Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 71 Kloster Schöntal (Gde. Schöntal), Kloster, kath. Pfarrkirche St. Joseph (ehem. Klosterkirche) 1468

Beschreibung

Grabplatte des Abts Johannes II. Hübner. Innen an der Südwand des südlichen Seitenschiffs, zweiter Stein von Westen; ursprünglich im Boden des gotischen Kapitelsaals als dritte Grabplatte vom Abtschor aus1. 1717 am jetzigen Standort an der Wand auf einem Sockel aufgerichtet, wobei dieser eine von Abt Knittel verfaßte Versinschrift erhielt2. Sandstein. Umschrift zwischen Ritzlinien; im Feld in Flachrelief ein senkrecht gestellter Krummstab, der von einem aus dem linken Rand hervorkommenden rechten Arm gehalten wird und unten von einem Wappenschild überdeckt ist. Das Mittelband der Inschrift vorgeritzt, die Schriftzeichen mit grauer Farbe nachgezogen.

Siehe Lageplan.

Maße: L. 191, B. 85, Bu. 9,2–9,8 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Amt Heilbronn [1/2]

  1. Anno d(omi)ni · M · c · c · c · c · / lxviij · quarto · no(n)asa) · februarii · obijt domnus · / Johannes · abbas / · xvij in Speciosa ualle · requiescat in paceb) ·

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1468 am 4. Tag vor den Nonen des Februar (2. Februar) starb Herr Johannes, der 17. Abt in Schöntal. Er ruhe in Frieden.

Wappen:
Zisterzienserorden.

Kommentar

Auch wenn die Grabplatte kein Steinmetzzeichen aufweist, läßt sie sich doch unschwer einem Steinmetzen zuweisen, der zwischen 1465 und etwa 1511 eine Reihe von Grabmälern in Schöntal geschaffen hat3. Die Schrift ist etwas breiter angelegt als auf der Grabplatte des Abts Simon von 1465 (nr. 67), zeigt aber sonst dieselben Merkmale, unter denen besonders das u mit v-förmigem diakritischen Zeichen und die breiten Versalien mit Doppellinien (hier beim geschwungenen Balken des A sogar Verdreifachung) hervorzuheben sind. Der bessere Erhaltungszustand der vorliegenden Inschrift erlaubt es, eine konsequente Setzung des i-Punkts zu konstatieren. Als Doppelform des r erscheint ein z-förmiges, aus drei Schrägbalken zusammengesetztes Bogen-r. Der J-Versal ist oben und unten mit eingerollten Zierlinien, links am Schaft mit zwei untereinandergesetzten Quadrangeln ausgeschmückt.

Johannes Hübner war ab 1460 Bursarius und zugleich Syndicus des Klosters Schöntal, 1465 wurde er zum Abt gewählt4. Die Zählung als 17. Abt des Klosters ist nicht korrekt, in der Schöntaler Abtsliste nimmt Johannes den 32. Platz ein5.

Textkritischer Apparat

  1. Übergeschriebenes, zu zwei nebeneinanderstehenden Quadrangeln verdichtetes cc-a.
  2. in pace ohne Worttrennung.

Anmerkungen

  1. Müller/Stöcklein (WLB Cod. Don. 600) fol. 23r.
  2. FIT MODO IURE PATER / IONNES (!) NOMINIS ALTER / CURA PERVIGILI / PRAELUCET PASTOR OVILI.
  3. Vgl. Einl. 58.
  4. Müller/Stöcklein (WLB Cod. Don. 600) fol. 70v.
  5. Kdm. Künzelsau 427.

Nachweise

  1. Hebenstreit (StAL B 503 II Bü 10) p. 71.
  2. Müller/Stöcklein (WLB Cod. Don. 600) fol. 23r.
  3. OAB Künzelsau 781.
  4. Kdm. Künzelsau 342 (nur erwähnt).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 71 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0007106.