Inschriftenkatalog: Stadt Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 58: Stadt Hildesheim (2003)

Nr. 71 Dammstraße, Mauer 1280

Beschreibung

Inschriftenstein in einer Bruchsteinwand an der Innerstebrücke, neben Nr. 96. Die Wand gehörte zum ehemaligen Johannisstift und stellte die Grenze zwischen der Altstadt und der alten Dammstadt dar. Der Stein war zeitweilig an dem 1893 erbauten Haus Dammstr. 24 angebracht.1) Die in drei Zeilen eingehauene Inschrift ist gerahmt und steht zwischen Linien. Die Buchstaben sind heute mit roter Farbe ausgemalt. Das rechte Drittel des Steins ist erneuert worden, die Ausführung der Buchstaben entspricht hier in den Details nicht mehr dem Original, wie der Vergleich mit einem älteren Photo zeigt.2) Die erneuerten Teile stehen in spitzen Klammern.

Maße: H.: 48,5 cm; B.: 154,5 cm; Bu.: 7 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

Christine Wulf [1/1]

  1. · ANNO D(OMI)NI · M° · CC° · <LXXX> / · SVB · EP(ISCOP)O · SJFRIDO · A · <LIPPOLD>a) / · DECANO · REEDIFICATA · E(ST) · <DOMVSb) · >

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1280 ist unter Bischof Siegfried dieses Haus von dem Dechanten Lippold wiederaufgebaut worden.

Kommentar

Das Johannishospital wurde 1161 als Ersatz für das bisherige Domhospital durch Dompropst Rainald von Dassel an der Innerstebrücke eingerichtet. Im Jahr 1204 wurde dort – getrennt vom Hospital – durch den Kustos des Johannishospitals Hermann3) ein Kollegiatstift mit vier Kanonikern eingerichtet, das dem Domdechanten unterstand.4)

Die urkundliche Überlieferung der einschlägigen Jahre läßt erkennen, daß das Johannishospital im letzten Viertel des 13. Jahrhunderts verarmt und in Verfall geraten war.5) Der in der Inschrift genannte Bauabschluß war offenbar nur ein Teil einer größeren Baumaßnahme, denn am 17. November 1291 erteilten Bischof Siegfried II. und das Domkapitel 40 Tage Ablaß für Beiträge zur Finanzierung des Wiederaufbaus der zum Teil ruinösen Stiftskirche.6) Im Jahr 1322 wurde das Johannishospital beim Überfall der in der Altstadt Hildesheims ansässigen Bürger auf die Dammstadt zerstört. Der Wiederaufbau, der in Inschrift Nr. 96 bezeugt ist, erfolgte erst 1352.

Textkritischer Apparat

  1. LIPPOLD] Bereits im Original statt LIPPOLDO.
  2. DOMVS] domus haec Beiträge; H mit Kürzungsstrich HS 148. Auf einem älteren Photo in der Slg. Rieckenberg ist DOM(VS) mit zwei unleserlichen Buchstaben zu erkennen.

Anmerkungen

  1. Kd. Hildesheim, Bürgerliche Bauten, S. 83.
  2. Das ältere Photo weist nach den Ziffern in Zeile 1 einen Worttrennpunkt auf. In Zeile 2 sind die Buchstaben des Namens Lippold heute schmaler ausgeführt als im Original, wo der Name geringfügig über die Randbegrenzung hinausragte. Das M in DOMVS hatte im Original die Form eines links geschlossenen M.
  3. Bertram, Bistum 1, S. 173.
  4. Streich, Klöster, Stifte und Kommenden, S. 79.
  5. Vgl. z. B. UB Stadt 1, Nr. 367 (17. Juli 1279): Das Domkapitel bewilligt dem Kapitel des verarmten Johannisstifts ein zweites Gnadenjahr; Nr. 378: Verleihung einer neuen Ordnung an das Johannisstift durch das Domkapitel.
  6. UB Stadt 1, Nr. 452.

Nachweise

  1. DBHi, HS 148, S. 193.
  2. Beiträge zur Hildesheimischen Geschichte 1 (1829), S. 241f., Anm. 13.
  3. Mithoff, Kunstdenkmale, S. 153.
  4. Kd. Hildesheim, Bürgerliche Bauten, S. 83.
  5. Slg. Rieckenberg, S. 324 und 327.

Zitierhinweis:
DI 58, Stadt Hildesheim, Nr. 71 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di058g010k0007106.