Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 106† Öhringen, ev. Stadtkirche (ehem. Stiftskirche) vor 1490?

Beschreibung

Wandmalerei? Sterbevermerke und Nameninschriften im Chor „oben herr an der wanndt da die Schilt und Helm hangen“1, also vermutlich auf die Wand aufgemalte Beischriften zu elf dort angebrachten Wappenschilden und Helmen der Herren von Hohenlohe. 1579 noch vorhanden, vielleicht auch noch um die Mitte des 18. Jahrhunderts2; Verbleib unbekannt.

Inschriften nach Baier.

  1. A

    Herr Crafft von Hoenloe d(er) Elter 1347

  2. B

    Herr Crafft d(er) Jünger – 1379

  3. C

    Herr Gottfrid (etc.)

  4. D

    Herr Fridrich

  5. E

    Herr Vlrich – 1407

  6. F

    Herr Hanns – 1412

  7. G

    Her Jorg Bischof Zu Passauw 1423

  8. H

    Herr Albrecht – 1429

  9. I

    Herr Jörg

  10. K

    Herr Crafft von HoënLoë Ziegenheym vnd Nidda qui obijt prid(ie) Calen(darum) Aprilis – 1472

  11. L

    Herr Fridrich von HoënLoë vnd Ziegenheym – 1473a)

Übersetzung:

…, der starb am Tag vor den Kalenden des April (31. März) 1472. (K)

Wappen:
vermutlich elfmal Hohenlohe3.

Kommentar

Die Aufhängung der Schilde und Helme und die Ausführung der Inschriften zum Totengedenken an die Angehörigen des Hauses Hohenlohe im Chor der Stiftskirche ist wohl nicht sukzessive, sondern in einem Zuge erfolgt. Bei den mit Wappen und Namen Verewigten handelt es sich um Kraft II. von Hohenlohe und seine männlichen Nachkommen4. Kraft ist 1344, nicht, wie in der Inschrift genannt, 1347 gestorben. Auch für seinen Sohn Kraft III. († 1371) ist ein falsches Todesjahr angegeben. Merkwürdigerweise fehlt dessen ältester Sohn Kraft IV. († 1399), während fünf weitere Söhne aufgeführt sind: Gottfried, Domherr zu Würzburg und Trier, dann Mönch in Engelzell († 1413); Friedrich, Domherr zu Würzburg († 1397); Ulrich, Domherr zu Würzburg († 1407); Georg, Domherr zu Würzburg, 1388 Bischof von Passau († 1423)5 und zuletzt der in den Laienstand zurückgetretene Albrecht I., zuvor Domherr zu Mainz, Passau, Trier und Würzburg und Propst zu Öhringen († 1429). Ein weiterer Sohn Krafts III., Hans, Dekan zu Öhringen († 1381), fehlt in der Reihe, stattdessen ist sein Namensvetter aus der Speckfelder Linie als einziger Vertreter dieses mit ihm 1412 erloschenen Familienzweigs6 berücksichtigt. Es folgen die Söhne Albrechts I., Kraft V. († 1472) und Georg, Domherr zu Trier († 1470), sowie schließlich Krafts V. ältester Sohn Friedrich, Domherr zu Trier, Straßburg, Würzburg, Köln, Passau, Mainz und Speyer († nach 1478 XII 10)7. Letzterer ist 1478 oder 1479 gestorben, die überlieferte Jahreszahl 1473 ist also wahrscheinlich auf einen Lesefehler des Kopisten zurückzuführen. Die Inschriften wurden demnach vermutlich nach 1478/79 ausgeführt. Sicherer terminus ante quem dürfte das Todesjahr 1490 des in der Reihe inschriftlich nicht berücksichtigten Grafen Albrecht II., des dritten Sohns Albrechts I., sein. Für ihn wurde stattdessen später der mit dem Hohenlohe-Wappen geschmückte Gewölbeschlußstein im Chorhaupt nachträglich mit seinem Sterbevermerk versehen (vgl. nr. 70).

Textkritischer Apparat

  1. So vermutlich verlesen für 1478 oder 1479; vgl. Kommentar.

Anmerkungen

  1. Baier, Monumenta 1579 (HZAN GA 10 Schubl. 2 Nr. 81), p. [6].
  2. Ebd.; vgl. auch HZAN GA 45 (Nachlaß Hansselmann) 10. Bü 185: J. Pregizer, Annales Hohenlohici (nach Oswald Gabelkover, um 1600), ad a. 1424: „hangen oben vihl Schildt der Graven von Hohenlohe“. Wibel, Hohenloh. Kyrchen- u. Reformations-Historie I, 50 erwähnt nur mehr die Inschriften und nicht mehr die Schilde und Wappen, so daß die Inschriften zu seiner Zeit noch vorhanden gewesen zu sein scheinen und seine Beschreibung nicht auf älterer Überlieferung, sondern auf Autopsie beruhen dürfte. Wibel erwähnt als einziger als zusätzliche zwölfte Namensnennung Albrecht von Hohenlohe. Wahrscheinlich bezieht sich diese Angabe aber auf den um 1490 inschriftlich bezeichneten Chorgewölbeschlußstein nr. 70.
  3. Die Schilde der beiden zuletzt Genannten wahrscheinlich quadriert: 1/4. Hohenlohe, 2. Ziegenhain, 3. Nidda.
  4. Vgl. zu den genealogischen Nachweisen Eur. Stammtaf. NF XVII, Taf. 3.
  5. Zu Bischof Georg vgl. zuletzt Gatz, Bischöfe 1198–1448, 560f. Zu Georgs – nur mehr abschriftlich mit dem falschen Todesjahr 1424 überlieferter – Grabinschrift vgl. DI 67 (Stadt Passau) nr. 113.
  6. Eur. Stammtaf. NF XVII, Taf. 2.
  7. Ebd. Taf. 4.

Nachweise

  1. Baier, Monumenta 1579 (HZAN GA 10 Schubl. 2 Nr. 81), p. [6].
  2. HZAN GA 45 (Nachlaß Hansselmann) 10. Bü 185: J. Pregizer, Annales Hohenlohici (nach Oswald Gabelkover, um 1600), ad a. 1424 (paraphrasiert, nur A–E, G–I).
  3. Wibel, Hohenloh. Kyrchen- u. Reformations-Historie I, 50 (nur erwähnt).
  4. Albrecht, Stiftskirche Oehringen 43f. (nach Baier).
  5. OAB Öhringen 108 (nur erwähnt).
  6. Boger, Stiftskirche Öhringen 89 (nach Baier).
  7. Knoblauch I/1, 311f. Anm. 9 (nur erwähnt).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 106† (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0010604.