Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 36 Öhringen, ev. Stadtkirche (ehem. Stiftskirche) 1416

Beschreibung

Glocke des Nürnberger Gießers Sifridus. Im Läutturm, obere Glockenstube. Zweizeilige Schulterinschrift (A) zwischen Zinnenfries und Fries aus mit Kleeblattbögen gefüllten Rundbögen mit anhängenden Kreuzblumen; die beiden Schriftzeilen durch einen Schnursteg getrennt. Auf der Flanke vier Reliefs, deren Sockel aus Elementen des Rundbogenfrieses gebildet werden: je zweimal Muttergottes und Kreuzigungsgruppe; oben am Kreuz jeweils ein kurzes Schriftband mit winzigem Titulus (B, C).

Maße: H. (o. Krone) 90, Dm. 118, Bu. 2,7 (A), 0,2 cm (B).

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Amt Heilbronn [1/8]

  1. A

    +a) o · rex · glorie · criste · veni · nobis · cvm · pace · Me · resonante · pia · popvli · memor · esto · Maria ·1) iohannes · lvcas · Marcvs / +a) mathevs ·o · patroni · petre · et · pavle · pro nobisb) · orate · anno · domini · M° · cccc° · xvi° · sifridvs · me · fecit · allelvia

  2. B

    i · n · r · i

  3. C

    i · n · r · i

Übersetzung:

O König der Herrlichkeit, Christus, komm uns mit Frieden. – Wenn ich fromm erklinge, gedenke des Volkes, Maria. – O ihr Patrone Petrus und Paulus, bittet für uns. – Im Jahr des Herrn 1416 hat mich Sifridus gemacht. Halleluja.

Versmaß: Leoninischer Hexameter (me resonante pia …).

Kommentar

Von Sifridus hat sich im Bearbeitungsgebiet eine weitere Glocke in Künzelsau von 1415 mit identischen Schriftformen und identischen Flankenreliefs erhalten (nr. 35). Besonders auffällig sind die langen, unten nach rechts hochgebogenen Abstriche am oberen Bogenabschnitt des c, am Balken des f und t und am Quadrangel des r sowie die mit leichtem Schwung rechtsschräg geschnittenen Oberlängen, deren Spitzen perlenartig verdickt sind. Den weit verbreiteten Glockenspruch o rex glorie Christe verwendete der Gießer auch auf einer Glocke in Habelsee (Gde. Ohrenbach, Lkr. Ansbach)2, den Hexameter mit der Marienanrufung in Verbindung mit dem durch zweimaliges allelvia beschlossenen Gießervermerk auf einer Feuchtwanger Glocke von 14173.

Textkritischer Apparat

  1. Geschweiftes Tatzenkreuz, dessen Enden und Winkel mit Perlen besetzt sind.
  2. pro nobis ohne Worttrennung.

Anmerkungen

  1. Beliebtes Formular vor allem auf Majuskelglocken des 13. und 14. Jahrhunderts; vgl. u. a. DI 41 (Göppingen) nr. 15 m. weiteren Hinweisen.
  2. Dt. Glockenatlas Mittelfranken Nr. 948 (1415).
  3. Ebd. Nr. 390.

Nachweise

  1. Wibel, Hohenloh. Kyrchen- u. Reformations-Historie I, 208 (verkürzt u. ungenau).
  2. HZAN GA 55 (Nachl. Albrecht) IX. Bü. 272 (Öhringen Stiftskirche): Autopsie Albrechts, teilweise m. Wiedergabe der Schriftformen, und Reinschrift.
  3. Albrecht, Stiftskirche Oehringen 56.
  4. Bauer, Stiftskirche zu Öhringen 283 (nur erwähnt).
  5. OAB Öhringen 104f.
  6. Boger, Stiftskirche 68f.
  7. Bossert, Glocken Nürnberger Meister 260.
  8. Keppler 263.
  9. Dt. Glockenatlas Württ./Hohenzollern Nr. 1122.
  10. Knoblauch I/1, 338 (nur erwähnt).
  11. Adolf Erdmann, Evangelische Kirchengemeinde Öhringen, in: Öhringen. Stadt und Stift 215–220, hier: 219 (nur erwähnt).
  12. Erdmann, Stiftskirche Öhringen 32 (nur erwähnt).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 36 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0003607.