Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 30 Zweiflingen, ev. Filialkapelle 2.–3. D. 14. Jh.

Beschreibung

Glocke. Im Glockenstuhl im Turmhelm. Schulterinschrift zwischen unregelmäßigen Schnurstegen. Das letzte Wort ist unter dem Schriftband fortgesetzt. Durch Intervention des Württembergischen Amtes für Denkmalschutz 1911 vor dem Umguß bewahrt1.

Maße: H. (o. Krone) 33, Dm. 42, Bu. 1,8–2,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/5]

  1. + S · MARIA + S + LVCAS + S + MAḤCVSa) +b) S MATHEVSc) ·d) S ·e) ION/ANNESf)

Kommentar

Als Worttrenner dienen plumpe, leicht gestreckte Tatzenkreuzchen, daneben unförmige, vermutlich beim Guß beschädigte Punkte. Die gesamte Schriftausführung wirkt ungelenk und uneinheitlich, die Buchstaben sind nicht durchweg senkrecht ausgerichtet, und ihre Position innerhalb der Zeile schwankt erheblich. Besonders auffällig ist das durch sehr lange, plumpe Sporen abgeschlossene S. Neben einem A mit beidseitig überstehendem Deckbalken und nur nach außen gerichteten unteren Schaftsporen ist der Buchstabe einmal lediglich als Dreieck mit kurzem Deckbalken gebildet. Auch bei R und V verrät der Schriftbildner große Unsicherheiten. Datierungsrelevant ist das geschlossene C mit spitz ausgezogener Bogenschwellung und das analog gestaltete O, das so in Inschriften erst ab dem 2. Drittel des 14. Jahrhunderts zu beobachten ist. S. Thurm hat bereits darauf hingewiesen2, daß demselben Gießer aufgrund der typischen Schriftmerkmale eine Glocke in Untermünkheim (Lkr. Schwäbisch Hall)3 zuzuschreiben ist.

Zweiflingen war stets Filial von Orendelsall. Der Chor der Nikolauskapelle stammt noch aus romanischer Zeit. Zur Zeit des Glockengusses unterstand die Pfarrei Orendelsall dem Patronat der Grafen von Württemberg4.

Textkritischer Apparat

  1. Sic! Unziales H statt R. Vielleicht ist aber auch lediglich beim Guß der Glocke der Bogen des R verrutscht und mit der Cauda verschmolzen.
  2. Querarme des Kreuzes stark verkürzt.
  3. Die beiden Schäfte des V fast parallel und oben und unten jeweils durch einen beidseitig überstehenden Balken verbunden.
  4. Worttrenner verdrückt, vielleicht ursprünglich ein Tatzenkreuz.
  5. Unförmiger, länglicher Worttrenner.
  6. So statt IOHANNES; rundes N statt unziales H.

Anmerkungen

  1. Vgl. Rauser/Friederich, Zweiflinger Heimatbuch 252.
  2. Dt. Glockenatlas Württ./Hohenzollern Nr. 1139.
  3. Ebd. Nr. 1496.
  4. LdBW IV, 242f.

Nachweise

  1. LKA, A 26 Nr. 1483,5 (Glockenbeschlagnahme 1917, OA Öhringen).
  2. Dt. Glockenatlas Württ./Hohenzollern Nr. 1139, Abb. 466 (Zeichnung).
  3. Der Lkr. Öhringen 2, 688 (nur erwähnt).
  4. Rauser/Friederich, Zweiflinger Heimatbuch 252 (ungenau).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 30 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0003005.