Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 19 Ingelfingen, ev. Pfarrkirche 2. D. 14. Jh.

Beschreibung

Glocke. Schulterinschrift zwischen Schnurstegen, der Schluß der Inschrift über der Zeile auf der Wölbung der Glockenhaube. Die mit Modeln hergestellten Schriftzeichen wurden zusammen mit ihrer jeweiligen ausgeschnittenen Unterlage auf den Mantel des Glockenmodells aufgeklebt.

Maße: H. (o. Krone) 84, Dm. 101, Bu. 2,7 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/5]

  1. +a) O REXb) · GLORIE · CHR(IST)Ec) · VENI · CVM · PACEd) +a) LVCAS · MARCVS · MATHEVS · IOH/ANNES +e)

Übersetzung:

O König der Herrlichkeit, Christus, komm mit Frieden.

Kommentar

Der Gesamteindruck der breit proportionierten Schrift wird bestimmt von den kräftigen keilförmigen Verbreiterungen der Schaft- und Balkenenden, den stumpfwinklig-spitz ausgezogenen Bogenschwellungen sowie den Nodi und Halbnodi an zahlreichen Schäften. Der Nodus des L ist frei geformt und wurde nachträglich auf das Buchstabenmodell aufgeklebt. A hat einen beiderseits überstehenden, mit großen Dreiecksporen versehenen Deckbalken und einen geschwungenen linken Schrägschaft mit spitz ausgezogener Schwellung. Die Bögen des symmetrischen unzialen M sind – ähnlich wie der Bogen des unzialen H – stark einwärts gekrümmt und an den Enden nach außen umgebogen; in der Mitte seines Schafts sitzen an beiden Seiten Zierpunkte. Das O ist mit schwachen Bogeninnenschwellungen versehen. Bogen und Cauda des R setzen unverbunden untereinander am Schaft an. Als Worttrenner dienen ungewöhnlich weit hervortretende halbkugelige Punkte. Die spitz ausgezogenen Bogenschwellungen der Schrift verbieten eine zeitliche Ansetzung der Glocke vor dem mittleren Drittel des 14. Jahrhunderts1. Dazu paßt, daß die bislang von Belsenberg abhängige Ingelfinger Kirche um 1335 selbständige Pfarrei wurde2. Der Guß einer neuen Glocke könnte damit in Zusammenhang stehen. Eine kleinere, 1650 gegossene Glocke der Ingelfinger Pfarrkirche (nr. 891)† ist verloren.

Textkritischer Apparat

  1. Schmales Tatzenkreuz.
  2. O REX ohne Worttrennung.
  3. Befund: XPE mit Kürzungsstrich oberhalb des Schnurstegs.
  4. Durch Gußfehler der obere Bogen des E unvollständig.
  5. Eingebogenes Tatzenkreuz.

Anmerkungen

  1. Zum Datierungskriterium vgl. DI 37 (Rems-Murr-Kreis), Einl. XLVf. Vgl. dagegen die nach oben hin etwas zu weit gefaßte Datierung in Dt. Glockenatlas Württ./Hohenzollern Nr. 914: 1. H. 14. Jh.
  2. LdBW IV, 205.

Nachweise

  1. Bauer, Geschichte von Ingelfingen 209.
  2. HZAN GA 55 (Nachl. Albrecht) IX. Bü 240 (Ingelfingen): Geschichte von Ingelfingen und der nächsten Umgebung (nach 1850), p. 46.
  3. OAB Künzelsau 598.
  4. LKA, A 26 Nr. 1483,2 (Glockenbeschlagnahme 1917, OA Künzelsau).
  5. Dt. Glockenatlas Württ./Hohenzollern Nr. 914, Abb. 456 (ungenaue Zeichnung, Ausschnitt).
  6. Kdm. Künzelsau 171.
  7. Ev. Nikolauskirche 21.
  8. Rauser, Ingelfinger Heimatbuch 136.
  9. Ehrmann, Ingelfinger Glocken, Nr. a2.

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 19 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0001903.