Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 73: Hohenlohekreis (2008)
Nr. 27 Gommersdorf (Stadt Krautheim), kath. Pfarrkirche St. Johannes Baptist 2. H. 14. Jh.
Beschreibung
Glocke. Kleinste Glocke des Geläutes, hoch oben im Glockenstuhl aufgehängt. Schulterinschrift zwischen Zwillingsstegen.
Maße: H. (o. Krone) 45, Dm. 531, Bu. ca. 3 cm.
Schriftart(en): Gotische Majuskel.
+a) AVE · MARIA · GRACIA · PLENA · DOMINVS · TECVM2)
Übersetzung:
Gegrüßt seist du, Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit dir.
Textkritischer Apparat
- Tatzenkreuz.
Anmerkungen
- Maße nach Dt. Glockenatlas Baden Nr. 763.
- Anfang des Ave Maria; vgl. Lc 1,28.
- Nach Dt. Glockenatlas Baden Nr. 763 „wahrscheinlich würzburgischer Hohlpfennig zur Zeit von Bischof Gerhard von Schwarzenburg, 1372–1400“. Da die Glocke nicht gefahrlos aus der Nähe zugänglich ist, konnte diese Angabe nicht verifiziert werden.
- Ebd.
Nachweise
- Schönhuth, Crautheim sammt Umgebungen 105.
- Kdm. Tauberbischofsheim 31.
- Josef Sauer, Geschichte und Schicksale der Glocken Badens, in: FDA NF 40 (1940) 77–132, hier: 85.
- Schreck, Gommersdorf 16 (nach Schönhuth).
- DI 8 (Mosbach, Buchen, Miltenberg) nr. 547.
- Rauser, Krautheimer Heimatbuch 174, 178.
- Dt. Glockenatlas Baden Nr. 763.
Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 27 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0002708.
Kommentar
Als Worttrenner dient ein Münzabdruck3. Durch kräftige Schäfte und breite, spitz ausgezogene Bogenschwellungen wird die Flächigkeit der Buchstaben betont. Die langen Schaftsporen sind zu flachen Dreiecken erweitert. Der Schaft des I ist mit einem Nodus, der des L mit einem Halbnodus verziert. Diese Ausprägung der Gotischen Majuskel war besonders im Fränkischen im 2. und 3. Drittel des 14. Jahrhunderts – auch im Bereich der in Stein gehauenen Inschriften – beliebt. S. Thurm erwägt eine Abhängigkeit des Gießers von dem 1352 bis 1367 urkundlich nachweisbaren Meister Conrad von Würzburg4. Dessen Glockeninschriften wirken im gesamten Duktus allerdings zierlicher, die Bogenschwellungen sind deutlich weniger zugespitzt, und auch die Sporen sind eher wellenförmig als dreieckig.
Die Glocke wurde aus einem Vorgängerbau der 1592 neu errichteten und 1598 mit Pfarrechten ausgestatteten Kirche (vgl. nr. 467) übernommen. Die Johanneskapelle war Filial von Krautheim.