Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 78(†) Waldenburg, Schloß 1472

Beschreibung

Epitaph der Gräfin Margaretha von Hohenlohe geb. Gräfin von Oettingen. Ursprünglich in der Burgkapelle, seit 1781/82 in der neu erbauten Schloßkapelle1; dort bei der Bombardierung und dem Brand des Schlosses 1945 zerstört bis auf die Metallauflage des Steins, die heute im Schloß aufbewahrt wird2. Hochrechteckige Sandsteinplatte mit zwischen Linien eingehauener Umschrift (A); im Feld – vermutlich im unteren Drittel3 – der zweizeilige Zusatz (B). In der Mitte des Feldes war ein gegossener Wappenschild aus Messing aufgelegt, der aus den Trümmern geborgen werden konnte. Über dem reliefierten Wappenbild ein beidseitig eingerolltes Schriftblatt mit dem erhaben gegossenen Namen der Verstorbenen (C); Schriftgrund kreuzschraffiert. Die drei langen, zylinderförmigen Dübel auf der Rückseite der restaurierten Metallauflage sind erhalten.

Inschriften (A) und (B) nach Albrecht, Hohenloh. Grab-Denkmale.

Maße: H. (Steinplatte)4 189, B. 76, H. (Metallauflage) 33, B. 26,5, Bu. 3,5–4,2 cm (C).

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien (A), Gotische Minuskel (B, C).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. A†

    Anno d(omi)ni · mcccclxxii am / xxiiij · tag · des · hornungs · ist gestorbe(n) die · wolgeboren frawe · margaret greffin · / von otinge(n) · grave Crafts · / von hohenloe · etc(etera) · gemahel · und · die · selbe · nacht unbegrabe(n) · in dieser · capeln · gestada) ·

  2. B†

    vnd · von · in5) gemacht · / diese · capeln ·

  3. C

    · fraw · margreth · / · von · öttingen ·

Datum: 24. Februar 1472.

Wappen:
Oettingen.

Kommentar

Über das Aussehen der Inschriften (A) und (B) ist nichts überliefert, doch wird man nicht fehlgehen, sie demselben Steinmetzen zuzuschreiben, der auch das Epitaph für Margarethas Ehemann Graf Kraft von Hohenlohe (nr. 79) und die Grabplatte Margarethas in Kloster Gnadental (Gde. Michelfeld, Lkr. Schwäbisch Hall) gefertigt hat. Bemerkenswerte Schriftmerkmale der gegossenen Inschrift (C) sind die fast waagerechten Brechungen der Bögen bzw. Schäfte von o, v und w auf der Grundlinie. Als Worttrenner dienen oben und unten mit kurzen Zierhäkchen versehene Quadrangel.

Margaretha war eine Tochter Friedrichs III. Grafen von Oettingen zu Wallerstein († 1423) aus dessen zweiter Ehe mit der Piastin Euphemia von Münsterberg6. Sie heiratete 1431 Kraft V. von Hohenlohe, der nur kurze Zeit nach ihr starb und der wie sie ein Epitaph in der laut Inschrift (B) von dem Ehepaar gemeinsam errichteten Waldenburger Burgkapelle erhielt (nr. 79). Margarethas Leichnam wurde in das Zisterzienserinnenkloster Gnadental (Gde. Michelfeld, Lkr. Schwäbisch Hall) überführt und dort bestattet. Ihre Grabplatte ist erhalten7.

Textkritischer Apparat

  1. Albrecht; gestande(n) Boger.

Anmerkungen

  1. Zu den Standorten vgl. nr. 79.
  2. Für die freundlich gewährte Genehmigung der Aufnahmearbeiten danke ich S. D. Friedrich Karl Fürst zu Hohenlohe-Waldenburg.
  3. In Analogie zur Anordnung der Inschriften bei nr. 79.
  4. Maßangaben nach Albrecht, Hohenloh. Grab-Denkmale 381: H. 6’ 7’’, B. 2’ 8’’.
  5. D. h. „ihnen“.
  6. Vgl. Eur. Stammtaf. NF XVI, Taf. 99.
  7. Foto in der Fotokartei der Inschriftenkommission der Heidelberger Akademie der Wissenschaften; zum Wortlaut der lateinischen Inschrift vgl. Albrecht, Hohenloh. Grab-Denkmale 381.

Nachweise

  1. HZAN GA 55 (Nachlaß Albrecht) II. 7. Bü 94.
  2. Albrecht, Hohenl. Grab-Denkmale 381 (m. Abb. v. C).
  3. Boger, Stiftskirche Öhringen 91.
  4. Englert, Waldenburg 461 (nur erwähnt).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 78(†) (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0007805.