Inschriftenkatalog: Stadt Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 58: Stadt Hildesheim (2003)

Nr. 66 Dom-Museum 1227 o. früher

Beschreibung

Reliquiar. „Katharinenreliquiar“.1) Eichenholzkern, Silber gestanzt, zum Teil vergoldet. Das Reliquiar läßt sich seit 1546 in Heilig Kreuz nachweisen.2) Es hat die Form einer stark abgeplatteten Halbkugel mit elliptischer Grundfläche und ist darin der Lipsanotheca Mariana (vgl. Nr. 1) nachgebildet. Auf der Vorderseite im Relief eine Darstellung des gekreuzigten Christus mit Maria und Johannes unter dem Kreuz. Rechts und links der Kreuzigungsgruppe ein heiliger Bischof und Johannes der Täufer. Links und rechts der Figur des Bischofs war die heute nur noch schwach sichtbare gravierte Inschrift A angebracht. Auf der Rückseite in Durchbrucharbeit und Ritzzeichnung von links nach rechts vier Figuren: Petrus, Katharina mit Krone und Märtyrerpalme, Maria mit dem Kind sowie ein Mann mit Schwert ohne Nimbus (der Stifter ?). Auf der kupfernen Bodenplatte des Reliquiars befand sich nach der Überlieferung von Kratz in Braunfirnis ausgeführt die Inschrift B.3) Die zur Zeit von Kratz bereits bis auf wenige matte Reste verschwundene Inschrift 4) ist heute nicht mehr vorhanden. Das Reliquiar wurde 1977 restauriert.5)

Inschriften nach DBHi, HS C 1527 (Zeichnung).

Maße: H.: 11,5 cm; Dm.: 18 cm u. 7,5 cm (ellipsenförmige Bodenplatte); Bu.: 0,3–0,5 cm.

Schriftart(en): Romanische Majuskel.6)

  1. A

    S(AN)C(TV)S // Ea)

  2. B †

    CORPORA SANCTORVM IN PACE SEPVL/TA SVNTb)7)

Übersetzung:

Die Leiber der Heiligen sind in Frieden begraben. (B)

Kommentar

Die Inschrift B entspricht im Wortlaut der Kamminschrift auf der Lipsanotheca Mariana (Nr. 1). Die Buchstaben waren – soweit die Zeichnung von Kratz die Charakteristika genügend deutlich wiedergibt – in einer überwiegend von den Formen der Kapitalis geprägten romanischen Majuskel ausgeführt. Die Enden der Hasten waren keilförmig verbreitert, E und C mit Sporen, aber nicht abgeschlossen, Übergang vom Bogen zur Haste bei P ausgerundet, ausgeprägte Schwellung der R-Cauda. Das E in Inschrift A zweibogig.

Brandt deutet an, daß Pfalzgraf Heinrich († 1227) – Sohn Heinrichs des Löwen – der Stifter des Reliquiars gewesen sein könnte8) und hält auch aus stilistischen Gründen eine Entstehung um 1227 für wahrscheinlich. Die Schriftcharakteristika widersprechen dieser Datierung nicht.

Textkritischer Apparat

  1. Wahrscheinlich EPIPHANIUS.
  2. SVNT] S retrograd.

Anmerkungen

  1. Inv. Nr.: L 1978-19. Das Reliquiar enthält ein Fläschchen mit Öl der heiligen Katharina und ein weiteres mit der Reliquienbeischrift: Oleum s(an)c(t)e mariae de sardynay (vgl. Brandt, Inventar Heilig Kreuz, S. 159).
  2. Vgl. Brandt, Inventar Heilig Kreuz, S. 158f. mit ausführlicher Beschreibung.
  3. DBHi, HS C 1527, o. S.
  4. Adolf Bertram nach Aufzeichnungen des Dr. Kratz: Kreuzkirche u. Kreuzstift. Hildesheim 1892, S. 11.
  5. Brandt, Inventar Heilig Kreuz, S. 158.
  6. Schriftart nach Zeichnung Kratz in: DBHi, HS C 1527.
  7. Nach Sir. 44,14. Näheres zur Textquelle s. Nr. 1, Anm. 7.
  8. Brandt, Inventar Heilig Kreuz, S. 159f.

Nachweise

  1. DBHi, HS C 1527, o. S.
  2. Adolf Bertram nach Aufzeichnungen des Dr. Kratz: Kreuzkirche u. Kreuzstift. Hildesheim 1892, S. 11.
  3. Mithoff, Kunstdenkmale, S. 140.
  4. Richard Herzig: Die Kirche zum Heiligen Kreuz in Hildesheim. Hildesheim und Leipzig [1929], S. 25 (nur B).
  5. Brandt, Inventar Heilig Kreuz, S. 159 (nur B).

Zitierhinweis:
DI 58, Stadt Hildesheim, Nr. 66 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di058g010k0006605.