Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 34 Waldenburg, Schloß 1414

Beschreibung

Wappenstein mit Jahreszahl. Aus dem ehem. Kloster Goldbach zu unbekanntem Zeitpunkt vor 1857 nach Kupferzell verbracht und dort im Schloßgarten des ehem. Fürstlich Hohenloheschen Schlosses aufgestellt1; jetzt in der Tordurchfahrt des Waldenburger Schlosses linkerhand in Augenhöhe eingemauert2. Quadratische Sandsteintafel. Innerhalb eines abgefasten Rahmens im eingetieften Feld ein senkrecht gestellter, flach reliefierter Wappenschild, darüber, durch einen schmalen Steg abgetrennt, die erhaben ausgehauene Jahreszahl in römischen Zahlzeichen. Die Endungs-O sind versenkt-erhaben über dem Schriftband in die Fase des Rahmens eingehauen. Stark verwittert, Ränder ausgebrochen.

Maße: H. 59,5, B. 59,5, Bu. 8,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. M° · CCCC°  ̣XIIII°a)

Wappen:
Hohenlohe3.

Kommentar

Die Majuskel hat gestreckte Proportionen und spitz ausgezogene Bogenschwellungen. Der Schaft des I und der Mittelschaft des symmetrischen unzialen M ist mit einem Nodus verziert. Als Trennpunkt dient ein großes Quadrangel.

1382 hatte Anna von Leuchtenberg, die Witwe Krafts von Hohenlohe, in Goldbach ein Paulinereremitenkloster für einen Prior, vier Mönche und fünf Laienbrüder gestiftet, das zunächst dem Konvent von Argenhardt, dann dem von Langnau unterstellt war. Zur Grundausstattung gehörte neben dem auf einer Rodung südöstlich von Waldenburg angelegten Hof Goldbach auch die inkorporierte Pfarrei Münkheim (Lkr. Schwäbisch Hall). Das kleine, von Hohenlohe bevogtete Kloster wurde in der Folgezeit vor allem von den Herren von Hohenlohe, aber auch von Niederadel und Bürgern der näheren Umgebung mit Schenkungen bedacht. Die Kapelle des Klosters, die 1391 erstmals genannt wird, war dem hl. Laurentius geweiht4. Da der ursprüngliche Standort des Wappensteins nicht bekannt ist, läßt sich über eine etwaige durch ihn dokumentierte Stiftung oder Baumaßnahme nichts mehr aussagen. Im Zuge der Reformation wurde das Kloster in den 50er Jahren des 16. Jahrhunderts schrittweise aufgehoben, die Liegenschaften werden seither landwirtschaftlich genutzt5. Von den Klosterbauten sind nur noch spärliche Reste der Ummauerung und des Bruderschaftshauses erhalten.

Textkritischer Apparat

  1. Das zweite Endungs-O unsicher, der Rahmen ist an dieser Stelle stark beschädigt. Falls hier tatsächlich ein O zu lesen ist, so ist es nicht über dem vierten C, sondern über dem X plaziert.

Anmerkungen

  1. Vermutlich veranlaßt durch Fürst Friedrich Karl von Hohenlohe-Waldenburg (1814–84), der das Kupferzeller Schloß um die Mitte des 19. Jahrhunderts als Residenz bezog.
  2. Zeitpunkt der Versetzung unbekannt, vermutlich aber anläßlich des Verkaufs des Kupferzeller Schlosses durch den Fürsten von Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst an die Württembergische Landwirtschaftskammer 1922 (vgl. Gradmann, Burgen u. Schlösser in Hohenlohe 125). Im Kupferzeller Schloßpark ist jetzt südlich des Schlosses in einer niedrigen Mauer eine moderne, schlechte Kopie des Wappensteins eingesetzt. Diese Kopie wurde offensichtlich nicht nach dem Original angefertigt, sondern nach einem ungenauen Stahlstich von 1860 (Hohenlohe-Waldenburg, Das Hohenlohische Wappen 317). Die Angabe von A. Straub, Schloßgeschichte Kupferzell (wie unten) 15, der Wappenstein befinde sich noch in Kupferzell, ist demnach auf diese Kopie zu beziehen.
  3. Von den zwei Leoparden hat hier nur der obere einen untergeschlagenen Schweif, der untere einen nach oben gerichteten. Der Stilisierung nach handelt es sich eher um Katzen als um Leoparden bzw. Löwen.
  4. Alle Angaben nach Württ. Klosterbuch 251; Der Lkr. Öhringen 2, 615; vgl. auch OAB Öhringen 350f. Ausführlich zur Klostergeschichte: Karl Schumm, Das Pauliner-Eremitenkloster Goldbach, in: ZWLG 10 (1951) 109–137.
  5. Der Lkr. Öhringen 2, 615f.

Nachweise

  1. Hohenlohe-Waldenburg, Das Hohenlohische Wappen 317 (Abb.: Stahlstich).
  2. Hohenlohe’sche Denkmale, in: WFr 5 H. 2 (1860) 300–308, hier: 303 (Abb.).
  3. Fürst zu Hohenlohe-Waldenburg, Die ältesten in Stein gehauenen Wappen des Hauses Hohenlohe, in: Zs. d. Hist. Ver. f. d. württ. Franken 10 H. 3 (1878) 198–200, hier: 199f. (m. Abb.: Stahlstich).
  4. Annelise Straub, Schloßgeschichte Kupferzell. 6 Generationen des Hauses Hohenlohe 1720–1985, Schwäbisch Hall 1985, 15 (Abb. nach Stahlstich, spiegelverkehrt).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 34 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0003403.