Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 2 Kloster Schöntal (Gde. Schöntal), Kloster, Kreuzgang 1257?

Beschreibung

Grabplatte des Simon von Clepsheim. Vor dem barocken Umbau des Klosters im Ostflügel des Kreuzgangs als elfte Grabplatte von Norden1; nach dem Umbau ungefähr an derselben Stelle im südlichen Bereich des Kreuzgang-Ostflügels wieder im Boden verlegt; aus konservatorischen Gründen im Januar 2004 aus dem Boden genommen und in unmittelbarer Nähe an der Wand aufgerichtet2. Roter Sandstein. Die Platte wies am Kopfende eine ursprünglich wohl vierzeilige eingehauene Inschrift und darunter in der Mitte einen großen Wappenschild in Flachrelief auf. Die Inschrift ist fast völlig abgetreten; die Umrisse der Wappenfigur wurden zu unbekanntem Zeitpunkt, vermutlich im 16. Jahrhundert, nachgezogen, dabei wurde der Schildumriß in modernen Formen als Tartsche eingerillt, der langgestreckte spitze gotische Schildumriß ist darunter nur noch zu erahnen. In jüngerer Zeit wurden die ausgebrochenen Ränder ringsum mit Zementmörtel ergänzt und in den Mörtel wurde eine auf allen vier Seiten umlaufende Rahmenlinie eingeritzt.

Inschrift ergänzt nach Hebenstreit.

Siehe Lageplan.

Maße: L. 183, B. 70, Bu. 4,5–5,0 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Amt Heilbronn [1/3]

  1. [A]ṆNO D(OMI)NI M CC / Ḷ [VIIa) P]RI[D]IE / [NON(AS)b) MARTII] Ọ(BIIT)c) SỊ/[MON DE CLEPSEN]d)

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1257 am Tag vor den Nonen des März (6. März) starb Simon von Clepsheim.

Wappen:
Clepsheim3.

Kommentar

Die dürftigen Schriftreste lassen nur noch erkennen, daß es sich um eine breit proportionierte Majuskel mit recht kräftigen Bogenschwellungen handelte. Für M scheint die links geschlossene unziale Form verwendet zu sein; N ist durchweg rund. C ist noch nicht geschlossen, seine fast waagerecht auslaufenden Bogenenden sind keilförmig verdickt. Ebenso ist das unziale E noch offen. Die Schriftformen sprechen nicht gegen eine Ansetzung um 1257. Die vorliegende Inschrift ist somit die älteste erhaltene des Klosters Schöntal.

Das Jahr 1257 wird auch im Schöntaler Nekrolog als Todesjahr des Simon von Clepsheim genannt4, der als Zeuge in einer Schöntaler Urkunde belegt ist5. Die mit den von Aschhausen stamm- und wappengleichen von Clepsheim sind nach Klepsau (Stadt Krautheim) zubenannt. Was den Anlaß dazu gab, die Grabplatte im 16. Jahrhundert zu „modernisieren“, ist unklar. Auffällig ist, daß nur der Wappenschild besser sichtbar gemacht wurde, nicht aber die Inschrift. Möglicherweise wurde die Grabplatte für einen Angehörigen der von Aschhausen oder der von Berlichingen, die ja ebenfalls das Rad im Wappen führten, wiederverwendet.

Textkritischer Apparat

  1. 1257. (vel 59. nam nequit bene discerni) Hebenstreit; M. CCC (!) LVII. Müller/Stöcklein; MCCLVII emend. OAB Künzelsau. Vom L am Beginn der zweiten Zeile ist nur der Balken erhalten.
  2. pridie Nonas Hebenstreit; 2. non. Müller/Stöcklein; der knappe zur Verfügung stehende Raum läßt nur eine gekürzte Form für NONAS zu.
  3. Das rechtsschräg durchstrichene O nur noch schemenhaft zu erkennen.
  4. obijt Simon de Clepsen Hebenstreit; obijt nobilis D(omi)nus Symon de Clepsen Müller/Stöcklein. Die noch schwach erkennbaren Schriftreste am Ende der dritten Zeile sichern die Lesung Hebenstreits und ermöglichen die Angabe des Zeilenumbruchs. Das Prädikat nobilis dominus ist für einen Angehörigen des Niederadels im 13. Jahrhundert undenkbar. Unsicher ist allerdings die Schreibung des Namens: Clepsen ist in Krieger, Topograph. Wörterbuch I, Sp. 1196 erst für das 17. Jh. belegt, wohingegen die mittelalterlichen Schreibungen stets auf ‑heim enden.

Anmerkungen

  1. Müller/Stöcklein (WLB Cod. Don. 600) fol. 21v.
  2. Bergung durch das Staatliche Vermögens- und Hochbauamt Heilbronn auf Anregung der Forschungsstelle Deutsche Inschriften der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Ich danke Herrn Regierungsbaumeister Ulrich Bleck für sein Interesse und für die bereitwillige und umgehende Durchführung der „Rettungsaktion“.
  3. Achtspeichiges Rad.
  4. Vgl. OAB Künzelsau 786; Rückert, Zur Memoria 91.
  5. Vgl. Rückert, Zur Memoria 91.

Nachweise

  1. Hebenstreit (StAL B 503 II Bü 10) p. 70.
  2. Müller/Stöcklein (WLB Cod. Don. 600) fol. 21v.
  3. OAB Künzelsau 786 (nach Müller/Stöcklein).
  4. Drös, Zur Heraldik 64f. (Abb., noch mit falscher Zuweisung an einen unbekannten v. Berlichingen).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 2 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0000201.