Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 105† Laßbach-Mäusdorf (Stadt Künzelsau), Kapelle 1480–89

Beschreibung

Glocke. Aus der zwischen 1816 und 18451 abgebrochenen Kapelle; um 1880 „im Haus des G. Grund“ in Mäusdorf aufgehängt2. Verbleib der Glocke und Ausführung der Inschrift unbekannt.

Inschrift nach OAB Künzelsau.

  1. Lucas Marcus Matthäus 148[.]a)

Kommentar

Die Mäusdorfer Kapelle wird im frühen 17. Jahrhundert erstmals genannt3. Versehen wurde sie vom Pfarrer in Kocherstetten. Angeblich befanden sich zwei weitere Glocken in der Kapelle, von denen eine nach Schloß Stetten gelangt sein soll. Die Evangelistenglocke war möglicherweise ein Werk des Heilbronner Gießers Bernhart Lachaman d. Ä. Das einfache Formular, die Reihenfolge der Evangelistennamen sowie ihre (gelegentliche) einfache Nennung ohne Hinzufügung von s(anctus) stehen in der Tradition der Glocken der Reutlinger Eger-Werkstatt, die Lachamans Vorgänger in der Heilbronner Gießhütte, Meister Daniel (Eger), übernommen hat4. Die Schreibung der Jahreszahl in arabischen Ziffern wird in der Heilbronner Gießhütte dann erst unter Lachaman allmählich üblich. Da sich das Formular der Lachaman-Glocken schon früh ändert und dann stereotyp gleich bleibt (Osanna heiß ich…), paßt die Anfertigung der Mäusdorfer Glocke, die nach Ausweis des fehlenden vierten Evangelistennamens vermutlich ein kleines Format hatte, gut in das erste Jahrzehnt von Lachamans Tätigkeit.

Textkritischer Apparat

  1. Nach OAB Künzelsau war „die 4. Zahl … nicht ausgeprägt oder abgesprungen“. Die Heiligennamen waren sicherlich nicht mit Versalien geschrieben, und statt Matthäus ist wahrscheinlich matthevs zu lesen.

Anmerkungen

  1. OAB Künzelsau 658.
  2. Ebd.
  3. Alle Angaben nach OAB Künzelsau 658.
  4. Zu Meister Daniel, dessen Tätigkeit zwischen 1450 und 1473/74 nachweisbar ist, vgl. Dt. Glockenatlas Württ./Hohenzollern 32.

Nachweise

  1. OAB Künzelsau 658.
  2. Rauser, Künzelsauer Heimatbuch II, 399 (nach OAB).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 105† (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0010507.