Inschriftenkatalog: Stadt Hildesheim
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 58: Stadt Hildesheim (2003)
Nr. 774† Eckemekerstr. 26 (no. 1728) um 1610 o. 1660
Beschreibung
Haus. Fachwerk. Ehemaliges Rektorenhaus des Gymnasium Andreanum.1) Buhlers überliefert für das Rektorenhaus in einem Nachtrag zu seinen beiden Inschriftensammlungen Inschrift A und an anderer Stelle weitere Inschriften B–H, von denen er vermutet, daß sie am Haus des Rektors standen.2) Ob dieses tatsächlich das Haus Eckemekerstr. 26 war, läßt sich nicht klären. Unklar ist weiterhin, ob die Inschriften noch aus dem Erfassungszeitraum stammen.
Inschriften nach Buhlers.
- A
quoniama) praestitimus quod de/[bui]musb) moderate quod eve/[n]itb) feramus CICERO3)
- B
Satius est recurrere quam currere male4)
- C
Virtus est vitium fugere5)
- D
Nemo mortalium omnibus horis sapit6)
- E
Multi te oderint si te ipsum amas7)
- F
Turpis jactantia8)
- G
Ne Jupiter quidem omnibus placet9)
- H
Quid nisi victus dolor10)
Übersetzung:
Da wir getan haben, was uns die Pflicht gebot, so laßt uns besonnen die Folgen tragen. (A) Es ist besser zurückzulaufen als schlecht zu laufen. (B) Tugend heißt das Laster fliehen. (C) Niemand von den Sterblichen ist zu allen Stunden vernünftig. (D) Viele dürften dich hassen, wenn du dich selbst liebst. (E) Sich rühmen ist schändlich. (F) Nicht einmal Jupiter gefällt allen. (G)
Textkritischer Apparat
- quoniam] [n]am Buhlers.
- Klammern so bei Buhlers. Offenbar waren die Zeilenanfänge gestört.
Anmerkungen
- Vgl. Hildesheim. Ein Führer für Einheimische und Fremde, zusammengestellt von E. Beyer. Hildesheim 111930, S. 31; Max Buhlers: 2. Nachtrag zu den Hildesheimer Haussprüchen. In: Zeitschrift des Harz-Vereins für Geschichte und Altertumskunde 25 (1892), S. 264.
- Buhlers, Hildesheimer Haussprüche, S. 230: „An des Herrn Direktoris (Fußnote 2: „vermutlich des Gymnasium Andreanum“) Hause standen [...] Lebensregeln“. Im Zusammenhang mit der Überlieferung von Inschrift A schreibt Buhlers (wie Anm. 1), daß sich am Haus gründlich mit Kalkanstrich verschmierte unleserliche Buchstaben befunden haben, stellt aber keine Beziehung zwischen beiden Inschriftenüberlieferungen her.
- Cicero, Ad Familiares 6, 3 (4), 2.
- Vgl. Walther, Proverbia 4, Nr. 27554a.
- Vgl. ebd. 5, Nr. 33664; Horaz, Epistula 1,1, 41 virtus est vitium fugere et sapientia prima.
- Vgl. Walther, Proverbia 3, Nr. 16377a.
- Vgl. ebd. 8, Nr. 38437d1.
- Vgl. ebd. 5, Nr. 31981.
- Vgl. ebd. 3, Nr. 16026b.
- Eine sinnvolle Übersetzung der überlieferten Fassung ist nicht möglich. Der Text ist möglicherweise verderbt (victus statt virtus) oder unvollständig.
- Zur Datierung vgl. Hildesheim (wie Anm. 1); Hildesheimer Heimatkalender 1957, Abb. nach S. 64.
Nachweise
- Max Buhlers: 2. Nachtrag zu den Hildesheimer Haussprüchen. In: Zeitschrift des Harz-Vereins für Geschichte und Altertumskunde 25 (1892), S. 264 (A).
- Buhlers, Hildesheimer Haussprüche, S. 230 (B–H).
- Slg. Rieckenberg, S. 938 (A).
Zitierhinweis:
DI 58, Stadt Hildesheim, Nr. 774† (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di058g010k0077402.
Kommentar
Die Angaben zur Entstehungszeit des Gebäudes sind nicht eindeutig. Während es im Führer Hildesheim von Beyer auf um 1610 datiert wird, gibt eine Bildunterschrift im Hildesheimer Heimatkalender das Jahr 1660 als Entstehungsjahr an.11)