des Grafen Albrecht I. von Hohenlohe und der Elisabeth von Hanau3. Die aus dem mütterlichen Erbe abgeleiteten Ansprüche Albrechts und seines Bruders Kraft V. auf die erledigten Grafschaften Ziegenhain und Nidda, die nach der 1450 erfolgten kaiserlichen Belehnung auch demonstrativ in einer Wappenvermehrung ihren Ausdruck fanden (vgl. nr. 114), konnten zwar letztlich nach langen Querelen gegenüber Hessen nicht durchgesetzt werden, brachten dem Haus Hohenlohe aber immerhin als dauerhaften Gewinn den Grafentitel ein, der fortan mit dem Namen Hohenlohe verbunden wurde4. Darauf spielt – korrekte Textüberlieferung vorausgesetzt – die merkwürdige Formulierung Comitiae primarius author in der Inschrift an. Bei der Landesteilung 1455 hatte Albrecht – außer dem ungeteilten gemeinsamen Besitz – Schloß und Stadt Neuenstein, Bartenstein, Langenburg, die hohenlohische Hälfte an Niedernhall sowie weiteren Streubesitz erhalten und Neuenstein zu seiner Residenz erwählt5. 1475 kam Ingelfingen hinzu6. Um weitere Besitzteilungen zu vermeiden, blieb Albrecht II. unvermählt, so daß sein Anteil nach seinem Tod mit denen seiner Neffen Gottfried und Kraft VI. wiedervereint werden konnte7.

In der vom Stift Öhringen abhängigen und von einem Stiftsgeistlichen versehenen und im 15. Jahrhundert durch einen Neubau ersetzten Marienkapelle in Neuenstein ließ Albrecht eine neue gesonderte Kapelle errichten. Auf seine Bautätigkeit weist noch heute das Eheallianzwappen Hohenlohe-Hanau außen an der Ostseite des südlichen Treppenturms der Kirche8 hin. 1486 schenkte er der Kirche, verbunden mit der Einrichtung eines Seelgeräts, einen umfangreichen und in kostbaren Gefäßen aufbewahrten Reliquienschatz, die sog. Neuensteiner Heiltümer9. Die vermutlich schon von Albrecht beabsichtigte Loslösung der Kapelle von Öhringen gelang erst nach seinem Tod: 1499 wurde Neuenstein selbständige Pfarrei.

Textkritischer Apparat

  1. quadringentesimo Wibel.
  2. M CCCC XC Herwig.
  3. S. C. P. A. Wibel; OAB Öhringen; Suae Comitiae primarius Auctor Herwig.
  4. Cujus anima Herwig.

Anmerkungen

  1. Wibel, Hohenloh. Kyrchen- u. Reformations-Historie I, 168.
  2. Die Angaben in OAB Öhringen 289 erwecken den Eindruck, als ob das Grabmal im 19. Jh. noch vorhanden war, doch beruhen die Informationen ganz offensichtlich nicht auf Autopsie, sondern sind sicherlich von Wibel übernommen. Und auch Herwig (wie unten) scheint sich auf eine ältere Überlieferung zu stützen, da er als Standort des Grabmals die „neue Kapelle“ angibt, die im 19. Jh. längst nicht mehr „neu“ war.
  3. Vgl. Eur. Stammtaf. NF XVII, Taf. 3.
  4. Vgl. dazu ausführlich Taddey, Macht und Recht, passim; ferner: ders., Hohenlohe – Edelherren, Grafen, Fürsten. Territorialentwicklung und Standeserhöhungen im Spiegel ihrer Wappen, in: Aus der Arbeit des Archivars. FS für Eberhard Gönner, hg. v. Gregor Richter, Stuttgart 1986, 375–405.
  5. Fischer I, 135f.
  6. Ebd. 137.
  7. Ebd. 138f.
  8. Abb. in Lamm, Im alten Neuenstein, Abb. 55.
  9. Vgl. OAB Öhringen 289; Rauser, Neuensteiner Heimatbuch 86.

Nachweise

  1. Fleiner/Horn (WLB Cod. hist. F 691) f. 250v.
  2. Wibel, Hohenloh. Kyrchen- u. Reformations-Historie I, 168.
  3. HZAN GA 50 I.1 Bü 6: J. J. Herwig, Biogr. Genealogie, p. 279.
  4. OAB Öhringen 289.

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 107† (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0010701.