Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 23 Kloster Schöntal (Gde. Schöntal), Kloster, Kreuzgang 1392

Beschreibung

Epitaph Gottfrieds des Jüngeren von Berlichingen. Im Ostflügel des Kreuzgangs, zweiter Stein von Norden; bis zur Neuanordnung der Grabdenkmäler im Zuge des barocken Neubaus des Kreuzgangs im Ostflügel als zwölfter Stein von Norden1. Hochrechteckige Sandsteinplatte mit trapezförmig vorspringendem Standsockel, darauf die stehende, fast vollrunde Figur eines gerüsteten Ritters mit Beckenhaube und tief an der Hüfte sitzendem Gürtel, die Linke am Schwertgriff, in der Rechten ursprünglich vermutlich eine jetzt fehlende Lanze haltend; zu Häupten links ein Wappenschild, rechts Kübelhelm mit Helmzier. Eingehauene Umschrift zwischen Linien, auf der linken Randleiste unten beginnend, auf der rechten Leiste fortgesetzt und zu Füßen der Figur auf dem vorspringenden Sockel endend, mehrfach unterbrochen durch die figürliche Darstellung. Da Schild und Helmzier über den oberen Plattenrand ragen, ist anzunehmen, daß das Epitaph ursprünglich noch einen (spitzbogigen?) Aufsatz trug. Bestoßen, Ränder beschädigt und teilweise verputzt; 1857/58 renoviert und stellenweise ergänzt, 1958 Reste der originalen Farbfassung freigelegt2.

Siehe Lageplan.

Maße: H. 232, B. 87, Bu. 6,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Amt Heilbronn [1/7]

  1. annoa) · d(omi)ni · m° · ccc°lxxxxb) · ii° · vii° // yd(us) · m(a)r(tii)c) · //d) · o(biit) · // · gotfrid(us) · minore) · de · / ber/lichinge(n) ·

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1392 am 7. Tag vor den Iden des März (9. März) starb Gottfried der Jüngere von Berlichingen.

Wappen:
Berlichingen.

Kommentar

Die breit angelegte, etwas gedrungen wirkende Minuskel mit gelegentlich weiten Buchstabenabständen, auffallend großen Quadrangel-Fahnen bei r und x, dem weit in den Oberlängenbereich ragenden a, dem unten ankerförmig aufgespaltenen Schaft des x, der Rosette am Beginn der Inschrift sowie den auf der Kante liegenden Worttrenner-Quadrangeln weist eindeutig auf eine – vermutlich in Würzburg beheimatete – Werkstatt, die in der weiteren Umgebung eine große Zahl von Grabmälern vorwiegend des gräflichen, edelfreien und niederen Adels geschaffen hat, darunter im näheren Umkreis das vor 1390 entstandene Epitaph der Katharina von Finsterlohr in Laudenbach (Stadt Weikersheim, Main-Tauber-Kreis)3.

Nach Möller war der Verstorbene ein Sohn des 1377 gefallenen Beringer von Berlichingen (vgl. nr.22) und verheiratet mit Agnes von Gebsattel4.

Textkritischer Apparat

  1. Am Beginn der Inschrift eine Rosette in Flachrelief.
  2. Hochgestelltes o über dem mittleren c.
  3. Kein Kürzungszeichen über der Zeile erkennbar, da der Rand des Epitaphs an dieser Stelle verputzt ist. Eine andere Auflösung der Abkürzung ist aber nicht möglich.
  4. Wechsel auf die rechte Randleiste.
  5. iunior Kdm. Künzelsau; der vierte Schaft ist durch den darübergesetzten Punkt (falls es sich nicht lediglich um eine Beschädigung des Steins handelt) als i bezeichnet.

Anmerkungen

  1. Vgl. Müller/Stöcklein (WLB Cod. Don. 600) fol. 20r.
  2. Kdm. Künzelsau 346.
  3. DI 54 (Mergentheim) nr. 29; vgl. ebd. Einl. LIV.
  4. Möller, Stamm-Taf. I, Taf. XXI. Agnes von Gebsattel urkundet als Gottfrieds Witwe 1393, vgl. OAB Künzelsau 399; ebd. urk. Nachweise für Gottfried d. J. 1383–91.

Nachweise

  1. Hebenstreit (StAL B 503 II Bü 10) p. 66.
  2. Müller/Stöcklein (WLB Cod. Don. 600) fol. 20r.
  3. Schönhut, Chronik Schönthal 195 (nach Aufzeichnung des Repetenten Zeller).
  4. Schönhuth, Grabdenkmale Berlichingen 450 (nach Hebenstreit).
  5. Berlichingen-Rossach, Denkmale 296.
  6. Bauer, Grabsteine 419.
  7. Berlichingen-Rossach, Götz 723.
  8. Schönhuth, Burgen … Württembergs IV, 224.
  9. Kröll 105.
  10. OAB Künzelsau 787.
  11. Baum, Dt. Bildwerke 15.
  12. Bräutigam 142 Nr. 100.
  13. Max H. von Freeden, Das wiedergefundene Grabmal des Grafen Gottfried von Rieneck († 1389), in: WDGB 14/15 (1952/53) 321–336, hier: 330f., 334 (m. Abb.).
  14. Kdm. Künzelsau 346f. (m. Abb.).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 23 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0002300.