Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 18 Crispenhofen (Gde. Weißbach), ev. Pfarrkirche 2. D. 14. Jh.

Beschreibung

Glocke. Bis vor wenigen Jahren in einer Öffnung des Turmhelms unter einem schützenden Vordach aufgehängt; jetzt im Langhaus unter der Kanzel in einem schmiedeeisernen Gestell. Schulterinschrift zwischen groben Kordelstegen. Die gesamte Inschrift steht auf dem Kopf, ist also von oben her zu lesen.

Maße: H. (o. Krone) 53, Dm. 66, Bu. 2,1–3,7 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/6]

  1. + S · LVCASa) + S · MARCVS + S · MATHEVSb) + S · IOHANNES

Kommentar

Die Weihe zur Pfarrkirche erfolgte nach der Abtrennung Crispenhofens von der Pfarrei Forchtenberg 1344, Patronatsherr war das Kloster Amorbach1. Möglicherweise steht der Guß der Glocke damit in Zusammenhang. Der paläographische Befund, v. a. die spitz ausgezogene Bogenschwellung des geschlossenen C (mit Bogeninnenschwellung) und des geschlossenen E, verbietet jedenfalls eine Datierung der Glocke vor dem mittleren Drittel des 14. Jahrhunderts2. Als Worttrenner stehen Tatzenkreuze und große runde Punkte. Auffällig ist das seitlich gekippte S mit ausgesprochen langen, leicht durchgebogenen Sporen. Das trapezförmige A hat einen geknickten Mittelbalken und einen beidseitig weit überstehenden, in mächtigen Dreiecken endenden Deckbalken. Neben einem links geschlossenen unzialen M mit Bogeninnenschwellung wird auch ein auffällig kleines kapitales M eingesetzt, das offensichtlich einem anderen Modelalphabet entnommen ist. Das O ist in den Bogenscheiteln mit kleinen Zierpunkten versehen. Die Bogenschwellung der kurzen Cauda des R ist spitz ausgezogen. Einige Sporen, so die des I und des S, sind an den Enden perlförmig verdickt. Von der verkehrtherum angebrachten Inschrift versprach man sich vermutlich unheilabwehrende Kräfte.

Textkritischer Apparat

  1. Worttrenner und L beim Guß ineinandergerutscht.
  2. Die drei letzten Buchstaben im oberen Bereich durch Gußfehler beschädigt.

Anmerkungen

  1. Vgl. LdBW IV, 228.
  2. Dt. Glockenatlas Württ./Hohenzollern Nr. 903 datiert „1. Hälfte 14. Jh.“.

Nachweise

  1. OAB Künzelsau 462.
  2. Keppler 178 (erwähnt).
  3. LKA, A 29 Nr. 807: Pfarrbeschreibung für die Pfarrei Crispenhofen 1905, p. 73 (erwähnt).
  4. LKA, A 26 Nr. 1483,2 (Glockenbeschlagnahme 1917 OA Künzelsau).
  5. Dt. Glockenatlas Württ./Hohenzollern Nr. 903, Abb. 455.
  6. Kdm. Künzelsau 119.
  7. Rauser, Weißbacher Heimatbuch 58 (nach Kdm.).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 18 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0001809.