Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 99 Kloster Schöntal (Gde. Schöntal), Kloster, kath. Pfarrkirche St. Joseph (ehem. Klosterkirche) 1486

Beschreibung

Grabplatte des Abts Bernhard von Schöntal. Innen an der Nordwand des nördlichen Seitenschiffs, dritter Stein von Westen; ursprünglich im Langhaus des Vorgängerbaus bei der Kanzel, als dritte Grabplatte von der Marienkapelle aus1. 1717 an den jetzigen Standort versetzt und auf einen Sockel gestellt, der eine von Abt Knittel verfaßte Versinschrift erhielt2. Sandstein. Umschrift zwischen Ritzlinien; im eingetieften Mittelfeld die Gestalt des Abtes in Flachrelief. Er ist bekleidet mit Kukulle und hohem Barett, hält mit der Rechten den Krummstab mit Sudarium schräg vor den Körper und in der Linken ein Buch; über der linken Schulter die Mitra. Linke untere Ecke und große Teile des linken Rands abgebrochen und mit Zementmörtel ausgebessert, die Schrift in diesem Bereich stellenweise unsachgemäß ergänzt. Schrift mit grauer Farbe wenig sorgfältig nachgezogen.

Ergänzungen nach Hebenstreit.

Siehe Lageplan.

Maße: L. 195,5, B. 88, Bu. 8,7 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Amt Heilbronn [1/2]

  1. Anno · d(omi)ni · M · cccc · / lxxxvj · vj ydus · maij · obijt · d(omi)n(u)s · Bern/nardus · Abb[as / in · Speciosa Valle]a) cui(us)b) a(n)i(m)a [·] requiescatb) · in pacec) ·

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1486 am 6. Tag vor den Iden des Mai (10. Mai) starb Herr Bernhard, Abt zu Schöntal. Seine Seele ruhe in Frieden.

Kommentar

Die Schrifteigentümlichkeiten, vorweg die breiten Versalien mit den nur schwach ausgeprägten Bogenschwellungen und den Linienverdoppelungen, sichern die Zuschreibung der Inschrift an einen – vermutlich dem Schöntaler Konvent angehörenden – Steinmetzen, der zwischen 1465 und etwa 1511 zahlreiche Grabmäler in Schöntal geschaffen hat3, auch wenn die vorliegende Grabplatte nicht mit seinem Steinmetzzeichen signiert ist. Gegenüber dem primitiven Figurenrelief auf der Grabplatte des Abts Simon von 1465 (nr. 67) ist das vorliegende allerdings entschieden qualitätvoller. Die wesentlich plastischer ausgearbeitete Gestalt des Abts Bernhard zwingt dazu, für die figürliche Gestaltung des Mittelfelds eine andere Hand anzunehmen als für die Umschrift. Dies könnte auch das Fehlen des Steinmetzzeichens erklären. In der vorliegenden Inschrift ist auf die – vielleicht mittlerweile als fehlerhaft erkannte – Abtszählung verzichtet, die auf den früheren Abtsgrabplatten zu finden war. Bernhard war von 1468 bis 1486 Abt von Schöntal. Unter seinem Abbatiat sind vermutlich die nachträglich angefertigten Grabplatten für zwei seiner Vorgänger sowie für Albrecht von Hohenlohe-Möckmühl (nrr. 8991) entstanden.

Textkritischer Apparat

  1. Abbas in Speciosa Valle Hebenstreit; Abbas in Schönthal Müller/Stöcklein; OAB Künzelsau; danach auch der jetzige ergänzte Schriftbefund. Hinter den beiden Schäften der ligierten b in Abbas jetzt fälschlicherweise ein drittes b eingehauen. Die Schriftformen der Ergänzung orientieren sich nicht am Originalbefund.
  2. Obere Hälfte des Worts zerstört und unsachgemäß ergänzt.
  3. in pace ohne Worttrennung.

Anmerkungen

  1. Müller/Stöcklein (WLB Cod. Don. 600) fol. 24r. Die Platte befand sich den Angaben zufolge demnach wohl im südöstlichen Bereich des Langhauses. Zur Lage der Marienkapelle vgl. nr. 33 Anm. 2.
  2. ABBAS BERNARDUS / FRAGRAVIT UT OPTIMA NARDUS . / NORMA FUIT CLERI, / MONACHI QUOQUE REGULA VERI .
  3. Vgl. Einl. 58.

Nachweise

  1. Hebenstreit (StAL B 503 II Bü 10) p. 10.
  2. Müller/Stöcklein (WLB Cod. Don. 600) fol. 24r.
  3. OAB Künzelsau 781.
  4. Kdm. Künzelsau 340 (nur erwähnt), 341 (Abb.).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 99 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0009908.