Inschriftenkatalog: Stadt Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 58: Stadt Hildesheim (2003)

Nr. 769 Dom-Museum E. 16.–1. H. 17. Jh.

Beschreibung

Gemälde.1) Brustbild des Bischofs Gerhard vom Berge (reg. 1365–1398). Öl auf Leinwand. Das Gemälde stammt vermutlich aus der von Gerhard vom Berge gegründeten Kartause und gehörte später in die Sammlung des Bischofs Eduard Jakob Wedekin (1798–1870).2) Der in Dreiviertelansicht abgebildete Bischof ist bekleidet mit einem schlichten roten Gewand, die bischöflichen Insignien wie Mitra und Krummstab fehlen. Rechts oberhalb des Kopfes in einer von Engeln gehaltenen Kartusche drei Vollwappen. Links daneben in acht Zeilen die gemalte Inschrift. Die Buchstaben der ersten Zeile sind durch Größe hervorgehoben. Worttrennungen am Zeilenschluß werden durch Doppelstriche angezeigt.

Maße: H.: 74 cm; B.: 54,4 cm;3) Bu.: 0,8–1,27 cm.

Schriftart(en): Kapitalis mit humanistischer Minuskel.

  1. EFFIGIES R(EVERENDISSI)mia) ET ILLVSTRIS / D(OMI)NI · D(OMINI) · GERARDI BARONIS DE MONTE / OLIM EP(ISCOP)I HILDESIMENSIS / ECC(LES)IAE. QVI HANC CARTVSIAM / IN HONORE B(EATAE) V(IRGINIS) MARIAE FVN=/DAVIT. ANNO. 1388. ET POST / MVLTA PRAECLARE GESTA OBIIT, / ANNO · 1398,

Übersetzung:

Bild des hochwürdigsten und erlauchten Herrn Herrn Gerhard Freiherrn vom Berge, früher Bischof der Hildesheimer Kirche, der diese Kartause zu Ehren der seligen Jungfrau Maria gegründet hat im Jahr 1388. Er starb, nachdem er viel Großartiges geleistet hatte, im Jahr 1398.

Wappen:
vom Berge4), Steinberg*5), Schwichelt*

Kommentar

Das Bild wurde möglicherweise nach einer älteren, bald nach dem Tod Gerhards vom Berge (vgl. Nr. 108) im Jahr 1398 entstandenen Vorlage gemalt,6) die Inschrift stammt hingegen aus dem 17. Jahrhundert, da die verwendeten Epitheta in Gedächtnisinschriften vor dem 16. Jahrhundert nicht üblich sind. Die zwei unteren Wappen sind den auch in der Inschrift Nr. 130 mit der Stiftung der Kartause in Verbindung gebrachten Adligen Cord von Steinberg und Hans von Schwichelt zuzuordnen.

Brandt erwägt die Entstehung dieses Bildes im Zusammenhang mit dem Wiederaufbau der abgebrannten Kirche des Kartäuserklosters im Jahr 1613.7) Der Stil der Wappendarstellung paßt zu diesem zeitlichen Ansatz.

Textkritischer Apparat

  1. R(EVERENDISSI)mi] Die beiden letzten Buchstaben hochgestellt.

Anmerkungen

  1. Inv. Nr.: 214. Im Dom-Museum existiert noch ein zweites, jüngeres Porträt Gerhards (Inv. Nr.: 213), für das das Bild (Inv. Nr.: 214) möglicherweise die Vorlage abgegeben hat (Kat. Schatzkammer auf Zeit, S. 205).
  2. Vgl. Kat. Schatzkammer auf Zeit, Nr. 78, S. 204–206.
  3. Maße einschließlich Rahmen.
  4. Wappen Berge (roter Flug). Hingegen Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 11 u. Tafel 23: waagerecht gelegter Flügel mit Kleestengel belegt, auf dem Helm ein Halbflug.
  5. Wappen Steinberg* linksgewendet.
  6. Kat. Schatzkammer auf Zeit, S. 206.
  7. Ebd., S. 205.

Nachweise

  1. Bertram, Bischöfe, Abb. gegenüber S. 82.
  2. Kat. Schatzkammer auf Zeit, S. 204, Abb. S. 205.

Zitierhinweis:
DI 58, Stadt Hildesheim, Nr. 769 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di058g010k0076908.