Inschriftenkatalog: Stadt Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 58: Stadt Hildesheim (2003)

Nr. 30 Dom-Museum 1114

Beschreibung

Grabpatene des Bischofs Udo.1) Silber. Die Patene wurde zusammen mit einem kleinen Kelch bei der Öffnung des in der Laurentiuskapelle befindlichen Grabes (vgl. Nr. 29) im Jahr 1849 gefunden.2) Sie zeigt im Innenfeld, umgeben von zwei Kreisen, die von einem griechischen Kreuz hinterfangene Dextera Dei. Die im Innenfeld eingravierte Inschrift umläuft im Dreiviertelkreis die Darstellung. Ihre Buchstaben stehen nicht in einer einheitlichen Leserichtung, sondern sind teils zum Zentrum, teils auf einen Beschauer, der die Patene aus der Richtung der ausgestreckten Finger betrachtet, teils nach außen gerichtet. Der Rand wurde restauriert.

Maße: Dm.: 7,2 cm; Bu.: 0,41–0,5 cm.

Schriftart(en): Romanische Majuskel.

Elke Schneider (Heidelberg) [1/1]

  1. DEXTERA DOMINI

Übersetzung:

Die rechte Hand des Herrn.

Kommentar

Die Inschrift verwendet ausnahmslos linear gravierte Kapitalis-Buchstaben mit feinen Strichsporen.

Die Patene zeigt wie die für Bischof Udo angefertigte Grabplatte die Dextera Dei, das Sinnbild für das Eingreifen Gottvaters in das irdische Leben.3) Sie entspricht in ihrer gesamten Anlage – mit Ausnahme der Tatsache, daß die Inschrift zwischen den beiden das Innenfeld umgebenden Kreisen stehen sollte – den Anweisungen des Theophilus-Rogerus († bald nach 1125) zur Herstellung kleiner Patenen: fac circulos duos interius cum circino, et pertrahe cum subula obtusa (‚mit einer stumpfen Ahle‘) in medio similitudinem agni siue dexteram quasi de coelo descendentem et signantem, et litteras inter illos duos circulos [...].4)

Anmerkungen

  1. Inv. Nr.: DS 28.
  2. Kd. Hildesheim, Kirchen, S. 123.
  3. LCI 2, Sp. 211–213.
  4. Vgl. Theophilus, De Diuersis Artibus, hg. und mit einer englischen Übersetzung versehen von C. R. Dodwell. London u. a. 1961, Buch 3, Kapitel 26, S. 78f.

Nachweise

  1. Bertram, Bischöfe, S. 49.
  2. Bertram, Fundatio, S. 41, Abb. I,7.
  3. Kd. Hildesheim, Kirchen, S. 123.
  4. Slg. Rieckenberg, S. 114–118, ein Photo.

Zitierhinweis:
DI 58, Stadt Hildesheim, Nr. 30 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di058g010k0003005.