Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 39 Kocherstetten (Stadt Künzelsau), ev. Pfarrkirche 1422

Beschreibung

Grabplatte des Zürich von Stetten. Außen an der Südseite des Langhauses; ursprünglich sicherlich im Fußboden der Kirche. Sandstein. Im eingetieften Feld Vollwappen in Flachrelief, das Feld unten in einer Spitze bis an den Rand ausgezogen und dadurch den breiten Rahmen unterbrechend. Der umlaufend eingehauene Sterbevermerk beginnt oben links und endet unten in der Mitte an der Unterbrechung des Rahmens, um sich links davon in einer Fürbitte fortzusetzen, die nur die untere Hälfte der linken Rahmenleiste füllt. Verwittert, Helmzier verstümmelt; die Schriftzeichen grob mit schwarzer Farbe nachgezogen; die Platte ringsum eingeputzt.

Maße: L. 185, B. 90, Bu. 8,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versal.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. +a) anno · d(omi)ni · M · cccc · / xxii ·b) o(biit) · czurch · von · stetn · i(n) diec) · s(an)cte · walpvr/gis · // · ani(m)a · / eiu(s)d) · req(u)iescat · i(n) pacee) ·

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1422 starb Zürich von Stetten am Tag der hl. Walpurgis (1. Mai). Seine Seele ruhe in Frieden.

Wappen:
Stetten.

Kommentar

Die Gotische Minuskel ist akkurat und gleichmäßig eingehauen, die Breite der Schäfte und der Zwischenräume zwischen den Schäften ist identisch. Der Balken des e ist als steiler, leicht gebogener Haarstrich gestaltet, der den Schaft nicht berührt und dessen Ende, soweit dies noch erkennbar ist, nach rechts hochgebogen ist. Entsprechend geformte Zierstriche sind an den rechten Fortsatz des g, an die Fahne des r und an den Balken des t angehängt. g, p und q reichen nur unmerklich in den Unterlängenbereich, und auch die Oberlängen sind kaum ausgeprägt. Die Worttrenner-Quadrangel sind oben und unten mit feinen Zierhäkchen versehen.

Zürich war einer der Leitnamen der Herren von Stetten. Es ist daher schwierig, die einzelnen Quellennachweise bestimmten Namensträgern sicher zuzuweisen. Rauser1 identifiziert den 1422 Verstorbenen mit dem 1372–79 als hohenlohischer Vogt zu Langenburg nachweisbaren Zürich2. Er soll in Langenburg auch als Hofmeister fungiert haben. Nach Biedermann soll er 1381 kurmainzischer Amtmann zu Tauberbischofsheim gewesen sein3. Die Angaben über seine Ehe(n) differieren ebenfalls4.

Textkritischer Apparat

  1. Nur der untere Arm des Kreuzes erhalten.
  2. Danach ein ungewöhnlich großer Wortabstand.
  3. i(n) die ohne Worttrennung.
  4. Das ausgeschriebene u eigentlich wegen des us-Kürzels überflüssig. Vgl. nr. 48 Anm. c.
  5. Kürzungszeichen nicht (mehr) sichtbar; i(n) pace ohne Worttrennung.

Anmerkungen

  1. Rauser, Künzelsauer Heimatbuch II, 342.
  2. OAB Künzelsau 646.
  3. Biedermann, Ottenwald, tab. XXXIX.
  4. Nach Rauser, Künzelsauer Heimatbuch II, 342, soll er mit Guta von Wasen verheiratet gewesen sein. Abweichend davon Biedermann, Ottenwald, tab. XXXIX: erste Ehe mit Walburga von Vestenberg, zweite Ehe mit Anna Gabel („Geblin“), dritte Ehe mit Anna von Remchingen.

Nachweise

  1. Der Dt. Herold 23 (1892), Beil. S. 19 (nur erwähnt).
  2. Kdm. Künzelsau 201.
  3. Rauser, Künzelsauer Heimatbuch II, 285 (nach Kdm.), 381 (Abb.).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 39 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0003905.