Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 44 Belsenberg (Stadt Künzelsau), ev. Pfarrkirche 1433

Beschreibung

Glocke. Im Turm. Größte Glocke des jetzt dreiteiligen Geläutes. Schulterinschrift zwischen Zwillingsstegen. Am Schlag drei Stege, der mittlere kräftiger ausgebildet.

Maße: H. (o. Krone) 60, Dm. 76, Bu. 2,7 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/6]

  1. · lvxa) marx · matevs · iohannes · anno · dom(in)i · m cccc xxxiii

Kommentar

Der Rechtsschrägschaft des x ist individuell geformt. Das deutet darauf hin, daß dem Gießer kein x-Model zur Verfügung stand und er den Buchstaben daher aus einem i unter Hinzufügung eines frei geformten Rechtsschrägschafts bildete. Der Balken des e in matevs ist sehr steil ausgerichtet, nach oben verlängert und an beiden Enden nach rechts eingerollt. Ein anderes Model wurde für das e in iohannes verwendet, dessen Balken lediglich unten punktförmig verdickt ist. In gleicher Weise ist an die Fahne des r ein kurzer, am Ende punktförmig verdickter Abstrich angehängt. Außer für e sind auch für a und Schluß-s unterschiedliche Model eingesetzt worden. Für h, t und eines der v (in matevs) ist zudem auf einen deutlich kleineren Modelsatz zurückgegriffen worden. Als Worttrenner dienen Glöckchen. Wie S. Thurm nachweisen konnte1, lassen sich im Bearbeitungsgebiet aufgrund der gleichartigen Schrift sowie gleicher Worttrenner und Einfassung der Inschrift zwei weitere unsignierte Glocken von 1428 in Öhringen (nr. 41) und Sindringen (nr. 42), ferner eine Glocke von 1430 in Winzingen (Lkr. Göppingen)2 demselben Gießer zuschreiben. Möglicherweise sind die Glocken in der bislang nur archivalisch in der 1. Hälfte des 15. Jahrhunderts nachweisbaren Gießhütte in Schwäbisch Hall entstanden3.

Die Pfarrei Belsenberg ist seit 1275 bezeugt, aus dem 13. Jahrhundert stammt auch noch der Chor mit Tonnengewölbe (ehem. Ostturm). Das Patronat lag von 1307 bis zur Reformation beim Stift Öhringen4.

Textkritischer Apparat

  1. Der linke Teil des rechtsschrägen Schafts des x fehlt.

Anmerkungen

  1. Dt. Glockenatlas Württ./Hohenzollern Nr. 1123.
  2. Ebd. Nr. 705; DI 41 (Göppingen) nr. 48.
  3. Dt. Glockenatlas Württ./Hohenzollern 34 Anm. 89.
  4. Vgl. Kdm. Künzelsau 87f. mit knappen Angaben zur Baugeschichte.

Nachweise

  1. OAB Künzelsau 371.
  2. Keppler 177 (erwähnt).
  3. LKA, A 29 Nr. 342: Pfarrbeschreibung für die Pfarrei Belsenberg 1905, p. 55.
  4. LKA, A 26 Nr. 1483,2 (Glockenbeschlagnahme 1917 OA Künzelsau).
  5. Kdm. Künzelsau 89.
  6. Dt. Glockenatlas Württ./Hohenzollern Nr. 902.
  7. Rauser, Künzelsauer Heimatbuch II, 74 (nach Kdm.).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 44 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0004409.