Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 89 Kloster Schöntal (Gde. Schöntal), Kloster, kath. Pfarrkirche St. Joseph (ehem. Klosterkirche) um 1470–80?

Beschreibung

Grabplatte des Albrecht von Hohenlohe-Möckmühl († 1338). Innen an der Westwand des südlichen Seitenschiffs. Zuvor als Abdeckung über der Grabstätte in einer Kapelle, „quae erat opposita loco Capitulari in medio versus orientem“1, vor dem „altare Capituli“2. Nach Zerstörung dieser Kapelle 1640 Versetzung der Grabplatte zusammen mit den Gebeinen und mit dem Epitaph (nr. 11) in die alte Klosterkirche unter die Kanzel; von dort Übertragung im Zuge des barocken Neubaus der Kirche um 17133 an den jetzigen Standort, dabei Aufrichtung an der Wand über einem Sockel, der mit einer von Abt Knittel verfaßten Versinschrift versehen wurde4. Sandstein. Umschrift zwischen Ritzlinien; im Feld in Flachrelief zwei Schilde übereinander, dazwischen ein geschwungenes, an beiden Enden eingerolltes leeres Schriftband. Links unten im Feld Stz. nr. 1. Ausgebrochene Ränder ergänzt. Schrift mit grauer Farbe nachgezogen.

Siehe Lageplan.

Maße: L. 155, B. 74, Bu. 7,7–8,2 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Amt Heilbronn [1/2]

  1. Anno · d(omi)ni · M° · c·c·c · / x·x·x·v·i·i·ja) · xvj · k(a)l(endas) · Maij · Obijt · nobilis · d(omi)n(u)s · / Albertus · de ·b) Ho/hennloe · dictus · de Mekkemul5) ·c)

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1338 am 16. Tag vor den Kalenden des Mai (16. April) starb der edle Herr Albrecht von Hohenlohe, genannt von Möckmühl.

Wappen:
Hohenlohe, Berg-Schelklingen6.

Kommentar

Steinmetzzeichen und Schrifteigentümlichkeiten lassen die Grabplatte unschwer als das Werk eines zwischen 1465 und etwa 1511 in Schöntal tätigen Steinmetzen erkennen7. Die nachträgliche Anfertigung der vorliegenden Platte könnte im Zusammenhang stehen mit der ebenfalls nachträglichen Herstellung von Grabplatten für die Äbte Konrad († 1371) und Heinrich († 1445) von Schöntal (nrr. 90, 91), auch wenn der konkrete Anlaß nicht mehr zu ermitteln ist. Die Trennung sämtlicher Zahlzeichen mittels kleiner Punkte ist genau so auch auf den beiden frühesten erhaltenen Werken des Steinmetzen, den Grabplatten für zwei 1465 bzw. 1468 verstorbene Schöntaler Äbte (nrr. 67, 71), zu beobachten, später aber nicht mehr, so daß die vorliegende Inschrift diesen beiden Abtsgrabmälern vielleicht zeitlich am nächsten steht.

Das Formular der Inschrift ist identisch mit dem auf Albrechts nicht lange nach seinem Tod entstandenen Epitaph (nr. 11). Die Wappenanordnung und das Schriftband auf der Grabplatte könnten freilich ein Indiz dafür sein, daß möglicherweise auch eine ältere Grabplatte des 14. Jahrhunderts als Muster für die Neuanfertigung gedient hat, von der nicht nur die Inschrift, sondern auch die bildliche Gestaltung – abgesehen von der modernisierten Schildform – übernommen wurde. Eine ähnliche Disposition zeigt nämlich die fast zeitgleich zu Albrechts Tod entstandene Grabplatte der 1334 verstorbenen Werntrud von Künzelsau geb. von Eschenau auf der Comburg (Stadt Schwäbisch Hall)8: im Feld zwei Schilde übereinander, über jedem Schild die eingehauene Wappenbeischrift. Die ursprüngliche Grabplatte Albrechts könnte demnach durchaus ein – im 15. Jahrhundert nicht mehr lesbares – Schriftband mit der das mütterliche Wappen bezeichnenden Namenbeischrift SCHELKLINGEN o. ä. getragen haben.

Zu Albrecht von Hohenlohe vgl. nr. 11.

Textkritischer Apparat

  1. Die Trennpunkte zwischen den Hunderter- bzw. zwischen den Zehner- und Einerzahlzeichen sind deutlich kleiner als die übrigen Worttrenner und bewirken auch keinen größeren Buchstabenabstand.
  2. Worttrenner nur als winziger Punkt ausgeführt, vielleicht erst nachträglich.
  3. Als Schlußzeichen ein großes Quadrangel mit Vierpaßfüllung, an der rechten Ecke ist eine Zierranke als Zeilenfüller angesetzt.

Anmerkungen

  1. Kremer, Chronicon (WLB Cod. hist. F 422) p. 691.
  2. Kremer, Gesta Dominorum (StAL B 503 II Bü 5) p. [23]. Zur unsicheren Lokalisierung und zur Gleichsetzung mit dem Kapitelsaal vgl. nr. 11 Anm. 1. vgl. ferner Schönhut, Chronik Schönthal 191 (nach dem „Anniversariale von Schönthal“): „im Kapitel rechts am Altar“.
  3. Zu abweichenden Angaben (1708 bzw. 1717) vgl. nr. 11 Anm. 4.
  4. QUI TUMULOS CERNIS , / CUR NON MORTALIA SPERNIS / DUM MINIME RERIS , / TU QUOQUE FUNUS ERIS .
  5. Möckmühl, Lkr. Heilbronn.
  6. Fünfmal schräggeteilt.
  7. Vgl. Einl. 58.
  8. Zahlten, Grabmäler der Großcomburg 62, Abb. 7.

Nachweise

  1. Kremer, Chronicon (WLB Cod. hist. F 422) p. 691.
  2. Hebenstreit (StAL B 503 II Bü 10) p. 65f.
  3. Müller/Stöcklein (WLB Cod. Don. 600) fol. 25r.
  4. Kraft, Annales (StAL B 503 II Bü 14) p. 307.
  5. Fleiner/Horn (WLB Cod. hist. F 691) fol. 200r (ungenau).
  6. Wibel, Hohenloh. Kyrchen- u. Reformations-Historie I, 119.
  7. Ottmar F. Schönhuth, Denkmal Alberts von Hohenlohe in der Klosterkirche zu Schönthal, in: Gutenbergs-Archiv, Schwäbisch Hall 21848, Nr. IV, 14f.
  8. Schönhut, Chronik Schönthal 191.
  9. Schönhuth, Denkmal des Grafen Albrecht 132.
  10. HZAN GA 55 (Nachl. Albrecht) II.7. Bü 94.
  11. HZAN GA 55 (Nachl. Albrecht) II.7. Bü 102.
  12. Berlichingen-Rossach, Götz 721.
  13. Schönhuth, Burgen … Württembergs IV, 220.
  14. Albrecht, Hohenloh. Grab-Denkmale 378, Taf. I (Abb.).
  15. Kröll 95 (nach Schönhut).
  16. OAB Künzelsau 780.
  17. Kdm. Künzelsau 338.
  18. Taddey, Grabmäler der Hohenlohe 32f. (m. Abb.).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 89 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0008905.